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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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lassen«, sagte Drusus. Er legte die freie Hand an seine Wange, als wollte er feststellen, ob er noch lebte.
    Caepio bewegte sich und starrte die drei Männer verständnislos an. »Es war nur das Gold«, flüsterte er. »Sie haben nur an das Gold gedacht! Kein Wort von Arausio. Sie haben ihn nicht wegen Arausio verurteilt. Nur an das Gold haben sie gedacht!«
    »So ist der Mensch«, sagte Rutilius Rufus leise. »Gold ist ihm wichtiger als Menschenleben.«
    Drusus warf seinem Onkel einen scharfen Blick zu, aber wenn Ironie in Rutilius Rufus’ Worten gelegen hatte, merkte Caepio das nicht.
    »Gaius Marius ist an allem schuld«, sagte Caepio.
    Rutilius Rufus schob die Hand unter seinen Ellbogen. »Komm, Quintus Servilius. Marcus Aurelius und ich bringen dich zum Haus des jungen Marcus Livius.«
    Als sie die Treppe vor der Curia hinunterstiegen, löste sich Lucius Antistius Reginus aus der Gruppe, in der Lucius Cotta, Didius und Baebius zusammenstanden, und kam drohend auf Norbanus zu. Dieser wich zurück und ballte abwehrend die Fäuste.
    »Keine Sorge!« zischte Antistius. »Ich mache mir die Hände nicht schmutzig an jemandem wie dir, du Köter!« Antistius war ein großgewachsener Mann, in dessen Adern offensichtlich Keltenblut floß. Er baute sich vor Norbanus auf. »Ich gehe jetzt zu den Lautumiae und befreie Quintus Servilius. In der ganzen Geschichte unserer Republik hat noch nie jemand im Gefängnis sitzen müssen, bis er ins Exil ging, und ich werde nicht zulassen, daß Quintus Servilius der erste ist! Versuche ruhig, mich aufzuhalten! Ein Sklave bringt mir mein Schwert, und beim Jupiter, Gaius Norbanus, wenn du dich mir in den Weg stellst, bringe ich dich um!«
    Norbanus lachte rauh. »Nimm ihn doch mit!« sagte er. »Nimm Quintus Servilius mit zu dir nach Hause und wische ihm die Augen - und am besten auch gleich den Hintern! Seinem Haus würde ich allerdings nicht zu nahe kommen, wenn ich du wäre!«
    »Und laß dich für deine Dienste ordentlich bezahlen!« rief Saturninus Antistius hinterher. »Falls du es noch nicht weißt: Er zahlt in Gold!«
    Antistius drehte sich um und machte mit den Fingern seiner rechten Hand eine unmißverständliche Geste.
    Glaucia lachte. »Nein, das werde ich nicht!« brüllte er. »Daß du eine Tunte bist, heißt noch lange nicht, daß wir es auch sind!
    Gaius Norbanus war des Spaßes überdrüssig. »Kommt«, sagte er zu Glaucia und Saturninus, »gehen wir zum Essen nach Hause.«
    Scaurus war speiübel, aber er wäre lieber gestorben, als sich in aller Öffentlichkeit zu erbrechen. Obwohl ihm der Kopf schwirrte, zwang er sich, den drei Männern nachzusehen, die sich siegessicher und übermütig lachend entfernten.
    »Sie sind tollwütig«, sagte er zu Metellus Numidicus, dessen Toga mit Scaurus’ Blut befleckt war. »Sieh sie dir an! Werkzeuge des Gaius Marius!«
    »Kannst du schon stehen, Marcus Aemilius?« fragte Numidicus.
    »Erst muß sich mein Magen beruhigen.«
    »Ich sehe, daß Publius Rutilius und Marcus Aurelius den Sohn und den Schwiegersohn von Quintus Servilius nach Hause gebracht haben.«
    »Gut. Sie werden jemanden brauchen, der ein Auge auf sie hat. Ich habe noch nie eine Menschenmenge erlebt, die so nach Senatorenblut dürstete, nicht einmal in den schlimmsten Tagen des Gaius Gracchus.« Scaurus holte tief Luft. »Wir werden uns eine Weile zurückhalten müssen, Quintus Caecilius. Was wir auch tun, sie zahlen es uns doppelt zurück.«
    »Möge Quintus Servilius mitsamt dem Gold verrotten!« schimpfte Numidicus.
    Scaurus hatte sich inzwischen wieder etwas erholt und ließ sich auf die Füße helfen. »Du glaubst also, er hat es wirklich gestohlen?«
    Metellus Numidicus sah ihn verächtlich an. »Nimm mich nicht auf den Arm, Marcus Aemilius! Du kennst ihn ebenso gut wie ich. Natürlich hat er es genommen! Das verzeihe ich ihm nie. Es gehörte der Staatskasse.«
    Scaurus machte einige Schritte. Es kam ihm vor, als ginge er auf lauter verschieden hohen Wellen. »Die Schwierigkeit ist, daß wir keine Regeln im Senat haben, nach dem Männer wie du und ich Verräter in unseren eigenen Reihen bestrafen können.« Metellus Numidicus zuckte die Schultern. »So etwas kann es nicht geben, das weißt du selbst. Das hieße zugeben, daß unsere eigenen Männer manchmal nicht so sind, wie sie sein sollten. Und wenn wir mit unseren Schwächen öffentlich auspacken, sind wir am Ende.«
    »Ich bin lieber tot als am Ende.«
    »Ich auch.« Metellus seufzte. »Ich hoffe nur,

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