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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gemacht. Metellus Delmaticus - der neue Quirinus!« Saturninus schüttelte den Satz in seiner Tasse auf und goß ihn mit einer schnellen Bewegung auf einen leeren Teller. Entscheidend war, wie viele Arme von der Pfütze ausgingen. »Drei«, sagte Saturninus und fröstelte. »Die Zahl des Todes.«
    »Wo ist denn der Skeptiker auf einmal geblieben?« neckte ihn Glaucia.
    »Aber das ist doch ungewöhnlich, nur drei Arme.«
    Glaucia spuckte drei Traubenkerne auf den Teller und zerstörte die Form der Pfütze. »Da! Drei zunichte gemacht durch drei!«
    »Wir werden beide in drei Jahren tot sein«, sagte Saturninus.
    »Lucius Appuleius, du bist ein einziger Widerspruch! Du bist so weiß im Gesicht wie Lucius Cornelius Sulla, hast aber keine Entschuldigung dafür. Komm, es ist doch nur eine Runde cottabus !« Glaucia wechselte das Thema. »Ich stimme dir zu, ein Leben als Volksredner ist viel aufregender als ein Leben als Favorit der Konservativen. Mit dem Volk Politik zu machen, ist eine große Herausforderung. Ein Feldherr hat seine Legionen. Ein Demagoge hat nur seine Zunge.« Er kicherte. »War es nicht ein köstlicher Anblick, wie die Menge heute morgen Marcus Baebius vom Forum jagte, als er sein Veto einlegen wollte?«
    »Es war eine Augenweide!« Saturninus grinste, und die Erinnerung ließ ihn die unheilverkündenden Zahlen drei und dreiunddreißig vergessen.
    Glaucia wechselte wieder abrupt das Thema. »Hast du übrigens das neueste Gerücht vom Forum gehört?«
    »Du meinst, daß Quintus Servilius Caepio das Gold von Tolosa selbst gestohlen hat?«
    Glaucia sah enttäuscht aus. »Pluto soll dich holen. Ich dachte, du wüßtest es noch nicht!«
    »Manius Aquilius hat mir davon geschrieben. Er schreibt mir, wenn Gaius Marius keine Zeit hat. Und ich muß gestehen, daß mir das gar nicht unrecht ist, denn er schreibt viel besser als der große Feldherr.«
    »Aus Gallia Transalpina? Woher wissen denn die das?«
    »Das Gerücht kam von dort. Gaius Marius hat einen Gefangenen gemacht. Keinen geringeren als den König von Tolosa. Und der behauptet, Caepio habe das Gold gestohlen - sämtliche fünfzehntausend Talente.«
    Glaucia pfiff durch die Zähne. »Fünfzehntausend Talente. Kaum zu glauben, was? Fast ein bißchen zuviel - ich meine, jeder gesteht einem Statthalter gewisse Vergünstigungen zu, aber mehr Gold als der ganze Staatsschatz? Also das ist übertrieben, wirklich!«
    »Wahr gesprochen. Aber das Gerücht wird Gaius Norbanus helfen, wenn er Caepio anklagt. Es wird sich schneller in der ganzen Stadt verbreiten, als Metella Calva mit einem geilen Hafenarbeiter ins Bett springen kann.«
    »Der Vergleich gefällt mir!« lachte Glaucia. Dann sah er Saturninus geschäftig an. »Genug getratscht! Du und ich, wir haben mit dem Hochverratsgesetz und anderen Gesetzen genug zu tun. Wir dürfen nichts vergessen.«
    Saturninus und Glaucia machten sich an die Arbeit. Sie planten und koordinierten ihr Vorgehen so sorgfältig wie einen Feldzug. Sie wollten durchsetzen, daß Prozesse wegen Hochverrat künftig nicht mehr vor den Zenturien stattfinden sollten, weil sie dort nur allzu häufig in Sackgassen endeten oder auf unüberwindliche Mauern stießen. Ferner sollten Prozesse wegen Wucher und Bestechung der Kontrolle des Senats entzogen und die mit Senatoren besetzten Gerichte durch Rittergerichte ersetzt werden.
    »Zuerst müssen wir dafür sorgen, daß Norbanus Caepio in der Versammlung der Plebs anklagt«, sagte Saturninus. »Dazu braucht er einen zulässigen Grund - die Anklage darf nicht das Wort Verrat enthalten. Am besten bringen wir die Anklage jetzt gleich ein, wenn die Entrüstung des Volkes über Caepio wegen des gestohlenen Goldes auf dem Höhepunkt ist.«
    »In der Versammlung der Plebs hat so etwas noch nie funktioniert«, meinte Glaucia zweifelnd. »Unser hitzköpfiger Freund Ahenobarbus hat es einmal versucht. Er hat Silanus angeklagt, einen widerrechtlichen Krieg gegen die Germanen angefangen zu haben. Von Verrat war nicht die Rede, trotzdem hat die Volksversammlung den Antrag abgelehnt. Die Schwierigkeit ist, daß keiner Lust auf Hochverratsprozesse hat.«
    »Laß es uns trotzdem versuchen. Die Zenturien fällen erst dann einen Schuldspruch, wenn der Angeklagte selber sagt, daß er sein Land absichtlich zugrunde richten wollte. Natürlich ist keiner so dumm, daß er das zugibt. Gaius Marius hat recht. Wir müssen den Senatoren die Flügel stutzen und ihnen zeigen, daß sie nicht über Moral und Gesetz stehen.

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