MoR 01 - Die Macht und die Liebe
gewiß!« sagte Metellus.
»Gut! In diesem Fall werde ich gerne das Meine dazu beitragen, daß Jugurtha das Handwerk gelegt wird.«
»Und hoffentlich bald«, fügte Metellus mit einem verbindlichen Lächeln hinzu.
»Sobald es geht. Es hat keinen Sinn, einen Mordanschlag zu versuchen. Jugurtha ist zu wachsam, außerdem ist ihm seine königliche Garde treu ergeben. Auch ein Staatsstreich hätte wohl keinen Erfolg. Die meisten Adligen sind sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie Jugurtha Numidien bisher regiert hat - und mit seiner Kriegführung auch. Wenn Gauda eine verlockendere Alternative wäre, dann stünden die Dinge vielleicht anders. Ich«, hier zog Bomilkar eine Grimasse, »habe nicht das Blut Massinissas in meinen Adern, und das heißt, ich werde gewaltige Unterstützung von Rom brauchen, damit ich den Thron besteigen kann.«
»Aber was können wir wirklich tun?« fragte Metellus.
»Ich sehe nur einen Weg. Wir müssen Jugurtha in eine Lage bringen, in der er von römischen Soldaten gefangengenommen werden kann - ich meine nicht in einer offenen Schlacht, sondern in einem Hinterhalt. Dann kannst du ihn auf der Stelle töten oder in Haft nehmen und später mit ihm machen, was du willst«, schlug Bomilkar vor.
»Gut, Baron Bomilkar. Und du benachrichtigst mich früh genug, daß wir den Hinterhalt in Ruhe planen können?«
»Natürlich. Grenzüberfälle sind für so etwas ideal, und Jugurtha hat vor, viele Vorstöße selbst anzuführen, sobald der Boden trockener ist. Aber stell dir die Sache nicht zu einfach vor, Quintus Caecilius. Es kann sein, daß du mehrmals scheiterst, ehe du einen so gerissenen Mann wie Jugurtha gefangennehmen kannst. Schließlich kann ich mein eigenes Leben nicht aufs Spiel setzen - wenn ich tot bin, nützt das weder mir noch den Römern. Aber verlaß dich darauf, daß es mir über kurz oder lang gelingen wird, ihn in eine gute Falle zu locken. Nicht einmal Jugurtha ist unverletzlich.«
Alles in allem war Jugurtha sehr zufrieden mit dem Gang der Dinge. Zwar hatte Marius ihm mit überraschenden Einfällen in dichter besiedelte Gebiete des Reiches ziemlich zugesetzt, aber Jugurtha wußte besser als jeder andere, daß die unermeßliche Weite der numidischen Landschaft sein größter Vorteil und sein bester Schutz waren. Während den meisten Herrschern anderer Länder die besiedelten Gegenden am wichtigsten waren, lagen diese Gebiete Jugurtha weit weniger am Herzen als die ungezähmte Wildnis. Die Mehrzahl der numidischen Soldaten, auch die leichtbewaffnete Reiterei, die in der ganzen Welt berühmt war, stammte von Völkern ab, die tief im Inneren des Landes ein halbnomadisches Leben führten. Jugurthas Leute kamen sogar von der Südseite der mächtigen Bergkette, wo Atlas geduldig den Himmel auf seinen Schultern trug. Diese Stämme kannte man unter dem Namen Gaetuler und Garamanten. Jugurthas Mutter gehörte zum Stamm der Gaetuler.
Nach dem Fall von Vaga ließ der König alles Gold und alle Schätze aus sämtlichen Städten entlang der vermuteten Marschroute der Römer herausschaffen und an Orte wie Zama und Capsa bringen, abgelegene und schwer zugängliche Zitadellen auf unbesteigbaren Berggipfeln, die von den fanatisch treuen Gaetulern verteidigt wurden. Und Vaga war letztlich auch kein Sieg für die Römer.
Wieder einmal hatte sich Jugurtha einen Römer gekauft, den Garnisonskommandeur Turpillius. Den Freund von Metellus.
Aber etwas hatte sich verändert. Als die Regenfälle des Winters allmählich nachließen, wurde sich Jugurtha dieser Tatsache immer deutlicher bewußt. Etwas war anders, aber er konnte nicht genau sagen, was es war. Der Hof hatte keine feste Residenz, und Jugurtha zog ständig von einer Zitadelle zur nächsten und verteilte seine Frauen und Konkubinen gleichmäßig auf alle Orte, so daß ihn überall freudestrahlende Gesichter und liebende Arme erwarteten. Aber etwas stimmte nicht, Es hatte nichts mit seinen Plänen zu tun, nichts mit seinen Soldaten, nichts mit dem Nachschub, nichts mit der Treue seiner vielen Städte und Bezirke und Stämme. Was Jugurtha witterte, war kaum mehr als eine schwache Fährte, ein Hauch von Gefahr, ein warnendes Prickeln, das von einer Quelle in seiner Nähe ausging. Aber er brachte seine böse Vorahnung nicht im entferntesten damit in Zusammenhang, daß er Bomilkar nicht zum Regenten bestimmen wollte.
»Es ist etwas am Hof«, bemerkte er gegenüber Bomilkar, als sie Ende März von Capsa nach Cirta ritten. Ihre Pferde gingen im
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