Mopsküsse: Roman (German Edition)
die Kreative hier und außerdem Partnerin. Sie hingegen sind als Sekretärin die Visitenkarte der Firma. Welches Bild wollen Sie so bitte transportieren?« Georgia redete sich in Rage. »Sie ziehen sich sofort etwas Adäquates an. So möchte ich Sie bei der Arbeit nicht sehen! Haben wir uns verstanden?«
Statt einer Antwort kam von Jenny jedoch nur noch ein Schluchzen. Sie griff ihren Mantel und rannte davon.
»Das hast du ja prima hingekriegt«, tönte Antonella, die gerade mit einer Tasse Kaffee aus der Küche kam. »Hat dir der Zahnarzt noch das letzte Quäntchen Freundlichkeit weggebohrt?«
»Jetzt werde nicht unsachlich.« Georgia funkelte Antonella an. »Dieses Outfit war indiskutabel. Das musst selbst du zugeben!«
»Komm, jetzt sei nicht so streng mit dem Mädchen. Ein dezenter Hinweis hätte auch gereicht. Das macht sie nur wegen Giovanni. Die Kleine ist verknallt in ihn, sie sagt, er sieht aus wie Luca Toni.«
»Schön, dass ich mir ausgerechnet von dir etwas über dezente Hinweise anhören muss«, giftete Georgia.
»Meine Güte, Georgia, du solltest wirklich mal wieder zum Yoga gehen. Mir scheint deine innere Mitte etwas aus dem Lot zu sein. Du lässt deine schlechte Laune an der armen Jenny aus, obwohl du eigentlich sauer auf Tim bist!« Antonella hatte Georgias Gezicke schon das ganze Wochenende ertragen müssen, und jetzt war es genug. Sie hielt Georgia einen kleinen Vortrag darüber, dass sie Tim zu viel Druck mache und es mit ihren übersteigerten Vorstellungen einer gelungenen Beziehung eindeutig übertreibe. »Freu dich einfach für ihn. Es ist doch schön, dass er so viel zu tun hat, dann geht mit der Band alles gut voran.«
Georgia wusste, dass Antonella im Grunde Recht hatte, konnte aber ihre düsteren Gedanken nicht so einfach abschütteln: »Warte nur mal ab. Ich kann dir sagen, wie das läuft: In zwei Wochen räumt er seine Sachen in unsere Wohnung, und er selbst ist nach wie vor nie da!«
»Wieso – was soll denn sein Kram bei uns? Will er bei Seth ausziehen?« Antonella war überrascht.
»Wie … Du weißt noch gar nichts?«
»Was weiß ich nicht?«
»Hm, ich dachte wirklich, ihr hättet längst geredet, das Ganze ist ja schließlich schon seit fast zwei Monaten fix.«
»Wovon bitte sprichst du?«, insistierte Antonella.
»Davon, dass Seth im April in die Staaten zurückgeht. Er hat ab der nächsten Saison einen Vertrag mit den Chicago Blackhawks.«
»Wie bitte?« Antonella war vor Wut knallrot angelaufen. »Das höre ich zum ersten Mal! Diesen Scheißkerl mach ich fertig!« Energisch griff sie nach dem Telefon und wählte Seths Nummer: »Oh, erstaunlich, der Herr geht mal an sein Handy!«, fuhr sie ihn aggressiv an, als er sich gemeldet hatte. »Willst du mir vielleicht etwas erklären? – Wie, was? Tu nicht so unschuldig, wie wäre es zum Beispiel mit deinem neuen Vertrag und dem Ende deines Frankfurter Gastspiels? – Ich will mich nicht beruhigen! Ich will dir die Eier bei lebendigem Leib abreißen …« Mitten in diese lautstarke Szene platzte ein leicht irritierter Giovanni.
»Was ist denn hier los?«, wollte er von Georgia wissen. »Draußen heult Jenny Rotz und Wasser und jammert: ›Frau Holtau war so gemein zu mir.‹ Und was hat meine Schwester für ein Problem? Ich dachte, wir haben hier unsere Wochenbesprechung!«
»Das sagt der Richtige: Wer ist denn wieder zu spät?«
»Habt ihr alle eure Tage, oder was?«, fragte Giovanni grinsend, duckte sich vor dem Locher, den die zornbebende Antonella nach ihm warf, und verschwand. Als er zehn Minuten später mit einer großen Tüte Croissants – »Friedensangebot!« – wieder zurückkam und für alle Kaffee machte, hatte sich die Stimmung etwas beruhigt, und der Montags-Jour-fixe konnte tatsächlich beginnen: Georgia listete die Anfragen auf, für die Antonella Objektbegehungen einplanen und Entwürfe fertigen musste, während sich Giovanni später um die Umsetzung und Handwerkerorganisation kümmern sollte. Es wurden Zeitpläne erstellt und Projektordner aktualisiert. Als letzter Punkt standen Giovannis Möbelkreationen auf der Tagesordnung. Unerwartet harmonisch entschied das Trio, wo genau die Musterstücke im Loft platziert werden sollten. Schließlich kam auch Jenny wieder, jetzt in weißer Bluse und schwarzer Hose.
»Wurde ja auch Zeit!« Georgia war immer noch ungnädig.
Seufzend stellte Giovanni der verstörten Sekretärin ein Schokocroissant und einen frischen Cappuccino auf den Schreibtisch. »Mach dir
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