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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Lutatius Catulus Caesar, der seltsam aussah.
    »Ich habe Schuld am selben Verbrechen wie ihr alle, eingeschriebene Väter. Nach dem Tod von Marcus Livius Drusus sprach keiner mehr davon, daß es Krieg geben würde. Ich glaubte schon, er habe sich geirrt. Als dann der Marser Silo nach Rom kam und danach immer noch nichts passierte, dachte auch ich allmählich, es sei nur eine leere Drohung gewesen, mit der sie sich das Bürgerrecht verschaffen wollten. Als der Abgesandte der Marser unserem Senatsvorsitzenden die Kriegserklärung überreichte, habe ich sie nicht beachtet, denn sie kam von einem einzigen italischen Stamm, und in der Abordnung waren acht vertreten. Im Innersten, das gebe ich freimütig zu, konnte ich einfach nicht glauben, daß es ein italischer Stamm hier und heute wagen würde, gegen uns ins Feld zu ziehen.«
    Er schritt durch die Halle bis vor das verschlossene Portal, von wo aus er das ganze Haus überblickte. »Was uns Servius Sulpicius heute erzählt hat, ändert alles. Und es wirft ein neues Licht auf die Ereignisse in Asculum Picentum. Asculum ist eine Stadt der Picenter. Nola ist eine Stadt der Samniten in der Campania. Beide sind weder römische noch latinische Kolonien. Ich meine, wir müssen jetzt davon ausgehen, daß sich Marser, Picenter und Samniten gegen Rom verbündet haben. Möglicherweise haben alle acht Stämme, die uns vor einiger Zeit eine Abordnung geschickt haben, an diesem Bündnis teil. Möglicherweise, so meine ich, haben die Marser, als sie dem Senatsvorsitzenden eine offizielle Kriegserklärung überreicht haben, uns über diese Tatsache in Kenntnis setzen wollen, während es die anderen sieben offenbar nicht kümmerte, ob wir davon wissen. Marcus Livius Drusus hat uns immer wieder vor einem bevorstehenden Krieg mit den italischen Bundesgenossen gewarnt. Jetzt glaube ich ihm. Allerdings meine ich, daß der Krieg nicht mehr nur bevorsteht.«
    »Willst du damit sagen, daß wir uns im Kriegszustand befinden?« fragte der Pontifex Maximus Ahenobarbus.
    »Ja, genau das, Gnaeus Domitius.«
    »Fahre fort, Gaius Marius«, forderte ihn Scaurus auf. »Ich möchte dich erst zu Ende hören, bevor ich selbst das Wort ergreife.«
    »Ich habe nur noch wenig zu sagen, Marcus Aemilius. Nur, daß wir mobilmachen müssen, und das sehr schnell. Daß wir heraus- bekommen müssen, wie groß die Liga gegen uns ist. Daß wir alle verfügbaren Truppen in Bewegung setzen müssen, um unsere Straßen zu sichern und den Zugang nach Campania freizuhalten. Daß wir erkunden müssen, wie die Latiner zu uns stehen und was mit unseren städtischen Kolonien in den feindlichen Gebieten geschieht, wenn der Krieg beginnt. Wie ihr wißt, habe ich große Ländereien in Etruria, ebenso Quintus Caecilius Metellus Pius und andere Caecilier. Quintus Servilius Caepio besitzt große Gebiete in Umbria, Gnaeus Pompeius Strabo und Quintus Pompeius Rufus beherrschen das nördliche Picenum. Ich meine, wir können Etruria, Umbria und das nördliche Picenum deshalb auf unserer Seite halten — wenn wir uns sofort auf den Weg machen und mit den dortigen Führern verhandeln. Was das nördliche Picenum angeht, so sitzen die dortigen Führer jedenfalls heute hier im Haus.«
    Marius nickte dem Senatsvorsitzenden Scaurus zu. »Ich stehe Rom selbstverständlich für einen Oberbefehl zur Verfügung.«
    Scaurus erhob sich. »Ich stimme Gaius Marius in allen Punkten zu, eingeschriebene Väter. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Obwohl mir bewußt ist, daß wir Februar haben, beantrage ich, daß der zweite Konsul die fasces an den ersten Konsul abgibt. In einer so ernsten Situation brauchen wir die Führung des ersten Konsuls.«
    Rutilius Lupus fuhr empört auf. Aber er hatte im Haus nur wenig Anhänger. Er bestand auf einer offiziellen Trennung der Aufgaben, doch das lehnte der Senat mit breiter Mehrheit ab. Wütend mußte er für Lucius Julius Caesar, den ersten Konsul, das Feld räumen. Zwar war Lupus’ Freund Caepio anwesend, aber es fehlten seine beiden anderen Freunde Philippus und Quintus Varius.
    Lucius Julius Caesar freute sich und zeigte sich sogleich des Vertrauens würdig, das ihm die Führer des Hauses entgegenbrachten. Noch am selben Tag fielen die wichtigsten Entscheidungen. Die Konsuln wollten beide ins Feld ziehen und die Regierung Roms dem Stadtprätor Lucius Cornelius Cinna überlassen. Zunächst mußte man sich um die Provinzen kümmern, denn angesichts der neuen Krise waren die früheren Verfügungen hinfällig.

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