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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Männer sind noch nicht soweit. Und es hätte sie einer führen müssen, der von unerfahrenen Truppen etwas versteht, ich zum Beispiel.«
    »Kümmere dich um deine Angelegenheiten!« zischte Lupus. »Und erinnere dich möglichst daran, daß deine Hauptaufgabe darin besteht, mit mir einer Meinung zu sein!«
    »Ich würde auch dann nicht mit dir einer Meinung sein, Lupus, wenn du mir deinen nackten Arsch zeigtest«, erwiderte Marius. Seine Augenbrauen stießen über der Nase zusammen, und er sah doppelt so grimmig aus wie sonst. »Du bist ein vollkommen unfähiger Dummkopf!«
    »Ich sollte dich nach Rom zurückschicken!« brüllte Lupus.
    »Du kannst nicht einmal deine Großmutter zehn Schritt die Straße hinab schicken«, höhnte Marius. »Viertausend Gefallene! Eines Tages hätten sie anständige Soldaten abgegeben. Und sechstausend nackte Überlebende, die ausgepeitscht gehören. Gib nicht Gaius Perperna die Schuld, gib keinem anderen die Schuld als dir!« Marius schüttelte den Kopf und schlug sich auf die schlaffe linke Wange. »Ich fühle mich wie in der Zeit vor zwanzig Jahren! Du benimmst dich wie alle schafsköpfigen Senatoren, bringst tüchtige Männer um!«
    Lupus richtete sich zu seiner vollen, freilich nicht imposanten Größe auf. »Ich bin nicht nur Konsul. Ich bin der Oberbefehlshaber auf diesem Kriegsschauplatz«, sagte er hochmütig. »In genau acht Tagen — heute sind übrigens die Kalenden des Juni — marschieren du und ich nach Nersae und nähern uns vom Norden her dem Gebiet der Marser. Wir rücken in zwei Kolonnen zu je zwei Legionen vor. Jede Kolonne überquert für sich den Velino. Von hier nach Reate gibt es nur zwei Brücken. Keine ist so breit, daß acht Männer nebeneinander hinübermarschieren könnten. Wir marschieren in zwei Kolonnen, weil die Überquerung sonst zu lange dauert. Ich nehme die Brücke näher an Carseoli, du die Brücke näher an Cliterna. An der Imele hinter Nersae treffen wir uns wieder. Kurz vor Antinum marschieren wir dann gemeinsam auf die Via Valeria. Verstanden, Marius?«
    »Verstanden«, sagte Marius. »Es ist blödsinnig, aber ich habe verstanden! Eines hast du offenbar nicht gemerkt, Lupus: Westlich vom Gebiet der Marser stehen sehr wahrscheinlich italische Truppen.«
    »Westlich vom Gebiet der Marser stehen keine italischen Truppen«, widersprach Lupus. »Die Paeligner, die Perperna überfallen haben, sind nach Osten abgezogen.«
    Marius zuckte die Achseln. »Mach, was du willst. Sag aber nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    Acht Tage später marschierten sie los. Lupus übernahm mit seinen beiden Legionen die Führung, Marius zog hinter ihnen her. Dann trennte er sich von Lupus, um das kürzere Stück zu seiner Brücke über den eisigen, vom Schmelzwasser angeschwollenen Velino hinter sich zu bringen. Als Lupus’ Kolonne außer Sicht war, führte Marius seine Truppen in einen nahen Wald und befahl ihnen, ein Lager ohne Feuer aufzuschlagen.
    »Wir folgen dem Velino in Richtung Reate. Auf der anderen Seite sind beachtliche Anhöhen«, sagte er seinem ersten Legaten Aulus Plotius. »Wenn ich ein kluger Italiker wäre und Rom im Krieg schlagen wollte und dazu noch einen Vorgeschmack auf unser halsbrecherisches Tempo bekommen hätte, dann würden jetzt meine scharfäugigsten Männer oben auf dem Gebirgskamm sitzen und die Truppenbewegungen auf dieser Seite des Flusses beobachten. Die Italiker wissen mit Sicherheit, daß Lupus monatelang in Carseoli gesessen hat. Warum sollten sie ihm nicht auflauern, wenn er sich bewegt? Das letzte Mal haben sie vernichtend zugeschlagen. Sie warten auf seinen nächsten Versuch, du wirst sehen. Wir bleiben also hübsch in dem dichten Wald hier, bis es dunkel wird. Dann marschieren wir in höchstem Tempo bis Tagesanbruch weiter und verstecken uns in einem anderen dichten Wald. Ich zeige meine Männer erst, wenn sie im Eilmarsch die Brücke überqueren.«
    Plotius war noch jung, aber immerhin so alt, daß er als junger Tribun in Gallia Cisalpina gegen die Kimbern gekämpft hatte. Er war Catulus Caesar unterstellt gewesen, wußte aber — wie jeder in diesem Feldzug —, wem der Ruhm in Wahrheit gebührte. Er hörte Marius zu und schätzte sich glücklich, daß er zu seiner Kolonne und nicht zu der von Lupus abkommandiert worden war. Beim Abmarsch aus Carseoli hatte er Lupus’ Legaten Marcus Valerius Messala, der ebenfalls mit Marius hatte marschieren wollen, noch im Scherz bedauert.
    Gaius Marius erreichte seine Brücke am

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