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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Kreis um die Füße des Königs von Syrien gezogen hatte - ja, auch die Gefangennahme Jugurthas durch Lucius Cornelius Sulla würde von nun an eine der vielen Gute-Nacht-Geschichten sein. Mit wohligem Schaudern würden die Kinder von ihren Müttern hören, wie Sulla mitten durch Jugurthas Lager geritten war und wie klug er sich des Königs bemächtigt hatte.
    Da Sulla von Natur aus kein romantischer Träumer war, der Luftschlösser baute, fand er es nicht allzu schwierig, seine Gedanken von diesen Dingen zu lösen, als es an der Zeit war zu halten und abzusteigen. Während er immer in sicherem Abstand von Jugurtha blieb, löste er das Seil, das die vier Reservepferde mit Jugurthas Reittier verband, und jagte sie dann mit wohlgezielten Steinwürfen in verschiedene Richtungen davon.
    »Aha«, meinte Jugurtha, der beobachtete, wie Sulla etwas mühsam wieder auf sein Pferd kletterte. »Wir werden hundert Meilen zurücklegen, ohne die Pferde zu wechseln, was? Ich hatte mich schon gefragt, wie du mich auf ein anderes Pferd hieven wolltest.« Er lachte höhnisch. »Meine Kavallerie wird dich kriegen, Lucius Cornelius!«
    »Hoffentlich nicht«, erwiderte Sulla und zog das Pferd seines Gefangenen mit einem Ruck vorwärts.
    Anstatt weiter in nördlicher Richtung auf das Meer zuzuhalten, schwenkte Sulla nun nach Osten und überquerte eine kleine Ebene. Sie ritten durch die stille Nacht, der Weg war erhellt vom Mond, der hoch im Osten stand. Nach ungefähr zehn Meilen tauchte in der Ferne eine schwarze Gebirgskette auf, vor der sich in wildem Durcheinander einzelne, gigantische Felsbrocken auftürmten, die wenige verkrüppelte Bäume weit überragten.
    »Genau, wo es sein sollte!« rief Sulla erfreut und stieß einen schrillen Pfiff aus.
    Zwischen den Felsen strömte Sullas ligurische Kavallerie hervor und ritt schweigend auf ihn und seinen Gefangenen zu. Jeder Reiter führte zwei Reservepferde mit sich, auch für Jugurtha wurden zwei Tiere herangebracht und für Sulla zwei Maultiere.
    »Ich habe sie vor sechs Tagen hierher geschickt und ihnen befohlen, daß sie hier auf mich warten, König Jugurtha«, sagte Sulla. »König Bocchus hatte gedacht, ich wäre allein zu seinem Lager gekommen, doch wie du siehst, war dem nicht so. Publius Vagiennius folgte mir die ganze Zeit unbemerkt, und ich schickte ihn zurück, um diese Truppe zu holen und hier auf mich zu warten.«
    Nachdem er von seinem Gefangenen losgekettet war, überwachte Sulla, wie Jugurtha auf ein frisches Pferd gesetzt und an Publius Vagiennius gekettet wurde. Bald darauf ritten sie in nordöstlicher Richtung weiter und umgingen Jugurthas Lager in einem großen Bogen.
    »Ich nehme nicht an, königliche Hoheit«, fragte Publius Vagiennius mit feinfühliger Zurückhaltung, »daß du mir sagen könntest, wo ich in der Gegend von Cirta Schnecken finden kann? Oder vielleicht in einem anderen Teil Numidiens?«

    Ende Juni war der Krieg in Africa vorüber. Während Marius und Sulla ihre Angelegenheiten ordneten, wurde Jugurtha in einem angemessen bequemen Quartier in Utika untergebracht. Seine beiden Söhne, Iampsas und Oxyntas, leisteten ihm dort Gesellschaft, während sein Hof sich auflöste und das Gerangel um einflußreiche Posten unter dem neuen Herrscher begann.
    König Bocchus erhielt seinen Freundschafts- und Bündnisvertrag vom Senat, und der ewig kränkliche Prinz Gauda wurde König eines beträchtlich geschrumpften Königreichs Numidien. Da Rom zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt war und sich nicht darum kümmerte, seine africanische Provinz um mehrere hundert Meilen zu vergrößern, konnte sich Bocchus ungehindert diesen Teil Numidiens einverleiben.
    Sobald das Wetter es gestattete und genügend Schiffe beschafft waren, ließ Marius König Jugurtha und seine beiden Söhne auf dem Seeweg nach Rom - und damit in sicheren Gewahrsam - bringen. Die numidische Gefahr war ein für allemal gebannt.
    Quintus Sertorius reiste ebenfalls ab, nachdem er von Marius die Erlaubnis dazu bekommen hatte, denn er war fest entschlossen, in Gallia Transalpina gegen die Germanen zu kämpfen.
    »Ich bin ein Mann, der den Kampf braucht, Gaius Marius«, erklärte der ernsthafte junge contubernalis , »und hier ist der Kampf vorüber. Lege ein gutes Wort für mich bei deinem Freund Publius Rutilius Rufus ein und bitte ihn, daß er mich nach Gallien schickt!«
    »Gehe mit meinem Segen und meinem Dank, Quintus Sertorius«, sagte Marius mit ungewohnter Herzlichkeit. »Und grüße deine

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