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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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runzelte die Stirn und versuchte die Gedankengänge eines Mannes nachzuvollziehen, der aus einer ihm fremden Welt kam. »Warum ist Jugurtha dagegen? Ich hätte gedacht, Bomilkar wäre ein idealer Kandidat.«
    »Es ist wegen der Abstammung, Dominus «, sagte Nabdalsa. »Baron Bomilkar ist kein Nachfahr König Massinissas, und deshalb ist er nicht von königlichem Geblüt.«
    »Ich verstehe.« Metellus richtete sich auf. »Also gut, sieh zu, was du tun kannst. Versuche Bomilkar davon zu überzeugen, daß er sich mit Rom verbünden muß.« Er wandte sich an Marius. »Wie erstaunlich. Man sollte denken, ein Mann, der nicht hochgeboren genug ist, den Thron zu beanspruchen, sei der ideale Anwärter für eine Regentschaft.«
    »Bei uns wäre es so«, sagte Marius, »aber in Jugurthas Reich käme das einer Aufforderung gleich, Jugurthas Söhne zu ermorden. Denn wie könnte Bomilkar den Thron besteigen und eine neue Dynastie begründen, solange Jugurthas Söhne am Leben sind?«
    Metellus wandte sich wieder an Nabdalsa. »Vielen Dank, Baron Nabdalsa. Du kannst gehen.«
    Aber Nabdalsa zögerte noch. » Dominus «, sagte er, »ich möchte dich um einen kleinen Gefallen bitten.«
    »Und der wäre?« fragte Metellus ganz und gar nicht erfreut.
    »Prinz Gauda möchte dich gerne kennenlernen und fragt sich schon geraume Zeit, warum er noch keine Gelegenheit dazu hatte. Dein Jahr als Statthalter der Provinz Africa ist beinahe vorüber, und noch immer wartet Prinz Gauda auf eine Einladung von dir.«
    »Wenn er mich kennenlernen möchte, was hält ihn dann davon ab?« fragte Metellus verständnislos.
    »Er kann nicht einfach herkommen, Quintus Caecilius«, sagte Marius. »Du mußt eine formelle Einladung aussprechen.«
    »Ach so! Wenn es weiter nichts ist, werde ich eine Einladung aussprechen«, sagte Metellus und verbiß sich ein amüsiertes Lächeln.
    Und nachdem die Einladung tatsächlich am nächsten Tag zu Papier gebracht worden war, so daß Nabdalsa sie persönlich nach Karthago mitnehmen konnte, kam Prinz Gauda, um den Statthalter huldvoll zu begrüßen.
    Es wurde keine erfreuliche Zusammenkunft. Gauda und Metellus waren so verschieden, wie zwei Männer nur verschieden sein können. Gauda war schwach, kränklich und nicht sehr intelligent und benahm sich auf eine Weise, die er seinem Stand für angemessen, Metellus jedoch nur für unerträglich hochmütig hielt. Seit Metellus gehört hatte, daß es einer Einladung bedurfte, bevor der Prinz ihn besuchen konnte, rechnete er damit, daß der königliche Gast aus Karthago demütig, ja sogar unterwürfig auftreten würde. Mitnichten. Gauda eröffnete die Unterredung mit einem Wutausbruch, weil Metellus sich zu seiner Begrüßung nicht erhoben hatte, und beendete die Audienz nur wenig später, indem er hinausstolzierte und den Statthalter einfach sitzenließ.
    »Ich bin eine königliche Hoheit!« brüllte Gauda draußen Nabdalsa an.
    »Das wissen alle, Hoheit«, sagte Nabdalsa mit einer tiefen Verbeugung. »Aber die Römer haben ein seltsames Verhältnis zu Königen. Sie fühlen sich ihnen überlegen, weil sie ihre Könige vor vielen hundert Jahren vertrieben haben und sich seither selbst regieren.«
    »Von mir aus können sie verehren, wen sie wollen!« So leicht beruhigte sich Gauda nicht, dafür hatte man ihn zu sehr verletzt. »Ich bin der legitime Sohn meines Vaters, Jugurtha ist nur ein Bastard! Und wenn ich bei diesen Römern erscheine, dann sollen sie sich gefälligst zu meiner Begrüßung erheben, einen Thron für mich aufstellen und mir ihre hundert besten Soldaten als Leibwache mitgeben!«
    »Ganz recht«, pflichtete Nabdalsa seinem Herrscher bei. »Ich werde Gaius Marius aufsuchen. Vielleicht kann er Quintus Caecilius zur Vernunft bringen.«
    Jeder Numider kannte die Namen Gaius Marius und Publius Rutilius Rufus, denn Jugurtha hatte ihren Ruhm überall verbreitet, als er damals aus Numantia zurückgekehrt war, und er hatte beide bei seinem letzten Besuch in Rom oft aufgesucht.
    »Dann geh zu Gaius Marius«, sagte Gauda und zog sich zutiefst beleidigt nach Karthago zurück, wo er über das Unrecht nachgrübelte, das ihm Metellus im Namen Roms zugefügt hatte. Nabdalsa suchte inzwischen unauffällig ein Gespräch mit Gaius Marius.
    »Ich werde tun, was ich kann, Baron«, seufzte Marius.
    »Dafür wäre ich dir sehr dankbar, Gaius Marius«, sagte Nabdalsa überschwenglich.
    Marius grinste. »Dein königlicher Herr läßt dich dafür büßen, wie?«
    Nabdalsa antwortete mit

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