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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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»Ich bin hier, um deine Pläne auszuführen. Du sagst mir, wer mit wem wohin geht, und ich habe die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß deine Befehle ausgeführt werden. Du mußt nicht fragen, so wenig wie ich etwas sagen muß.«
    »Wen habe ich eigentlich nach Beneventum geschickt?« fragte Lucius Caesar. Er war sich bewußt, daß seine Schwächen ans Tageslicht kamen. Mit dem Oberbefehl war er überfordert.
    Sulla war keineswegs überfordert, aber er ließ sich die Genugtuung nicht anmerken. Früher oder später würden Lucius Caesar die Aufgaben über den Kopf wachsen, und dann war er an der Reihe. Er ließ Lucius Caesar nach Nola ziehen, obwohl er wußte, daß es nur für kurz und völlig sinnlos sein würde. Und er behielt recht: Als die Belagerung Aesernias bekannt wurde, marschierte Lucius Caesar nach Capua zurück und beschloß, zum Entsatz nach Aesernia zu marschieren. Freilich befand sich die Kernregion der Campania um den Volturno im offenen Aufstand. Überall lagerten die Legionen der Samniten, und das Gerücht ging um, daß Mutilus nach Beneventum unterwegs sei.
    Die nördliche Campania war noch sicher und größtenteils Rom ergeben. Lucius Caesar führte seine beiden Veteranenlegionen durch Teanum Sidicinum und Interamna, da er über befreundetes Gebiet nach Aesernia vorrücken wollte. Er wußte nicht, daß der Marser Publius Vettius Scato aus der Belagerungsfront gegen Pompeius Strabo in Firmum Picenum ausgeschert war und am Westufer des Sees Ficinus entlang ebenfalls auf dem Weg nach Aesernia war. Er marschierte den Liri hinab an Sora vorbei und stieß zwischen Atina und Casinum auf Lucius Caesar.
    Keine der beiden Seiten war auf die Begegnung gefaßt. Beide gerieten unvorbereitet in eine Schlacht, dazu in einer Schlucht, was alles noch schlimmer machte. Lucius Caesar unterlag. Er floh nach Teanum Sidicinum und ließ zweitausend wertvolle Veteranen tot auf dem Schlachtfeld zurück, während Scato ungehindert nach Aesernia weitermarschierte. Diesmal durften die Italiker einen klaren Sieg für sich beanspruchen, und das taten sie auch.
    Die Städte im Süden der Campania hatten die römischen Herrschaft nie richtig anerkannt und erklärten sich jetzt der Reihe nach für Italia, so auch Nola und Venafrum. Marcus Claudius Marcellus befreite sich und seine Truppen vor dem heranrückenden Heer der Samniten aus Venafrum, doch statt sich in eine sichere römische Stadt wie Capua zurückzuziehen, beschlossen Marcellus und seine Männer, nach Aesernia zu gehen. Als sie dort eintrafen, war die Stadt völlig von Italikern umzingelt, auf der einen Seite von Scato mit den Marsern, auf der anderen von Samniten. Allerdings war die Wache unaufmerksam, und das nutzte Marcellus aus. Es gelang allen Römern, bei Nacht in die Stadt einzudringen. Aesernia hatte damit einen tapferen und fähigen Oberbefehlshaber und zehn Kohorten römischer Legionäre.
    Niedergeschlagen und erschreckt kam Lucius Julius Caesar in Teanum Sidicinum wieder zur Besinnung und leckte sich nach der Niederlage wie ein alter Hund die Wunden. Sofort brachen die schlechten Nachrichten über ihn herein. Venafrum sei übergelaufen, Aesernia schwer belagert, Nola halte zweitausend römische Soldaten mitsamt dem Prätor Lucius Postumius gefangen. Publius Crassus und seine beiden Söhne seien von den Lukanern, die sich inzwischen ebenfalls erhoben hätten, unter ihrem höchst fähigen Anführer Marcus Lamponius in Grumentum eingeschlossen worden. Gewissermaßen zum krönenden Abschluß berichteten Sullas Spione, die Apulier und Venusiner stünden kurz davor, sich ebenfalls für Italia zu erklären.

    Doch war das alles nichts, verglichen mit der Misere des Publius Rutilius Lupus genau im Osten von Rom. Angefangen hatte es damit, daß Gaius Perperna in den zusätzlichen Februartagen statt mit zwei Veteranenlegionen mit einer Legion unausgebildeter Rekruten eingetroffen war. Dann ging es nur noch steil bergab. Während Marius und Caepio mit Feuereifer Rekruten aushoben und ausrüsteten, lieferte sich Lupus mit dem römischen Senat eine Schlacht mit der Feder. Es gebe unter seinen Streitkräften aufrührerische Elemente, sogar in den Reihen der Legaten, kritzelte Lupus wütend. Was gedenke der Senat zu tun? Wie solle er Krieg führen, wenn ihm die eigenen Leute feindlich gesonnen seien? Wolle Rom nun, daß Alba Fucentia gesichert werde oder nicht? Und wie solle er das ohne einen einzigen erfahrenen Legionär bewerkstelligen? Wann werde etwas unternommen, um

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