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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Gnaeus Mallius die militärischen Fähigkeiten dazu hatten! Aber eines ist unstreitig: Die Hauptschuld ist bei Quintus Servilius zu suchen. Denn er war nicht nur ein ebenso schlechter Befehlshaber wie Gnaeus Mallius, sondern er setzte sich auch über das Gesetz hinweg. Er stellte sich selbst über das Gesetz! Er glaubte, das Gesetz sei für weniger erlauchte Persönlichkeiten bestimmt als ihn. Ein wahrer Römer, Senatsvorsitzender Marcus Aemilius Scaurus«, und hier wandte sich Cotta direkt an den Vorsitzenden des Senats, der sich nach wie vor nicht rührte, »stellt das Gesetz über alles andere. Denn ein wahrer Römer weiß, daß es unter dem Gesetz keine Rangunterschiede gibt, weil das Gesetz Kontrolle und Ausgleich gerade in der Weise bereithält, daß ein Gleichgewicht geschaffen wird. Wir haben Roms Gesetz wohlüberlegt so gestaltet, daß sich kein Mann - keiner! - über die anderen erheben kann. Quintus Servilius Caepio benahm sich, als wäre er der Erste Mann Roms. Doch nach dem Gesetz kann es keinen Ersten Mann geben! Ich sage euch, Gnaeus Mallius war nur ein schlechter Befehlshaber, doch Quintus Servilius hat das Gesetz gebrochen.«
    Immer noch lag Stille über dem Senat. Cotta seufzte. »Arausio ist eine schlimmere Niederlage als Cannae. Unsere besten Männer sind tot. Ich weiß es, denn ich war dort. Vielleicht dreizehntausend Mann haben überlebt, die Unerfahrensten aus allen Legionen, und ihr Rückzug war nicht geordnet, sondern eine regellose Flucht. Sie warfen ihre Waffen und Rüstungen weg und schwammen über die Rhône in Sicherheit. Dort wandern sie jetzt ziellos am Westufer herum, und einigen Berichten zufolge haben sie solche Angst vor den Germanen, daß sie eher desertieren würde, als sich noch einmal geordnet in einer römischen Armee aufstellen zu lassen. Sextus Julius Caesar wurde von einem seiner eigenen Männer niedergeschlagen, als er versuchte, die Fliehenden aufzuhalten. Es freut mich, euch sagen zu können, daß er noch am Leben ist, ich selbst habe ihn auf dem Schlachtfeld gefunden, wo die Germanen ihn liegen ließen, weil sie ihn für tot hielten. Meine Begleiter und ich - neunundzwanzig Männer insgesamt - waren die einzigen, die sich um die Verwundeten gekümmert haben, fast drei Tage lang kam uns niemand zu Hilfe. Der allergrößte Teil der Männer, die auf dem Schlachtfeld lagen, war tot, doch zweifellos mußten einige nur deshalb sterben, weil nach der Schlacht niemand da war, der ihnen hätte helfen können.«
    Trotz seiner eisernen Selbstbeherrschung machte Metellus Numidicus eine Handbewegung, in der eine angstvolle Frage lag. Cotta sah die Geste und schaute Metellus Numidicus an, den Feind von Gaius Marius. Cotta hatte keine Sympathien für Gaius Marius.
    »Dein Sohn, Quintus Caecilius Metellus Numidicus, hat die Schlacht ohne Verletzungen überlebt, und er war beileibe kein Feigling. Er hat den Konsul Gnaeus Mallius Maximus und einige Angehörige seines Stabes gerettet. Gnaeus Mallius jedoch hat beide Söhne verloren. Von den vierundzwanzig Militärtribunen haben nur drei überlebt - Marcus Livius Drusus, Sextus Julius Caesar und der junge Quintus Servilius Caepio. Marcus Livius Drusus und Sextus Julius Caesar wurden schwer verwundet, der junge Quintus Servilius, der die unerfahrenste Legion kommandierte und dem Fluß am nächsten stand, überlebte, weil er an das andere Ufer schwamm. Unter welchen Umständen das geschah und ob er damit seine Ehre verloren hat, weiß ich nicht.«
    Cotta machte eine Pause und räusperte sich. Er fragte sich, ob Metellus Numidicus deshalb so erleichtert aussah, weil sein Sohn überlebt hatte oder weil er kein Feigling gewesen war. »Aber all diese glücklichen Einzelschicksale verblassen, wenn man sich vor Augen hält, daß kein einziger Zenturio mit etwas Kampferfahrung überlebt hat, und zwar in keiner der beiden Armeen. Rom hat keine ausgebildeten Offiziere mehr, patres conscripti ! Und die große römische Armee in Gallia Transalpina ist ausgelöscht.« Cotta schwieg einen Augenblick, dann fügte er hinzu: »Sie hat niemals existiert, dank Quintus Servilius Caepio.«
    Vor den großen Bronzetoren der curia hostilia gaben die vordersten, die alles verstehen konnten, Cottas Bericht an die hinteren Reihen weiter. Immer mehr Menschen strömten zusammen, die riesige Menge bedeckte inzwischen das ganze Argiletum - die Straße, die vom Forum Romanum in die Subura führte - und den Clivus Argentarius und den gesamten unteren Teil des Forums hinter

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