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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wünschte sich, ihr Mann käme endlich nach Hause.
    »Warum denn das?«
    »Weil es dort ruhig und friedlich ist.« Servilia Caepionis hielt sich die Hand an die Stirn. »O je, ich fürchte, ich habe alles durcheinandergebracht. Ich hätte schwören können, daß Marcus Livius mir erzählt hat, du seist damit einverstanden gewesen.«
    »Ich hatte keine Ahnung«, entgegnete Caepio wütend. »Ich komme nach über eineinhalb Jahren nach Hause und freue mich darauf, von meiner Frau und meinen Kindern empfangen zu werden. Und was muß ich feststellen — sie sind nicht da! Das ist die Höhe! Was treiben sie in Tusculum?«
    Eine der herausragenden Tugenden der Männer aus dem Geschlecht der Servilii Caepionis, derer sie sich auch selbst rühmten, war ihre Treue gegenüber ihren Ehefrauen. Auch Caepio hatte die ganze Zeit über mit keiner anderen Frau geschlafen. Deshalb hatte er sich immer mehr auf seine Frau gefreut, je näher es auf Rom zuging.
    »Livia Drusa hatte Rom satt und zog in die Villa des alten Livius Drusus in Tusculum«, sagte Servilia Caepionis mit vor Aufregung klopfendem Herzen. »Wirklich, ich war der Meinung, du wüßtest Bescheid. Wie dem auch sei, der Aufenthalt auf dem Land hat Livia Drusa nicht geschadet. Im Gegenteil. Sie sieht besser aus und ist glücklicher denn je.« Sie lächelte ihren Bruder an. »Du hast einen kleinen Sohn, Quintus Servilius. Er ist letztes Jahr an den Kalenden des Dezember geboren worden.«
    Das war wirklich eine gute Nachricht, aber auch sie vermochte Caepios Wut über die Abwesenheit seiner Frau und den dadurch erzwungenen Aufschub seiner Befriedigung nicht zu beschwichtigen.
    »Schicke jemanden, der sie sofort zurückholt.«
    Als Drusus kurz darauf nach Hause kam, fand er seinen Schwager stocksteif im Arbeitszimmer sitzend vor. Caepio hatte kein Buch in der Hand und dachte nur an die Missetat seiner Frau Livia Drusa.
    »Was ist denn das für eine Geschichte mit Livia Drusa?« blaffte er Drusus an. Er ignorierte dessen zum Gruß ausgestreckte Hand und vermied den brüderlichen Begrüßungskuß.
    Drusus war bereits von seiner Frau gewarnt worden und blieb daher gelassen. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
    »Livia Drusa hat während deiner Abwesenheit auf meinem Gut in Tusculum gewohnt. Daran ist nichts Unschickliches. Sie hatte genug vom Stadtleben, das ist alles. Der Aufenthalt dort hat ihr ganz sicher gut getan. Es geht ihr sehr gut. Und du hast einen Sohn.«
    »Meine Schwester meint sich zu erinnern, ich hätte meine Einwilligung zu diesem Umzug gegeben«, sagte Caepio wutschnaubend. »Das habe ich nicht.«
    »Livia Drusa hat mir gesagt, du hättest deine Einwilligung gegeben«, gab Drusus unumwunden zu. »Das ist aber meiner Meinung nach gar nicht so wichtig. Ich nehme an, sie ist erst nach deiner Abreise auf den Gedanken gekommen und hat sich eben eine Menge Schwierigkeiten erspart, indem sie uns sagte, du hättest dich mit dem Umzug einverstanden erklärt. Wenn du sie erst gesehen hast, wirst du mir sicher zustimmen, daß sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Es geht ihr körperlich und geistig besser als je zuvor. Das Landleben ist ganz offensichtlich genau das richtige für sie.«
    »Ich werde sie bestrafen müssen.«
    Drusus zog eine Augenbraue hoch. »Das geht mich nichts an, Quintus Servilius. Ich möchte nichts davon wissen. Aber von deiner Reise kannst du mir erzählen.«

    Livia Drusa war zu Hause, als am späten Nachmittag dieses Tages die Sklaven, die sie nach Rom zurückbegleiten sollten, in Tusculum ankamen. Sie verzog keine Miene und sagte nur, sie werde am nächsten Tag um die Mittagszeit zur Rückfahrt nach Rom bereit sein. Daraufhin gab sie Mopsus alle nötigen Anweisungen.
    Das alte Gehöft in Tusculum glich inzwischen mehr einer ländlichen Villa mit einem Säulengarten und allen notwendigen sanitären Einrichtungen. Aber Livia Drusa eilte in ihr Zimmer, ohne einen Blick für die Schönheiten des Hauses zu haben, machte die Tür hinter sich zu, verschloß die Fensterläden, warf sich auf das Sofa und weinte. Das war das Ende! Quintus Servilius war wieder zu Hause, und zu Hause bedeutete für Quintus Servilius die Stadt. Er würde ihr nicht einmal erlauben, zu Besuch nach Tusculum zu kommen. Zweifellos wußte er bereits von ihrer Lüge über sein angebliches Einverständnis mit dem Umzug nach Tusculum. Bei seinem Temperament genügte das allein, um Tusculum für immer unmöglich zu machen.
    Cato Salonianus hielt sich dieser Tage nicht

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