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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wenn er ärmer wäre - vulgärer könnte er ja nicht sein! Übrigens ist etwas faul mit Fimbria. Er ist seit neuestem ausgerechnet mit Gaius Memmius befreundet. Die zwei halten zusammen wie Pech und Schwefel, und eine Menge Geld wechselt den Besitzer, ohne daß klar ist, zu welchem Zweck.
    Auf jeden Fall räumte Lucullus bald in der Campania auf. Der junge Titus Vettius und die Offiziere und Soldaten seiner Sklavenarmee wurden hingerichtet. Lucullus wurde für seine Arbeit belobigt und waltete dann wieder seines Amtes als Rechtspfleger in Orten wie Reate.
    Aber habe ich Dir nicht vor einiger Zeit geschrieben, daß ich ein ungutes Gefühl bei den kleinen Sklavenaufständen in der Campania letztes Jahr hatte? Mein Gefühl hat mich nicht getrogen. Zuerst kam Titus Vettius. Und jetzt ist in Sizilien ein großer Sklavenkrieg ausgebrochen!
    Publius Licinius Nerva sah für mich immer aus wie eine Maus und bewegte sich auch so, aber wer hätte je gedacht, daß es gefährlich sein könnte, ihn als Prätor und Statthalter nach Sizilien zuschicken? Mäuseflink und akribisch, wie er ist, hätte dieser Posten ihm eigentlich auf den Leib geschneidert sein müssen: hierhin trippeln, dorthin trippeln, Vorräte für den Winter anlegen und umfangreiche, detaillierte Berichte schreiben, die Schwanzspitze in Tinte getaucht, die Barthaare vor Eifer zitternd.
    Es wäre ja auch alles gutgegangen, hätte es nicht dieses unglückliche Gesetz gegeben, das die versklavten italischen Bundesgenossen befreit. Prätor Nerva huschte also nach Sizilien und begann dort, die italischen Sklaven freizulassen, etwa ein Viertel aller Sklaven, die auf den sizilischen Getreidefeldern arbeiten. Er selbst fing in Syrakus an, sein Quästor am anderen Ende der Insel in Lilybaeum. Nerva arbeitete langsam und genau, schließlich war er Nerva - er hat übrigens ein hervorragendes System entwickelt, wie er Sklaven entlarvt, die sich als Italiker ausgeben und keine sind: Er stellt ihnen Fragen zum Land der Osker und zur allgemeinen Geographie unserer Halbinsel. Den Erlaß zur Befreiung der Sklaven veröffentlichte Nerva allerdings nur in Latein, weil er glaubte, auch das würde Betrüger ausschalten. Mit dem Ergebnis, daß die, die nur Griechisch konnten, sich die Bestimmungen von anderen übersetzen lassen mußten und die Verwirrung von Tag zu Tag größer wurde.
    In den letzten beiden Wochen des Monats Mai ließ Nerva in Syrakus etwa achthundert italische Sklaven frei, während sein Quästor in Lilybaeum noch auf Anweisungen wartete. Dann traf in Syrakus eine Abordnung der erzürnten Getreidebauern ein. Sie drohten Nerva für den Fall, daß er weiterhin ihre Sklaven freilassen sollte, alles Erdenkliche an, von einem Prozeß bis zur Entmannung. Nerva wich beim Anblick der fauchenden Katze eingeschüchtert zurück und machte sein Büro sofort zu. Weitere Sklaven sollten nicht freigelassen werden. Leider erreichte diese Anweisung seinen Quästor in Lilybaeum zu spät. Der Quästor war inzwischen des Wartens überdrüssig geworden und hatte auf dem Marktplatz von Lilybaeum ein eigenes Büro eingerichtet. Er hatte gerade angefangen, als er schon wieder schließen mußte. Die Sklaven, die auf dem Marktplatz anstanden, waren buchstäblich verrückt vor Wut und wälzten Mordgedanken in ihren Köpfen, als sie nach Hause gingen.
    Daraufhin brach am westlichen Ende der Insel ein Aufstand aus. Er begann mit der Ermordung zweier reicher Brüder, die in der Nähe von Halicyae riesige Latifundien bewirtschafteten, und breitete sich von dort immer weiter aus. Überall in Sizilien verließen Sklaven zu Hunderten und Tausenden ihre Höfe, einige von ihnen ermordeten zuerst noch ihre Aufseher und sogar ihre Besitzer. Dann versammelten sie sich im Heiligtum der Paliken, das meines Wissens ungefähr vierzig Meilen südwestlich des Ätna liegt. Nerva trommelte eine Bürgerwehr zusammen, eroberte im Sturm eine alte Zitadelle, in der sich flüchtige Sklaven verbarrikadiert hatten, und glaubte, damit den Aufstand niedergeschlagen zu haben. Er löste die Miliz wieder auf und schickte die Bürger nach Hause.
    Aber das war erst der Anfang. In der Nähe von Heracleia Minoa brach der Aufstand erneut aus, und als Nerva die Bürgerwehr wieder zusammenrufen wollte, stieß er auf taube Ohren. Er mußte auf eine kleine Kohorte von Hilfstruppen zurückgreifen, die am Fuß des Ätna stationiert war, in einiger Entfernung von Heracleia Minoa also. Diesmal siegte Nerva nicht. Die Kohorte wurde

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