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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Pompeius Strabo zurückzurufen? Und wann wolle man Pompeius Strabo den Prozeß wegen Verrats machen? Wann werde der Senat seine beiden Veteranenlegionen von Pompeius Strabo zurückbekommen? Und wann werde man ihn von Gaius Marius befreien, dieser unerträglichen Laus?
    Lupus und Marius lagerten an der Via Valeria vor Carseoli. Das Lager war sehr gut befestigt, weil Marius die Rekruten graben ließ — zur Stärkung der Muskeln, wie er Lupus stets versicherte, wenn dieser sich darüber beklagte, daß die Männer gruben, statt zu exerzieren. Caepio lagerte ebenfalls an der Via Valeria, aber weiter unten vor der Stadt Varia. In einer Hinsicht hatte Lupus ganz recht: Jeder sah nur seinen eigenen Standpunkt. Caepio hielt sich von Carseoli und seinem Befehlshaber möglichst fern, weil er, wie er sagte, die vergiftete Atmosphäre im Kommandozelt nicht ertrage. Und da Marius stark vermutete, daß sein Befehlshaber, sobald er bei der Parade genug Soldaten zählte, gegen die Marser ziehen würde, nörgelte er unablässig. Die Truppen seien hoffnungslos unerfahren und müßten die gesamten hundert Tage ausgebildet werden, bevor man sie in die Schlacht schicken könne, zudem sei die Ausrüstung größtenteils unbrauchbar. Und Lupus solle sich endlich mit der Sachlage abfinden und aufhören, endlos wegen der gestohlenen Veteranenlegionen über Pompeius Strabo herzuziehen.
    Lucius Caesar war wankelmütig, Lupus hingegen rundweg unfähig. Er besaß kaum militärische Erfahrung und gehörte zu jenem Schlag von Befehlshabern, die es sich im Lehnstuhl bequem machen und meinen, sobald der Feind einen ersten Blick auf eine römische Legion geworfen hat, sei die Schlacht entschieden — natürlich zugunsten Roms. Und für die Italiker, die er ausnahmslos als Hinterwäldler betrachtete, hatte er nur Verachtung übrig. Wenn es nach ihm ging, konnte man losmarschieren, sobald Marius vier Legionen zusammengetrommelt und bewaffnet hatte. Doch Lupus machte die Rechnung ohne Marius, der an seinem Standpunkt eisern festhielt: Die Soldaten hatten Kampfhandlungen so lange fernzubleiben, bis sie anständig ausgebildet waren. Als Lupus Marius den direkten Befehl gab, auf Alba Fucentia zu marschieren, weigerte sich Marius geradeheraus. Und wenn Marius etwas ablehnte, schlossen sich die zweiten Legaten an.
    Weitere Briefe gingen nach Rom mit der Beschwerde, die Legaten verweigerten den Gehorsam und meuterten offen. Der Drahtzieher sei Gaius Marius, immer wieder Gaius Marius.
    Trotzdem konnte sich Lupus bis Ende Mai nicht von der Stelle rühren. Dann berief er einen Rat ein und wies Gaius Perperna an, mit der Rekrutenlegion aus Capua und irgendeiner anderen Legion über den westlichen Paß der Via Valeria entlang ins Land der Marser einzumarschieren. Das Ziel sei Alba Fucentia, das er im Falle einer Belagerung durch die Marser entsetzen oder vor einem Angriff der Marser schützen wolle. Marius war wieder dagegen, doch diesmal setzte man sich über ihn hinweg. Lupus konnte sich mit Recht darauf berufen, daß die Rekruten die nötige Ausbildungszeit gehabt hätten. Perperna und seine beiden Legionen marschierten die Via Valeria hinauf.
    Der westliche Paß war eine Felsschlucht in über tausend Metern Höhe, der Schnee vom Winter war noch nicht ganz weggeschmolzen. Da die Truppen murrten und über die Kälte klagten, versäumte es Perperna, der mehr an das Wohlergehen als an das Leben der Männer dachte, ausreichend Späher an den Aussichtspunkten zu postieren. Wo die Schlucht am engsten wurde, fielen vier siegesdurstige Legionen der Paeligner, angeführt von Publius Praesenteius, über die Kolonne der Römer her. Ihr Sieg war ebenso vollständig wie leicht errungen. Am Ende des Gemetzels lagen viertausend tote römische Soldaten in der Schlucht, und Praesenteius konnte ihnen in aller Ruhe die Waffen und Rüstungen abnehmen. Auch die Ausrüstungen der sechstausend überlebenden Männer fielen Praesenteius in die Hand: Sie hatten sie weggeworfen, damit sie schneller davonlaufen konnte. Perperna war einer der schnellsten Läufer.
    Perperna wurde in Carseoli von Lupus degradiert und unehrenhaft nach Rom zurückgeschickt.
    »Das ist eine Dummheit, Lupus«, sagte Marius, der schon lange nicht mehr so höflich war, den Befehlshaber mit Publius Rutilius anzusprechen. Es schmerzte, einen so geschätzten Namen in einem so unwürdigen Zusammenhang auszusprechen. »Du kannst Perperna nichts vorwerfen, er ist Anfänger. Du allein hast Schuld. Ich habe dir gesagt, die

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