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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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keine Römer, und sie werden nie Römer sein. Aber sie sind unsere kleinen Brüder auf der italienischen Halbinsel. Und ein Römer schickt seinen kleinen Bruder nicht in Schuldknechtschaft.«
    Marius ließ den wenigen Latifundienbesitzern unter den Senatoren keine Zeit zum Protest und kam zum Schluß: »Solange ich unseren Großgrundbesitzern noch keine germanischen Sklaven als Ersatz verschaffen kann, müßten sie sich italische Schuldsklaven als Arbeitskräfte suchen. Aber wir, eingeschriebene Väter, müssen heute feierlich beschließen - und die Volksversammlung muß den Beschluß bestätigen -, daß alle Sklaven italischer Herkunft frei sein sollen. Wir dürfen auch unseren ältesten und treusten Verbündeten nicht antun, was wir uns selbst nicht antun. Diese Sklaven müssen die Freiheit erhalten! Sie müssen nach Italien heimkehren können, um hier zu tun, was ihre natürliche Pflicht gegenüber Rom ist: In den römischen Hilfslegionen dienen.
    Man hat mir gesagt, daß es bei keinem italischen Volk mehr capite censi gibt, weil sie alle versklavt worden seien. Kollegen Senatoren, italische capite censi können sinnvoller eingesetzt werden als zur Bestellung der Felder. Können wir doch unsere Armeen nicht mehr aufstellen, weil die vermögenden Männer, die in ihnen gedient haben, zu alt sind oder zu jung - oder tot! Die Besitzlosen sind gegenwärtig unsere einzige Quelle für neue Soldaten. Meine tapfere africanische Armee - ausschließlich römische Proletarier - hat bewiesen, daß aus Proletariern ausgezeichnete Soldaten gemacht werden können. Und wie die Vergangenheit gezeigt hat, daß die vermögenden Männer der italischen Völker als Soldaten keinen Deut schlechter sind als die vermögenden Männer Roms, so werden die kommenden Jahre zeigen, daß die Proletarier der italischen Völker als Soldaten keinen Deut schlechter sind als die römischen Plebejer!«
    Marius stieg vom kurulischen Podium herab und trat in die Mitte des Saals. »Ich will diesen Beschluß, eingeschriebene Väter! Bekomme ich ihn?«
    Es war eine vorzügliche Inszenierung gewesen. Noch unter dem Eindruck der Gewalt von Marius’ Worten, stürzten die Senatoren sogleich zur Abstimmung, und Metellus Numidicus, der pontifex maximus Metellus Delmaticus, Scaurus, Catulus Caesar und andere versuchten vergeblich, sich Gehör zu verschaffen.
    Nach Auflösung der Senatssitzung gingen Publius Rutilius Rufus und Marius gemeinsam die wenigen Schritte zu Marius’ Haus. »Wie willst du die Latifundienbesitzer mit diesem Erlaß versöhnen?« fragte Rutilius Rufus. »Du weißt hoffentlich, daß du damit genau den Rittern und Geschäftsleuten auf die Zehen trittst, auf deren Unterstützung du am meisten angewiesen bist. Die ganzen Begünstigungen, die du in Africa an sie ausgeteilt hast, scheinen jetzt leere Worte zu sein. Weißt du überhaupt, wie viele italische Sklaven auf den Getreidefeldern arbeiten? Sizilien ist vollkommen von ihnen abhängig!«
    Marius zuckte die Schultern. »Meine Agenten sind bereits an der Arbeit, und ich werde es überleben. Wenn ich außerdem die letzten Monate in Cumae verbracht habe, heißt das nicht, daß ich dort untätig war. Ich habe Nachforschungen anstellen lassen, und die Ergebnisse sind sehr aufschlußreich, um nicht zu sagen hochinteressant. Jawohl, auf den Feldern arbeiten viele tausend Sklaven unserer italischen Bundesgenossen. Aber in Sizilien beispielsweise sind die weitaus meisten Sklaven Griechen. Und was die Provinz Africa betrifft, habe ich König Gauda aufgefordert, für Ersatz zusorgen, wenn die italischen Sklaven befreit sind. Gauda ist mein Klient, er hat also keine andere Wahl, als zu tun, was ich sage. Sardinien ist der schwierigste Fall. Dort kommen fast alle Sklaven aus Italien. Aber ich bin sicher, daß wir den neuen Statthalter, unseren geschätzten Proprätor Titus Albucius, dazu bewegen können, mein Anliegen nach Kräften zu fördern.«
    »Er hat mit Pompeius Schielauge aus Picenum einen recht hochnäsigen Quästor«, sagte Rutilius Rufus zweifelnd.
    »Quästoren sind wie Stechmücken«, sagte Marius verächtlich, »nicht geschickt genug, anderswohin zu fliegen, wenn man nach ihnen schlägt.«
    »Das ist nicht besonders schmeichelhaft für Lucius Cornelius!«
    »Er ist anders.«
    Rutilius Rufus seufzte. »Ich weiß nicht, Gaius Marius, ich weiß wirklich nicht! Ich hoffe nur, alles kommt so, wie du dir das vorstellst.«
    »Alter Zyniker«, sagte Marius liebevoll.
    »Dann schon besser alter

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