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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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hatten. Ihr Stammland war jener Teil Italiens, wo sich in großer Zahl Gallier angesiedelt hatten, nachdem ihre Invasion von Mittelitalien und Rom dreihundert Jahre zuvor unter ihrem ersten König Brennus fehlgeschlagen war. Und da die Pompeier besonders keltisch aussahen, betrachtete sie jeder, der in Rom etwas zu sagen hatte, als Gallier.
    Was es damit auch auf sich hatte, etwa siebzig Jahre zuvor hatte ein Pompeius schließlich die unvermeidliche Reise die Via Flaminia hinab nach Rom angetreten und sich zwanzig Jahre später durch skrupellosen Stimmenkauf zum Konsul wählen lassen. Dieser Pompeius, ein enger Verwandter von Quintus Pompeius Rufus und von Pompeius Strabo, geriet zunächst mit dem großen Metellus Macedonicus aneinander, indes konnten sie ihre Differenzen ausräumen und teilten sich schließlich das Amt des Zensors. Das Ergebnis davon war, daß die Pompeier nach Rom drängten.
    Der erste Pompeier aus Strabos Familienzweig, der die Reise in den Süden antrat, war Pompeius Strabos Vater. Er hatte sich selbst einen Sitz im Senat verschafft und keine geringere als die Schwester des berühmten lateinischen Satirikers Gaius Lucilius geheiratet. Die Lucilier kamen aus der Campania und waren schon seit Generationen römische Bürger. Sie waren ziemlich reich und hatten Konsuln in der Familie. Ihre vorübergehende Geldknappheit hatte aus Pompeius Strabos Vater einen begehrten Heiratskandidaten gemacht — vor allem deshalb, weil zum Schuldenberg des Lucilius Lucilias abgrundtiefe Häßlichkeit hinzukam. Unglücklicherweise starb Strabos Vater, bevor er einen erstklassigen Magistratsposten ergattern konnte — jedoch nicht, bevor Lucilia ihren kleinen schielenden Gnaeus Pompeius geboren hatte, der sogleich den Beinamen Strabo erhielt. Sie gebar einen weiteren Knaben, der Sextus genannt wurde. Aber auch er starb jung, bevor er in der Politik Erfolg hatte. Nun hoffte die Familie auf die Großtaten des Pompeius Strabo.
    Strabo hatte keinerlei Neigung zur Gelehrsamkeit. Obwohl er in Rom von hervorragenden Hauslehrern unterrichtet wurde, brachte er es beim Lernen nicht weit. Die Gedanken und Ideale des Griechentums tat der Knabe als dummes Geschwätz und unnützes Zeug ab. Dagegen mochte er die Feldherren und Glücksritter in der Ferne, die zuhauf die römische Geschichte bevölkerten. Als Kadett diente Pompeius Strabo unter verschiedenen Befehlshabern. Bei seinen Zeltkameraden — darunter Lucius Caesar, Sextus Caesar, sein mittelmäßiger Vetter Pompeius Rufus, Cato Licinianus oder Lucius Cornelius Cinna — war er nicht beliebt. Sie machten ihn zur Zielscheibe ihres Spottes, zum einen weil er so schrecklich schielte, zum anderen wegen seiner angeborenen Unbeholfenheit, die kein römischer Schliff jemals zu glätten vermochte. In den ersten Jahren in der Armee machte er eine miserable Figur, und als Militärtribun ging es ihm nicht anders. Niemand mochte Pompeius Strabo.
    All das erzählte er später seinem Sohn, der den Vater glühend verehrte. Dieser jetzt fünfzehnjährige Sohn und die Tochter Pompeia waren aus einer anderen lucilianischen Ehe hervorgegangen: Dem Beispiel des Vaters folgend, hatte Pompeius Strabo ebenfalls eine häßliche Lucilia geheiratet, eine Tochter des Gaius Lucilius Hirrus, eines älteren Bruders des berühmten Satirikers. Zum Glück hatte das Blut der Pompeier die lucilianische Häßlichkeit überwunden, so daß weder Strabo — bis auf seinen Augenfehler — noch der Sohn unansehnlich waren. Wie Generationen von Pompeiern vor ihnen hatten sie hübsche Gesichter mit einer zarten Hautfarbe, blauen Augen und Stubsnasen. In Rufus’ Familienzweig hatte das Haar einen rötlichen Schimmer, in Strabos Zweig war es goldblond.
    Als Strabo mit seinen vier Legionen nach Süden durch Picenum marschierte, ließ er seinen Sohn in Rom bei der Mutter. Sie sollte sich um die weitere Erziehung kümmern. Da aber auch der Sohn kein Geistesmensch war und zudem stark dem Vater nachschlug, schnürte er sein Bündel und machte sich auf nach Hause, ins nördliche Picenum. Dort wollte er sich den zurückgebliebenen Zenturionen anschließen, die die pompeianischen Klienten zu Legionären ausbilden sollten, und sich der harten Ausbildung des Soldaten unterziehen, bevor er die Toga des erwachsenen Mannes tragen durfte. Im Gegensatz zu seinem Vater wurde der junge Pompeius allgemein verehrt. Er selbst nannte sich nur Gnaeus Pompeius. In seinem Familienzweig hatte keiner außer dem Vater einen Beinamen, und da der

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