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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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junge Pompeius nicht schielte, konnte er sich auch nicht Strabo nennen. Er hatte sehr große, weit geöffnete, tiefblaue Augen von vollendetem Schnitt. Die Augen eines Dichters, wie seine Mutter meinte, die ihn abgöttisch liebte.
    Während der junge Pompeius auf dem Weg nach Hause war, marschierte Pompeius Strabo weiter gen Süden. Als er den Fluß Tenna bei Falernum überquerte, wurde er von sechs Picenter Legionen unter dem Befehl von Gaius Vidacilius überfallen. In die Enge getrieben, setzte er sich verzweifelt zur Wehr. Zu allem Unglück tauchte noch Titus Lafrenius mit zwei Legionen der Vestiner auf—und dann Publius Vettius Scato mit zwei Legionen Marser! Jeder Italiker wollte bei der ersten Kriegshandlung mitkämpfen.
    Die Schlacht machte keiner der beiden Seiten Ehre. Die Italiker waren Pompeius Strabo zahlenmäßig haushoch überlegen, dennoch gelang es ihm, sich fast ohne Verluste aus dem Schwemmland zurückzuziehen. Er trieb seine kostbare Armee eilig zur Küstenstadt Firmum Picenum, verschanzte sich dort und richtete sich auf eine lange Belagerung ein. Die Italiker hätten Pompeius Strabo eigentlich eine vernichtende Niederlage beibringen müssen, aber auf eine unfehlbare militärische Stärke der Römer waren sie nicht gefaßt: auf die Schnelligkeit. In dieser Beziehung, die sich als lebensrettend herausstellte, war Pompeius Strabo der Sieger, auch wenn sich die Italiker im Gefecht besser geschlagen hatten.
    Vidacilius ließ Titus Lafrenius vor den Stadtmauern von Firm- um Picenum zurück, damit er die Römer in Schach hielt. Er selbst marschierte mit Scato weiter, um anderswo Unruhe zu stiften. Pompeius Strabo schickte inzwischen eine Botschaft an Coelius in Gallia Cisalpina und bat um schnellstmöglichen Ersatz. Die Lage war mißlich, aber nicht aussichtslos: Er hatte Zugang zum Meer, wo eine kleine adriatische Flotte vor Anker lag, die alle längst vergessen hatten. Und Firmum Picenum war eine loyale latinische Kolonie.

Als die Italiker hörten, daß Pompeius Strabo losmarschiert war, war der Ehre genüge getan. Rom war der Angreifer. Mutilus und Silo erhielten im großen Rat jede gewünschte Unterstützung. Während Silo in Italica blieb und Vidacilius, Lafrenius und Scato nach Norden schickte, um Pompeius Strabo zu belagern, führte Gaius Papius Mutilus sechs Legionen nach Aesernia. Kein latini- scher Vorposten sollte die Autonomie von Italia beeinträchtigen. Aesernia mußte fallen.
    Von welchem Format die beiden zweiten Legaten des Lucius Caesar waren, wurde schlagartig auf peinliche Weise deutlich: Bevor die Samniten eintrafen, flohen Scipio Asiagenes und Lucius Acilius als Sklaven verkleidet aus der Stadt. In Aesernia nahm man ihre Flucht gelassen zur Kenntnis. Die hervorragend befestigte und bestens mit Vorräten versorgte Stadt schloß die Tore und bemannte die Mauern mit den fünf Kohorten der Rekruten, die die Legaten bei der Flucht zurückgelassen hatten. Mutilus sah sofort, daß sich die Belagerung in die Länge ziehen würde. Er ließ Aesernia durch zwei Legionen unter schweren Beschüß nehmen und marschierte mit den anderen vier zum Volturno, der die Campania von Osten nach Westen in zwei Hälften teilt.
    Als die Nachricht eintraf, die Samniten seien im Anmarsch, rückte Lucius Caesar von Capua nach Nola vor, wo die fünf Kohorten des Lucius Postumius den Aufstand in der Stadt niedergeworfen hatten.
    »Bis ich weiß, was Mutilus vorhat, ist es wohl das beste, wenn wir auch die beiden Veteranenlegionen in Nola stationieren«, sagte er zu Sulla, während er die letzten Vorbereitungen zum Abmarsch aus Capua traf. »Sorge dafür, daß hier alles weitergeht. Zahlenmäßig sind wir haushoch überlegen. Schick schnellstmöglich Truppen nach Venafrum zu Marcellus.«
    »Schon passiert«, erwiderte Sulla lakonisch. »Schon immer haben sich die Veteranen nach der Militärzeit mit Vorliebe in der Campania niedergelassen. Sie kommen in Scharen angelaufen. Alles, was sie brauchen, ist ein Helm auf dem Kopf, ein Kettenhemd, ein Schwert an der Seite und ein Schild. Ich rüste sie aus, so schnell ich kann, mache die erfahrensten Männer zu Zenturionen und schicke sie dann in die Städte, wo du sie stationiert haben willst. Publius Crassus und seine beiden ältesten Söhne sind gestern mit einer Legion von Veteranen nach Lucania gezogen.«
    »So etwas müßtest du mir sagen.« Lucius Caesar klang leicht gereizt.
    »Nein, Lucius Julius, das muß ich nicht«, erwiderte Sulla bestimmt und ganz ruhig.

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