Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Provinz verlassen, die keineswegs unterworfen war.
    Publius Crassus hatte seinen Triumph am Tag vor den Iden des Juni gefeiert. Noch bevor zwei Markttage vergangen waren, traf die Nachricht ein, die Lusitanier hätten sich mit erneuerter Kraft und Entschlossenheit erhoben. Der Prätor Publius Cornelius Scipio Nasica, der als kommissarischer Statthalter nach Hispania Ulterior entsandt worden war, erfüllte seine Pflichten so gut, daß viele schon daran dachten, seine Statthalterschaft um ein Jahr zu verlängern. Der Prätor gehörte einer mächtigen römischen Familie an, und dem Senat war daran gelegen, ihn nicht zu verstimmen. Das bedeutete, daß sich Sulla keine Hoffnung auf die Statthalterschaft in Hispania Ulterior mehr machen durfte.
    Im Oktober schwand auch die Hoffnung auf Hispania Citerior. Der von Titus Didius bevollmächtigte Quästor hatte dringend um Hilfe gebeten: von den Vasconen über die Cantabrer bis hin zu den Illergeten befand sich die ganze Provinz in Aufruhr. Sulla konnte sich nicht freiwillig zum Einsatz melden, da er Stadtprätor war. Tatenlos mußte er von der Prätorentribüne aus zusehen, wie der Konsul Gaius Valerius Flaccus eilends beauftragt wurde, nach Spanien zu marschieren.
    Was blieb noch übrig? Macedonia? Das war eine Konsulsprovinz, die nur selten einem Prätor übertragen wurde. In diesem Jahr war dort freilich der Stadtprätor vom Vorjahr eingesetzt worden, der homo novus Gaius Sentius, der sich schnell als brillanter Mann erwiesen hatte. Es war unwahrscheinlich, daß er mitten in einem Feldzug, den er mit seinem gleichermaßen fähigen Legaten Quintus Bruttius Sura begonnen hatte, abberufen würde. Und Asia? Sulla wußte, daß diese Provinz Lucius Valerius Flaccus versprochen war. Africa? Africa galt nichts mehr. Sizilien lag hinter dem Mond und war unwichtig, ebenso Sardinien und Korsika.
    Sulla, der dringend Geld brauchte, mußte also zusehen, wie ihm eine lukrative Statthalterschaft nach der anderen entglitt, während er auf Rom und die Gerichte beschränkt war. Das Konsulat war jetzt nur noch zwei Jahre entfernt, und unter den anderen Prätoren befanden sich Publius Scipio Nasica und jener Lucius Flaccus, der einflußreich genug war, um sich bereits jetzt die Statthalterschaft der Provinz Asia für das folgende Jahr zu sichern. Beide Männer hatten reichlich Geld für Bestechungen, und ein anderer Prätor, Publius Rutilius Lupus, war sogar noch reicher. Sulla wußte, daß er keine Chance hatte, wenn es ihm nicht gelang, im Ausland ein Vermögen zu sammeln.
    Nur sein Sohn hielt ihn bei Verstand; er hielt ihn davon ab, eine Dummheit zu begehen, durch die er seine Chancen völlig zunichte gemacht hätte. Metrobius wohnte in derselben Stadt, aber Sulla verdankte es seinem Sohn, daß er dem mächtigen Drang widerstehen konnte, Metrobius aufzusuchen. Außerdem war der Stadtprätor gegen Ende seines Amtsjahres in Rom allgemein bekannt — und Sulla war ohnehin eine auffallende Erscheinung. Die Anwesenheit seiner Kinder aber machte es ihm unmöglich, sein eigenes Haus für eine Zusammenkunft mit Metrobius zu nutzen, und Metrobius’ Wohnung auf dem Caelius-Hügel kam nicht in Frage. Leb wohl, Metrobius.
    Hinzu kam, daß auch Aurelia nicht mehr zur Verfügung stand. Gaius Julius Caesar war in diesem Sommer wieder nach Hause zurückgekehrt; die Freiheit der armen Aurelia hatte damit abrupt geendet. Sulla hatte sie einmal besucht, war von einer steifen Dame steif begrüßt und gebeten worden, nicht mehr wiederzukommen. Sie hatte sich nicht genauer erklärt, aber er hatte unschwer zusammenreimen können, was los war. Gaius Julius Caesar würde im November als Prätor kandidieren, und Gaius Marius würde sein immer noch beträchtliches Gewicht zu Caesars Gunsten einbringen. Caesars Frau würde deshalb zu den Frauen gehören, die in Rom mit größter Aufmerksamkeit beobachtet wurden, auch wenn sie in der Subura wohnte. Niemand hatte Sulla erzählt, welchen Aufruhr er unbeabsichtigt in der Familie des Gaius Marius während dessen Urlaub verursacht hatte, aber Sextus Caesars Frau Claudia hatte Aurelias Mann die Geschichte bei der Feier aus Anlaß von dessen Heimkehr als guten Witz erzählt. Obwohl alle die Angelegenheit für einen guten Witz hielten, hatte Caesar sie überhaupt nicht lustig gefunden.
    Den Göttern sei für den jungen Sulla gedankt! Nur der junge Sulla bot seinem Vater Trost. Sullas Wege waren versperrt, aber er schlug trotzdem nicht wild um sich, sondern war auf wunderbare

Weitere Kostenlose Bücher