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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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mußte, dauerte es wiederum ziemlich lange, bis er begriff, was diese briefliche Schlacht bedeutete - und noch länger dauerte es, bis er etwas dagegen unternahm. Er, ein Caecilius Metellus, sollte in Rom in Mißkredit gebracht werden von einem eingebildeten Emporkömmling, einem wehleidigen Thronanwärter und ein paar gewöhnlichen Provinzkaufleuten? Unmöglich! So funktionierte Rom doch nicht! Rom gehörte ihm, Quintus Caecilius Metellus, nicht Gaius Marius.
    Regelmäßig alle acht Tage sprach Marius bei Metellus vor und verlangte, am Ende des Sextilis vom Dienst freigestellt zu werden. Und ebenso regelmäßig lehnte Metellus ab.
    Immerhin mußte man Metellus zugestehen, daß er sich mit wichtigeren Dingen zu beschäftigen hatte als mit ein paar schnöden Briefen, die in Rom auftauchten. Die meiste Zeit beschäftigte er sich mit Bomilkar. Nabdalsa hatte lange gebraucht, bis eine Unterredung mit Bomilkar einfädeln konnte, und dann noch länger, bis er eine geheime Zusammenkunft zwischen Bomilkar und Metellus arrangiert hatte. Aber Ende März war es endlich soweit. Bomilkar wurde in ein kleines Nebengebäude der Statthalterresidenz zu Utika eingeschmuggelt, und dort fand die Unterredung schließlich statt.
    Metellus und Bomilkar kannten sich natürlich ziemlich gut, denn Metellus hatte Jugurtha über Bomilkar während der letzten verzweifelten Tage in Rom auf dem laufenden gehalten, da der König die geheiligten Stadtgrenzen nicht hatte überschreiten dürfen.
    Bei dieser neuerlichen Begegnung verschwendete man nicht viel Zeit mit Höflichkeiten. Bomilkar war nervös, weil er fürchtete, seine Anwesenheit in Utika könne durchsickern, und Metellus war in seiner neuen Rolle als Anstifter zur Spionage noch unsicher.
    Metellus steuerte direkt auf sein Ziel zu. »Ich möchte diesen Krieg mit dem geringstmöglichen Verlust an Menschen und Material zum baldmöglichsten Zeitpunkt beenden«, begann er. »Rom braucht mich an wichtigeren Stellen als an einem so entlegenen Vorposten wie diesem.«
    »Ja, ich habe von den Germanen gehört«, entgegnete Bomilkar trocken.
    »Dann verstehst du meine Eile«, sagte Metellus.
    »Die verstehe ich sehr gut. Aber ich verstehe nicht, was ich dazu beitragen kann, die Feindseligkeiten hier abzukürzen.«
    »Man hat mich davon zu überzeugen versucht - und nach langen Überlegungen bin ich davon überzeugt -, daß der schnellste und beste Weg, das Schicksal Numidiens in einer für Rom günstigen Weise zu entscheiden, die Beseitigung König Jugurthas ist«, sagte Metellus.
    Bomilkar betrachtete ihn nachdenklich. Metellus war kein Gaius Marius, das wußte er wohl, Metellus war nicht einmal ein Rutilius Rufus. Er war stolzer, hochmütiger und sich seines Ranges viel bewußter, aber er war bei weitem nicht so ruhig und kompetent. Wie allen Römern bedeutete Rom ihm alles. Aber das Bild, das Caecilius Metellus von Rom hatte, unterschied sich stark von dem eines Gaius Marius. Bomilkar sah, daß der Metellus, der heute die Provinz Africa regierte, ein anderer war als der Metellus, den er früher in Rom gekannt hatte, und das verwirrte ihn. Bomilkar wußte zwar von den Briefen, aber er hatte keine Vorstellung, wie wichtig sie waren.
    »Es stimmt, Jugurtha ist die Quelle des numidischen Widerstandes gegen Rom«, sagte Bomilkar. »Du bist dir aber vielleicht nicht darüber im klaren, wie unbeliebt Prinz Gauda in Numidien ist. Numidien wird sich nie von einem Gauda regieren lassen, ob er nun legitimer Thronfolger ist oder nicht.«
    Als Metellus den Namen Gauda hörte, erschien ein Ausdruck tiefsten Widerwillens auf seinem Gesicht. »Pfui!« rief er mit einer wegwerfenden Handbewegung aus. »Ein Nichts, ein armseliges Würstchen von Mann, von einem Herrscher gar nicht erst zu reden!«
    Metellus’ hellbraune Augen ruhten abwägend auf Bomilkars düsterem Gesicht. »Sollte König Jugurtha etwas zustoßen, dann hatte ich - und natürlich auch Rom - eher daran gedacht, einen Mann auf den numidischen Thron zu setzen, den sein gesunder Menschenverstand und seine Erfahrung gelehrt haben, daß den numidischen Interessen am besten gedient ist, wenn sich der König mit seinem ganzen Land als getreuer Klient Roms versteht.«
    »Ich stimme dir zu, ich glaube auch, daß den numidischen Interessen auf diese Weise am besten gedient wäre.« Bomilkar machte eine Pause und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Würdest du mich als einen möglichen König von Numidien betrachten, Quintus Caecilius?«
    »Aber

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