Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Schwertern und andere Kriegsmaterialien aufkaufen sollen, und schicken Statthalter in Provinzen, die wir offiziell gar nicht so nennen. Fehlt nur noch, daß du vorschlägst, jeden männlichen römischen und latinischen Bürger unter fünfunddreißig einzuberufen!«
    »Das schlage ich in der Tat vor«, antwortete Lucius Caesar freundlich. »Du brauchst dir jedenfalls keine Sorgen zu machen, lieber Quintus Servilius. Du bist schon weit über fünfunddreißig.« Dann setzte er nach einer Pause hinzu: »An Jahren jedenfalls.«
    »Mir scheint«, sagte Catulus Caesar mit hochmütigem Ton, »Quintus Servilius könnte recht haben. Wohlgemerkt, ich sage nur könnte! Wir sollten uns sicherlich für den Augenblick mit den Leuten begnügen, die wir schon unter dem Adler haben. Weitere Vorbereitungen sollten wir erst treffen, wenn wir losmarschieren — und wenn es zu weiteren eindeutigen Erhebungen kommt.«
    »Wenn unsere Soldaten gebraucht werden, Quintus Lutatius, müssen sie kampfbereit und gerüstet sein!« sagte Scaurus unwirsch. »Sie müssen ausgebildet sein.« Er drehte den Kopf den beiden Männern neben sich zu. »Gaius Marius, wie lange dauert es, bis man einen frisch ausgehobenen Rekruten zu einem tüchtigen Soldaten gemacht hat?«
    »Bis man ihn in die Schlacht schicken kann — hundert Tage. Aber dann ist er noch kein tüchtiger Soldat, Marcus Aemilius. Das wird er in der ersten Schlacht«, sagte Marius.
    »Ist es in weniger als hundert Tagen zu schaffen?«
    »Ja, wenn das Rohmaterial gut und die ausbildenden Zenturionen überdurchschnittlich sind.«
    »Dann suchen wir am besten nach überdurchschnittlichen Zenturionen für die Ausbildung«, sagte Scaurus.
    »Ich schlage vor, daß wir zum Ausgangspunkt zurückkehren«, mahnte Lucius Caesar bestimmt. »Wir sprachen über einen praefectus fabrum aus den Reihen des Senats, der die Waffen und Ausrüstungen für zukünftige Legionen beschaffen soll. Meiner Meinung nach sollten wir für diese besonders wichtige Aufgabe mehrere Kandidaten nominieren. Der Wahlsieger soll sich dann seinen eigenen Stab zusammenstellen, und zwar, meine ich, aus den Senatoren. Ich schlage vor, wir nominieren nur Männer, die sich aus irgendeinem Grund fürs Feld nicht eignen. Ich bitte um Vorschläge!«
    Die Aufgabe wurde dem Sohn von Gaius Cassius’ erstem Legaten übertragen, Lucius Calpurnius Piso Caesoninus. Sein Vater war bei Burdigala in eine Falle der Germanen gegangen und getötet worden. Piso selbst war ein Opfer jener seltsamen Krankheit, die im Sommer Kinder befällt. Er zog das linke Bein nach und konnte daher nicht im Feld kämpfen. Aber er war ein intelligenter junger Mann, verheiratet mit der Tochter des Publius Rutilius Rufus, der jetzt in Smyrna im Exil lebte. Piso hatte durch den frühen Tod seines Vaters sehr gelitten, vor allem im Hinblick auf seine finanzielle Situation. Als er nun erfuhr, daß er mit der Beschaffung der gesamten Ausrüstung für das Heer beauftragt wurde und seine Mitarbeiter selbst auswählen konnte, leuchteten seine Augen. Wenn er nicht Rom gute Dienste leisten und zugleich den eigenen leeren Beutel füllen würde, dann sollte ihn der Erdboden verschlucken! Doch Piso lächelte still in sich hinein und war sicher, daß er für beide Aufgaben taugte.
    »Dann kommen wir zum Oberbefehl und der Verteilung der Streitkräfte«, sagte Lucius Caesar. Er war langsam erschöpft, wollte die Sitzung aber nicht beschließen, bevor das letzte Thema angesprochen war.
    »Wie organisieren wir uns am besten?« fragte er.
    Eigentlich hätte er die Frage direkt an Gaius Marius richten müssen, aber Lucius Caesar war kein Freund von Gaius Marius. Im übrigen hielt er Marius nach seinem Schlaganfall und in seinem Alter nicht mehr für denselben Mann wie früher. Marius hatte bereits als erster gesprochen. Er hatte etwas zu sagen gehabt, zugegeben. Lucius Caesars Augen glitten langsam und fragend über die Gesichter in den Reihen auf beiden Seiten hinweg. Dann schickte er seiner Frage nach der Organisation rasch eine Aufforderung nach, damit Marius keine Zeit für eine Antwort blieb.
    »Lucius Cornelius mit dem Beinamen Sulla, ich würde gerne deine Meinung hören«, sagte der Konsul betont deutlich. Der Stadtprätor hieß ebenfalls Lucius Cornelius und trug den Beinamen Cinna.
    Sulla war verblüfft, daß gerade er nach der Meinung gefragt wurde. Aber er hatte eine Antwort parat. »Wenn der Feind aus den acht Stämmen besteht, die uns eine Abordnung geschickt haben, dann

Weitere Kostenlose Bücher