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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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vielleicht tat sie es auf einer anderen, tieferen Ebene, denn Gaius Julius Caesar sollte sich als ein Mann erweisen, der ihren Idealen standhielt. Dies würde jedoch erst die Zeit zeigen, und im Augenblick war sie von dem länglichen Gesicht mit der römischen Nase, den tiefblauen Augen, dem dichten, welligen, goldenen Haar und dem schönen Mund vollständig in Bann geschlagen. Nach all ihren inneren Kämpfen, all den sorgfältigen und doch fruchtlosen Erwägungen löste sich ihr Problem auf die natürlichste und einfachste Art der Welt - sie verliebte sich.
    Natürlich unterhielten sie sich, sie verbrachten sogar einen ganz wunderbaren Abend. Rutilius Rufus stützte sich auf seinen linken Ellbogen und überließ ihnen das Feld, während er sich innerlich zu seiner klugen Idee gratulierte. Unter Hunderten junger Männer aus seiner Bekanntschaft hatte er den ausgewählt, der das Herz seiner Aurelia gefangennehmen würde. Selbstverständlich mochte er den jungen Gaius Julius Caesar außerordentlich gerne, und er war sicher, daß dieser in den kommenden Jahren seine hervorragenden Fähigkeiten unter Beweis stellen würde. Er vereinte alle Qualitäten eines großen Römers in sich, und er kam ja schließlich auch aus einer der besten Familien Roms. Und sollte die Neigung zwischen dem jungen Gaius und seiner Nichte sich vertiefen - woran Publius Rutilius Rufus keinen Zweifel hegte -, wären zwischen ihm und seinem alten Freund Gaius Marius verwandtschaftliche Bande geknüpft. Als echter Römer hatte Rutilius Rufus diesen Aspekt nicht übersehen und war äußerst erfreut darüber. Die Kinder des jungen Gaius Julius und seiner Nichte Aurelia würden Vettern und Cousinen der Kinder von Gaius Marius sein.
    Normalerweise war Aurelia zurückhaltend und hätte nie gewagt, jemanden auszufragen, doch diesmal vergaß sie ihre guten Manieren und stellte dem jungen Gaius Julius Caesar eine Frage nach der anderen. Sie erfuhr, daß er mit seinem Schwager Gaius Marius als zweiter Militärtribun in Africa gewesen und einige Male ausgezeichnet worden war - mit der corona muralis für die Schlacht um die Zitadelle am Mulucha, mit einem Banner für die erste Schlacht vor Cirta und mit neun silbernen phalerae nach der zweiten Schlacht vor Cirta. Nach einer schweren Verwundung am Oberschenkel in dieser zweiten Schlacht war er ehrenhaft entlassen und nach Hause geschickt worden. All dies brachte Aurelia nur mühsam in Erfahrung, denn Gaius Julius erzählte viel lieber von den Heldentaten seines älteren Bruders Sextus.
    In diesem Jahr, fand sie heraus, war er Münzbeamter, einer von drei jungen Männern, die in den Jahren, bevor sie Senatoren wurden, die Gelegenheit erhielten, etwas über Roms Wirtschaft zu erfahren, indem sie die Verantwortung für das Prägen der Münzen trugen.
    »Münzen verschwinden aus dem Umlauf«, sagte Gaius Julius, der noch nie zuvor eine so faszinierte und faszinierende Zuhörerin gehabt hatte. »Unsere Aufgabe ist es, neue Münzen prägen zu lassen - aber nicht einfach nach unserer Laune! Der Schatzmeister bestimmt, wie viele pro Jahr geprägt werden, und wir beaufsichtigen dann die Arbeiten.«
    »Aber wie können Münzen denn einfach verschwinden?« fragte Aurelia erstaunt.
    »Oh, sie können in ein Abflußloch fallen oder bei einem großen Feuer verbrennen, und manche nützen sich einfach ab«, sagte der junge Caesar. »Aber die meisten verschwinden, weil sie von jemandem gehortet werden. Und wenn Münzen gehortet werden, können sie ihre Aufgabe nicht erfüllen.«
    »Und was ist ihre Aufgabe?« fragte Aurelia, die noch nie viel mit Geld zu tun gehabt hatte, denn normalerweise erfüllten die Eltern ihre Wünsche, und überdies hatte sie keine großen Ansprüche.
    »Nun, sie müssen von Hand zu Hand gehen«, antwortete Gaius Caesar. »Das nennt man Zirkulation.«
    »Also macht ihr neue Münzen, um die zu ersetzen, die jemand hortet«, sagte Aurelia nachdenklich. »Aber die gehorteten Münzen sind doch immer noch da, nicht wahr? Was passiert, wenn plötzlich eine riesige Menge davon - äh - nicht mehr gehortet wird?«
    »Dann verliert das Geld an Wert.«
    Nach ihrer ersten Lektion in Wirtschaftslehre wollte Aurelia noch etwas über die praktische Seite des Prägens von Münzen erfahren.
    »Wir dürfen selbst entscheiden, was auf die Münzen geprägt wird«, erklärte Gaius Caesar eifrig.
    »Du meinst zum Beispiel die Siegesgöttin in ihrer biga ?«
    »Nun, es ist einfacher, einen zweispännigen Streitwagen auf

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