Mopsküsse: Roman (German Edition)
ungehört gelöscht, die Briefe ungelesen zerrissen und die Blumen in die Mülltonne gestopft. Sie wusste nicht, was er ihr noch zu sagen hatte, von halbherzigen Entschuldigungen wollte sie jedoch nichts wissen. »Ich hatte von Anfang an Recht mit meiner Einschätzung. Der Mann bedeutet nichts als Ärger!«
»Trotzdem wird sich wohl nicht dauerhaft verhindern lassen, mit ihm zu sprechen. Aber du musst ja nichts überstürzen«, fügte Georgia noch hinzu, als sie sah, dass Antonella sich gerade zu größter Kampfbereitschaft aufblähte. »Wirklich dumm nur, dass Tim und ich ausgerechnet jetzt nach Hamburg müssen.«
»Wieso Hamburg?«, fragte Antonella irritiert.
»Das habe ich dir doch erzählt. Tim hat direkt nach unserer Verlobung seinen Vater in Kanada angerufen, damit er seine ganzen Sachen schickt. Und letzte Woche kam der Anruf vom Hamburger Hafen, dass sein Container da ist. Die meisten Sachen kommen per Spedition nach Frankfurt, aber den Porsche will Tim unbedingt selbst abholen. Und es hilft ja nichts – irgendwann muss ich ihn meinen Eltern vorstellen.«
»Ein Container? Wo soll denn das ganze Zeugs bei uns noch hinpassen?«
»Keine Sorge, viel ist es wohl nicht. Außerdem gäbe es dafür auch schon eine Lösung. Adrian...«
»Ich will den Namen nicht hören!«
»Also dann, der Nachlassverwalter deiner Tante hat mir erzählt, dass die Hamanns vom ersten Stock ausziehen. Und da dachte ich, dass Tim und ich vielleicht einfach die Wohnung übernehmen könnten.«
Georgia hatte kein gutes Gefühl, als sie, Tim und Hugo ein paar Tage später in den ICE nach Hamburg stiegen. Zum einen sorgte sie sich um Antonella, die den nahenden Auszug ihrer Mitbewohner gar nicht gut aufgenommen hatte, vor allem aber graute ihr vor dem Zusammentreffen mit ihren Eltern. Tim ließen diese Bedenken völlig kalt. Er freute sich wie ein kleines Kind darüber, endlich seinen schwarzen Porsche 356 abholen zu können. Der Wagen war sein ganzer Stolz, und selbst Georgia, obwohl kein Autofan, zeigte sich sehr angetan von dem wunderschönen Oldtimer. Tim hatte das Coupé vor Jahren von seinem Onkel geschenkt bekommen, nachdem der bei einem Unfall ein Bein verloren hatte. Onkel James hatte keine eigenen Kinder, und da Tim von klein auf das Auto bewundert hatte, machte er seinem Neffen eine Riesenfreude.
»Weißt du, er vergöttert dieses Auto«, erklärte Tim ernsthaft, als sie nach Erledigung aller Zollformalitäten endlich durch die Nachmittagssonne cruisten, »und es ist mir eine heilige Pflicht, es wie meinen Augapfel zu behandeln! Ich freue mich so, dass ich ihn endlich wiederhabe. Dieser Porsche ist wirklich mein wertvollster Schatz«, steigerte er sich in seine Schwärmerei hinein. Georgia schmunzelte amüsiert, doch Hugo ließ einen empörten kleinen Beller hören – der zwar einem anderen Hund auf dem Gehweg galt, Tim aber trotzdem auf seinen Fauxpas aufmerksam machte. »Äh, ich meine natürlich, du bist mein wertvollster Schatz, aber gleich danach kommt das Auto!« Er sah Georgia ein wenig verlegen an, die ihm zufrieden lächelnd seine widerspenstige Locke hinters Ohr strich und einen Kuss auf die Wange drückte.
Am nächsten Tag stand der Antrittsbesuch bei den Holtaus an. Auf dem Weg in die elegante, großzügige Villa in Blankenese versuchte Georgia, Tim vorzubereiten: »Weißt du, meine Eltern sind nicht ganz unproblematisch.«
»Ach Quatsch, Mütter lieben mich!«
»Ich befürchte, bei meiner ist das eher unwahrscheinlich.«
»Ist doch auch egal, Hauptsache, du liebst mich!« Tim war unerschütterlich.
Als sie das Tor passierten und nach der kurzen Auffahrt vor dem Haus parkten, sagte Tim: »Ich weiß gar nicht, was du hast, deine Eltern sehen doch sehr nett aus.« Er nickte freundlich dem älteren Ehepaar zu, das winkend hinter der niedrigen Buchsbaumhecke stand. Georgia, die nur die Eingangstüre der Villa im Blick hatte, fuhr herum. »Ach, das sind die Herzogs! Sie ist die Haushälterin, und er kümmert sich um den Garten. Die beiden sind schon ewig bei uns.« Auch sie winkte kurz hinüber. »Das da sind meine Eltern!«
Auf der säulenflankierten Treppe vor dem Entree waren Herr und Frau Holtau erschienen, Deutschlands drittgrößte Kaffeehändler.
»Erwarten die Staatsgäste?«, fragte Tim eine Spur erschrocken und linste bedauernd noch einmal zu den Herzogs hinüber. Georgias Vater, ein mittelgroßer, schlanker Mann mit interessanten Gesichtszügen und stechend blauen Augen, trug weiße Hose,
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