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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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durch den Kopf geschossen. Nun lehnte auch er sich zurück, schlug jedoch die Beine nicht übereinander. »Nun, mein lieber Lucius Marcius, es gibt in der Tat eine Kleinigkeit, die ich gerne von der Versammlung der Plebs verabschieden lassen würde, und zwar so, daß es möglichst wenig Wirbel darum gibt. Es wäre mir ein Vergnügen, dir bei der Behebung deiner finanziellen Schwierigkeiten behilflich zu sein - wenn du mir dafür Ärger bei meinen Gesetzen ersparst.«
    »Je größer dein Beitrag zu meiner Sache ausfällt, Gaius Marius, desto weniger Wirbel wird es um den Gesetzesvorschlag geben«, sagte Philippus mit breitem Lächeln.
    »Ausgezeichnet! Nenne deinen Preis«, verlangte Marius.
    »Du meine Güte! Wie unverblümt!«
    »Nenne deinen Preis«, wiederholte Marius.
    »Eine halbe Million«, gab Philippus zur Antwort.
    »Sesterze«, vergewisserte sich Marius.
    »Denare«, erwiderte Philippus.
    »Oh! Für eine halbe Million Denare würde ich wesentlich mehr verlangen als Kleinigkeiten«, sagte Marius.
    »Für eine halbe Million Denare, Gaius Marius, würdest du wesentlich mehr erhalten als Kleinigkeiten. Nicht nur meine Dienste während meiner Amtszeit als Tribun, sondern auch danach. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
    »Dann kommen wir ins Geschäft.«
    »Wie einfach!« rief Philippus aus und entspannte sich. »Nun, wie sieht die Kleinigkeit aus, bei der ich dir helfen kann?«
    »Ich brauche ein Ackergesetz«, sagte Marius.
    »Nicht einfach! Ganz und gar nicht einfach!« Philippus setzte sich auf, er sah fassungslos aus. »Wofür, um alles in der Welt, brauchst du ein Ackergesetz? Ich brauche Geld, Gaius Marius. Aber das nützt mir nur etwas, wenn ich noch am Leben bin und es ausgeben kann, nachdem ich meine Schulden bezahlt habe! Ich habe nicht die Absicht, mich auf dem Kapitol zu Tode prügeln zu lassen. Glaub mir, Gaius Marius, ich bin bestimmt kein zweiter Tiberius Gracchus!«
    »Es ist zwar ein Ackergesetz, ein Gesetz über Landverteilung, aber es geht nicht so weit, daß sich jemand dafür umbringen lassen müßte«, beruhigte ihn Marius. »Ich versichere dir, Lucius Marcius, ich bin kein Reforrner und kein Revolutionär. Ich habe anderes mit den Besitzlosen von Rom vor, als sie mit Roms kostbarem ager publicus zu beschenken. Ich werde sie als Soldaten verpflichten - sie sollen für das Land, das sie bekommen, hart arbeiten! Niemand wird etwas geschenkt bekommen, ohne etwas dafür zu leisten.«
    »Aber was für Land kann denn verschenkt werden, wenn nicht ager publicus ? Oder willst du, daß Rom mehr Land kauft? Oder sich auf andere Weise aneignet? Dafür braucht man erst einmal viel Geld.« Philippus war immer noch sehr beklommen.
    »Kein Grund zur Sorge«, sagte Marius, »das Land befindet sich bereits in römischem Besitz. Ich habe immer noch mein prokonsularisches imperium über Africa, somit steht es in meiner Macht, das von mir eroberte Land in der africanischen Provinz nach meinem Gutdünken zu nutzen. Ich kann es an meine Klienten verpachten, an den Höchstbietenden versteigern oder einem verbündeten König schenken. Ich muß nur erreichen, daß der Senat meine Entscheidung bestätigt.«
    Marius beugte sich vor und fuhr fort. »Ich habe nicht die Absicht, Metellus Numidicus oder seinesgleichen die Flanke zu bieten und zu warten, bis sie zustoßen. Also werde ich so handeln wie immer - streng nach dem Gesetz oder nach Sitte und Herkommen. Darum werde ich am Neujahrstag mein prokonsularisches imperium abgeben, und Metellus Numidicus hat das Nachsehen.
    Über den größten Teil des Landes, das ich in Africa für den Senat und das Volk von Rom erobert habe, konnte ich mit Zustimmung des Senats bereits verfügen. Aber da gibt es noch etwas, eine Sache, die ich nicht selbst ins Rollen bringen will. Und sie ist so knifflig, daß sie nicht in einem Zug durchgeführt werden sollte, sondern in zwei Etappen. Die erste im kommenden Jahr, die zweite ein Jahr später.
    Deine Aufgabe, Lucius Marcius, wird es sein, mit der ersten Etappe zu beginnen. Ich erläutere dir kurz, worum es geht. Meiner Meinung nach muß Rom, wenn es weiterhin gute Armeen aufstellen will, den Militärdienst für die Besitzlosen lohnend machen. Sie sollen nicht nur aus patriotischen Gefühlen in die Legionen eintreten, wenn Rom in Not ist - oder aus Langeweile in ruhigen Zeiten. Die übliche Entlohnung, ein bißchen Geld und ein kleiner Anteil an der Kriegsbeute, wird den Soldaten irgendwann einmal nicht mehr ausreichen. Wenn ihnen aber

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