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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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beherrschte sich. »Ich schwöre bei meiner toten Frau, daß ich mit den falschen Eintragungen in die römischen Bürgerlisten nichts zu tun habe. Aber es ist geschehen, und ich wußte sofort, wer dafür verantwortlich war. Es sind alle Führer der Italiker, nicht nur mein Freund Silo und sein Freund Mutilus. Und ich glaube nicht, daß sie ernsthaft hofften, dies würde unentdeckt bleiben. Ich glaube, sie wollten Rom damit zeigen, wie ernst es ihnen mit der Forderung nach dem römischen Bürgerrecht für alle Bewohner Italiens ist. Denn nur die Erfüllung dieser Forderung kann noch den drohenden Krieg verhindern.«
    »Sie sind auf einen Krieg doch gar nicht vorbereitet«, sagte Marius.
    »Da könntest du allerdings eine böse Überraschung erleben«, sagte Drusus. »Wenn ich Silos beiläufigen Bemerkungen Glauben schenken darf, und inzwischen bin ich der Meinung, daß ich das tun muß, dann bereiten sie sich schon seit Jahren auf einen Krieg vor. Ganz sicher seit der Schlacht bei Arausio. Ich habe keine Beweise, ich weiß nur, was für ein Mann Quintus Poppaedius Silo ist. Und deshalb glaube ich, daß sie sich aktiv auf einen Krieg vorbereiten. Die heranwachsenden Knaben werden, sobald sie siebzehn sind, auf den Kriegsdienst vorbereitet. Daraus kann den Italikern ja niemand einen Vorwurf machen. Sie müssen schließlich dafür sorgen, daß ihre jungen Männer für den Tag gerüstet sind, an dem Rom sie zum Kriegsdienst ruft. Auch können sie zu Recht behaupten, sie würden die Waffen und das Kriegsgerät nur für den Tag aufbewahren, an dem Rom die Hilfstruppen zusammenruft.«
    Marius stützte sich auf die Ellbogen und stöhnte. »Wie wahr, Marcus Livius. Trotzdem hoffe ich, daß du nicht recht hast. Denn mit römischen Legionen gegen Barbaren oder Fremde zu kämpfen, ist etwas anderes als gegen Italiker zu ziehen, die genauso kriegstüchtig sind wie wir und dieselbe Ausbildung haben. Die Italiker wären wirklich furchterregende Gegner, denn als solche haben sie sich ja bereits in der Vergangenheit erwiesen. Denkt nur, wie oft uns die Samniten bereits besiegt haben! Zwar haben wir sie zuletzt besiegt, aber Samnium ist ja nur ein Teil Italiens. Ein Krieg gegen das vereinte Italien könnte unser Ende sein.«
    »Das sehe ich genauso«, sagte Drusus.
    »Dann müssen wir sofort damit beginnen, für eine friedliche Integration der Italiker in den römischen Staat zu werben«, sagte Rutilius Rufus entschieden. »Wenn sie das wollen, dann sollen sie es haben. Ich war zwar nie ein überzeugter Befürworter des allgemeinen Bürgerrechts für ganz Italien, aber ich bin ein vernünftiger Mensch. Als Römer schmeckt es mir vielleicht nicht, aber als Patriot bleibt mir nichts anderes übrig. Ein Bürgerkrieg würde uns ruinieren.«
    »Bist du dir absolut im klaren über das, was du da sagst?« fragte Marius mit düsterer Stimme.
    »Absolut, Gaius Marius.«
    »Ich glaube, dann solltest du so bald wie möglich zu Quintus Silo und Gaius Mutilus reisen«, erklärte Marius. »Du mußt die beiden und über sie die anderen Führer der Italiker davon überzeugen, daß das allgemeine Bürgerrecht für ganz Italien trotz der lex Licinia Mucia nicht ein für allemal aus der Diskussion ist. Wenn sie den Krieg bereits vorbereiten, wirst du sie zwar nicht davon abbringen können, aber vielleicht kannst du sie davon überzeugen, daß ein Krieg wirklich nur das letzte Mittel sein darf und sie besser noch abwarten sollten. Sie sollen abwarten. Abwarten. Und mittlerweile werden wir dem Senat und der Volksversammlung zeigen, daß einige von uns entschlossen sind, das allgemeine Bürgerrecht für ganz Italien durchzusetzen. Und früher oder später, Marcus Livius, müssen wir einen Volkstribunen finden, der sich gleichfalls dafür einsetzt und die nötigen Gesetze vorbereitet, die ganz Italien römisch machen.«
    »Ich werde dieser Volkstribun sein«, sagte Drusus entschlossen.
    »Gut! Sehr gut!« sagte Marius zufrieden. »Niemand wird sich erdreisten, dich einen Demagogen zu schimpfen oder dir vorzuwerfen, du wolltest der dritten und vierten Klasse schmeicheln. Du wirst weit älter sein, als Volkstribunen normalerweise sind, und daher einen verantwortungsbewußten und reifen Eindruck machen. Du bist der Sohn eines konservativen Zensors, und die einzige liberale Tendenz, derer man dich bezichtigen kann, ist deine allseits bekannte Sympathie füf die Italiker.«
    »Aber dazu ist es noch zu früh«, sagte Rutilius Rufus energisch. »Wir müssen noch

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