Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
die Winterlager an der Grenze zu überwachen, und dort war er von allen Neuigkeiten abgeschnitten. Gaius Marius, der zum Dienst nach Utika berufen worden war, hatte sich als Untergebener von Metellus Schweinebackes Sohn wiedergefunden. Dieser junge Mann, ganze zwanzig Jahre alt und Offiziersanwärter im persönlichen Stab seines Vaters, genoß sichtlich die Aufgabe, die Garnison von Utika zu befehligen und ihre Verteidigung zu organisieren. Marius mußte sich jetzt mit jeder Kleinigkeit, die mit der militärischen Planung von Utika zu tun hatte, an das unerträglich arrogante Ferkel wenden, wie der junge Metellus bald genannt wurde - und nicht nur von Marius. Marius war aber nicht allein für die Festung Utika zuständig, er mußte darüber hinaus all die Aufgaben erledigen, um die sich der Statthalter drücken wollte - Pflichten, die eher ein Quästor als ein erster Legat übernehmen sollte.
    Im Winterlager gingen die Wogen der Gefühle hoch, und Marius’ Selbstbeherrschung schwand rasch, vor allem seit der junge Metellus sich einen Spaß daraus machte, Marius zu ärgern. Nachdem das Ferkel gemerkt hatte, daß solche Scherze auch seinem Vater gefielen, gab es für ihn kein Halten mehr. Nach der Schlacht am Fluß Muthul, bei der die römischen Truppen nur knapp einer Niederlage entronnen waren, hatten Rutilius Rufus und Marius nicht mit Kritik an ihrem Feldherrn gespart, und Marius hatte Metellus ins Gesicht gesagt, daß sie den Krieg in Numidien nur gewinnen würden, wenn es gelänge, Jugurtha gefangenzunehmen.
    »Wie soll ich das machen?« hatte Metellus gefragt. Von seiner ersten Schlacht war er immerhin so weit ernüchtert, daß er zuhörte.
    »Mit List«, hatte Rutilius Rufus geantwortet.
    »Mit was für einer List?«
    »Das«, hatte Gaius Marius abschließend gesagt, »wirst du allein herausfinden müssen, Quintus Caecilius.«
    Aber jetzt, da alle wieder sicher in der Provinz Africa saßen und die Langeweile verregneter Tage und alltäglicher Pflichten ertragen mußten, hüllte sich Metellus in Schweigen. Zumindest hatte er so lange geschwiegen, bis es ihm gelungen war, Verbindung zu einem numidischen Adligen namens Nabdalsa aufzunehmen. Bei dem Gespräch mit Nabdalsa wollte er Marius unbedingt dabeihaben.
    »Warum?« fragte Marius barsch. »Kannst du deine Dreckarbeit nicht alleine machen, Quintus Caecilius?«
    »Glaub mir, Gaius Marius«, fauchte Metellus, »wenn Publius Rutilius hier wäre, würde ich dich nicht bemühen! Aber du kennst Jugurtha im Gegensatz zu mir, und das heißt vermutlich, daß du besser weißt als ich, was im Kopf eines Numiders vor sich geht. Ich will nur, daß du dabeisitzt, diesen Nabdalsa beobachtest und mir anschließend sagst, was du von ihm hältst.«
    »Es überrascht mich, daß du mir so viel Vertrauen schenkst und damit rechnest, daß ich dir ehrlich meine Meinung sage«, erwiderte Marius.
    Metellus zog verblüfft die Augenbrauen hoch. »Du bist hier, um gegen Numidien zu kämpfen, Gaius Marius. Warum solltest du mir nicht ehrlich deine Meinung sagen?«
    »Dann hol den Burschen herein, Quintus Caecilius, und ich werde mein Bestes tun.«
    Marius wußte einiges über Nabdalsa, obwohl er ihm noch nie begegnet war. Nabdalsa war Anhänger eines legitimen Anwärters auf den numidischen Thron, des Prinzen Gauda. Dieser lebte zu jener Zeit umgeben von königlicher Pracht in der blühenden Stadt, die unweit von Utika an der Stelle des alten Karthago entstanden war. Nabdalsa war also von Prinz Gauda gekommen und wurde von Metellus zu einer frostigen Audienz empfangen.
    Metellus weihte ihn in seine Überlegungen ein: Der beste und schnellste Weg, die numidische Frage zu lösen und Prinz Gauda auf den Thron zu bringen, sei die Gefangennahme von Jugurtha. Hatten Prinz Gauda - oder Nabdalsa - eine Idee, wie man sich Jugurthas bemächtigen könnte?
    »Am besten mit Hilfe von Bomilkar, Dominus «, sagte Nabdalsa.
    Metellus starrte ihn ungläubig an. »Bomilkar? Aber er ist doch Jugurthas Halbbruder, sein treuester Gefolgsmann!«
    »Im Augenblick sind die Beziehungen zwischen ihnen etwas gespannt«, sagte Nabdalsa.
    »Warum?« fragte Metellus.
    »Es geht um die Thronfolge, Dominus . Bomilkar möchte für den Fall, daß Jugurtha etwas zustößt, zum Regenten bestimmt werden. Aber Jugurtha will nichts davon hören.«
    »Zum Regenten, nicht zum Erben?«
    »Bomilkar weiß, daß er niemals Erbe werden kann, Dominus . Jugurtha hat zwei Söhne. Allerdings sind sie noch sehr klein.«
    Metellus

Weitere Kostenlose Bücher