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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Liste und werden aus sämtlichen Wohnorten latini- schen oder römischen Rechts ausgewiesen.«
    »Was passiert mit denen, die ihre Strafe nicht bezahlen können?« fragte Gnaeus Domitius Ahenobarbus, der Pontifex Maximus.
    »Sie werden für mindestens sieben Jahre in die Schuldknechtschaft des römischen Staates verkauft.«
    Gaius Marius erhob sich. »Darf ich sprechen, Lucius Licinius?«
    Crassus Orator hob verärgert die Arme. »Warum auch nicht, Gaius Marius? Vorausgesetzt natürlich, es kommt dir keiner zuvor.«
    Drusus beobachtete, wie Marius von seinem Platz zur Mitte des Saales ging. Sein Herz, das er nach dem Tod seiner Frau tot geglaubt hatte, pochte heftig. Marius war die einzige Chance. Gaius Marius, wenn ich dich auch als Mann nicht besonders schätze, sage jetzt bitte, was ich sagen würde, wenn ich nur sprechen dürfte! Denn wenn du es nicht tust, tut es keiner. Keiner.
    »Wie ich sehe, habt ihr dem hohen Haus eine wohldurchdachte Gesetzesvorlage unterbreitet. Das war auch gar nicht anders zu erwarten von zwei unserer fähigsten Männer auf diesem Gebiet. Diesem Gesetz fehlt nur noch eins, um es absolut wasserdicht zu machen, und das ist ein Passus, der eine Belohnung für die festsetzt, die Falschbürger anzeigen. Wirklich, ein bewundernswertes Gesetz. Aber ist es auch gerecht? Sollten wir darauf nicht vorrangig achten? Und mehr noch: Halten wir uns wirklich für so mächtig und sind wir wirklich so arrogant und so dumm, daß wir die Strafen, die darin vorgesehen sind, wirklich anwenden würden? Lucius Licinius hat in seiner Rede darauf hingewiesen, daß sich auf der italienischen Halbinsel von Gallien im Norden bis nach Bruttium und Calabria Zehntausende falscher Bürger in die Bürgerlisten eingetragen haben. Männer, die glauben, einen Anspruch auf Teilhabe an den inneren Angelegenheiten und Regierungsgeschäften Roms zu haben — warum sonst sollten sie das Risiko eingehen, falsche Angaben über ihren Bürgerrechtsstatus zu machen? Denn jeder in Italien weiß, welche Strafen bei Falschangaben drohen. Prügelstrafen, Entzug des Bürgerrechts für immer, und Geldstrafen, auch wenn normalerweise nicht alle drei Strafen bei einem Täter zur Anwendung kommen.« Marius wandte sich von den Senatoren auf der rechten Seite zu denen, die links saßen, und fuhr fort: »Und jetzt, eingeschriebene Väter, wollen wir also mit der ganzen Macht des Gesetzes gegen Zehntausende von Männern vorgehen. Gegen jeden einzelnen von ihnen und gegen seine Familie. Wir wollen ihn mit einer Prügelstrafe belegen, ihm eine so hohe Geldstrafe abverlangen, daß er sie unmöglich bezahlen kann, und ihn auf eine schwarze Liste setzen. Wir wollen diese Menschen aus ihren Häusern vertreiben, wenn sie in einem Ort römischen oder latinischen Rechts wohnen.«
    Er ging an den Sitzreihen vorbei zum offenen Portal, drehte sich um und sagte, an alle Senatoren gewandt: »Zehntausende, eingeschriebene Väter! Nicht ein Mann, oder zwei, drei, vier Männer, Zehntausende! Samt ihren Familien, Söhnen, Töchtern, Frauen, Müttern, Tanten, Onkeln, Basen, zusammen also noch Zehntausende mehr. Diese Menschen haben Freunde, vielleicht sogar Freunde, die rechtmäßig im Besitz des römischen oder latinischen Bürgerrechts sind. Außerhalb der Städte latinischen oder römischen Bürgerrechts sind sie und ihresgleichen sogar in der Mehrheit. Und wir, die Senatoren, sind dazu auserwählt — durch das Los? —, den Gerichten vorzusitzen und uns die gegen diese Menschen vorgebrachten Beweise anzuhören, ihnen die vorgeschriebenen Fragen zu stellen und dem Buchstaben der lex Licinia Mucia Genüge zu tun, indem wir die Straftäter bestrafen. Ich bewundere jeden, der den Mut hat, dieser Pflicht nachzukommen. Ich für meinen Teil werde mich mit einem neuen Schlaganfall aus der Affäre ziehen. Oder wollt ihr die in der lex Licinia Mucia vorgesehenen Sondergerichte durch bewaffnete Truppen vor dem Volkszorn schützen?«
    Marius ging langsam und bedächtig vor den Senatoren auf und ab, während er weiterredete. »Ist es denn wirklich ein so großes Verbrechen, ein Römer sein zu wollen? Es ist eigentlich keine Übertreibung zu sagen, daß wir praktisch die ganze Welt regieren. Wenn wir reisen, werden wir überall respektvoll behandelt, unser Wunsch ist überall Befehl, und selbst Könige beugen sich unseren Befehlen. Noch der geringste Römer, und sei er ein Angehöriger der mittellosen capite censi, ist mehr wert als jeder andere. Er mag noch so arm sein

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