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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Agenturen für Erzieher in Rom.
    »Was kostet heute üblicherweise ein besserer Erzieher?« Mamercus hatte mit solchen Dingen noch nicht zu tun gehabt.
    Duronius schürzte die Lippen. »Zwischen hunderttausend und dreihunderttausend Sesterzen — auch mehr, wenn es ein ganz besonders guter Mann ist.«
    Mamercus pfiff durch die Zähne. »Cato dem Zensor hätte das nicht gefallen!«
    »Cato der Zensor war ein altes geiziges Arschloch«, sagte Duronius. »Selbst zu seiner Zeit hat ein guter Erzieher weit über die erbärmlichen sechstausend gekostet.«
    »Aber ich kaufe den Hauslehrer für drei seiner direkten Nachkommen!«
    »Tu es oder laß es.«
    Mamercus unterdrückte einen Seufzer. Die Sorge für die sechs Kinder war eine teure Angelegenheit! »Schon gut, schon gut. Ich muß es wohl tun. Wann kann ich die Bewerber sehen?«
    »Ich schicke sie dir am Morgen ins Haus, sobald ich meine marktfähigen Sklaven in Rom untergebracht habe. Was ist dein Höchstgebot?«
    »Ich weiß nicht! Was machen schon ein paar hunderttausend Sesterze?« rief Mamercus und breitete die Arme aus. »Mach, was du willst, Duronius! Aber wenn du mir einen Dummkopf oder Spinner schickst, werde ich dich mit größtem Vergnügen kastrieren lassen.«
    Daß er den gekauften Sklaven freilassen wollte, verschwieg er, es hätte den Preis noch mehr in die Höhe getrieben. Der Sklave würde jedenfalls freigelassen und unter Mamercus’ Klienten aufgenommen werden. Das hieß freilich keineswegs, daß sich der Betreffende leichter als ein Sklave aus seinem Dienstverhältnis befreien konnte. Ein Freigelassener gehörte dem früheren Herrn.
    Am Ende kam nur ein Mann wirklich in Frage, und der war natürlich der teuerste. Duronius verstand etwas von seinem Geschäft. Da kein Familienvorstand über die beiden Frauen im Hause wachte, mußte der Hauslehrer ein moralisch integrer, angenehmer und verständnisvoller Mensch sein. Der siegreiche Bewerber hieß Sarpedon und stammte aus Lykien im Süden der römischen Provinz Asia. Wie viele andere hatte er sich selbst in die Sklaverei verkauft, die Aussichten auf ein bequemes und sorgenfreies Alter waren größer, wenn er die Jahre bis dahin im Dienst eines hochgestellten Römers verbrachte. Anschließend könnte er sich freikaufen oder das Gnadenbrot erhalten. So hatte sich Sarpedon zur Filiale des Duronius Postumus in Smyrna aufgemacht, und man hatte ihn angenommen. Der Posten bei Mamercus war sein erster, das heißt er wurde zum ersten Mal verkauft. Er war fünfundzwanzig Jahre alt und in Griechisch und Latein sehr belesen, er sprach reinstes attisches Griechisch und ein Latein wie ein waschechter Römer. Doch nicht das gab den Ausschlag. Daß er die Stelle bekam, verdankte er seiner abstoßenden Häßlichkeit: Er reichte Mamercus gerade bis zur Brust, war bis zur Auszehrung abgemagert und hatte lauter Narben von Verbrennungen, die er in der Kindheit bei einem Feuer erlitten hatte. Indes hatte er eine wundervolle Stimme, und aus dem entstellten Gesicht blickten zwei schöne freundliche Augen. Als man ihm sagte, daß er auf der Stelle frei sei und fortan Mamercus Aemilius Sarpedon heiße, hielt er sich für den glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt. Das brachte ihm einen besonders hohen Verdienst und das Bürgerrecht von Rom. Eines Tages würde er in seine Heimatstadt Xanthus zurückkehren und wie ein Potentat leben können.
    »Das ist eine kostspielige Angelegenheit«, sagte Mamercus und warf eine Papierrolle auf Scaurus’ Tisch. »Und ich sage dir, daß du als Testamentsvollstrecker des Servilius Caepio nicht billiger wegkommst als wir beide in unserer Eigenschaft als die Testamentsvollstrecker von Drusus. Hier die Rechnung, bitte schön. Ich schlage vor, wir nehmen das Geld je zur Hälfte aus beiden Erbmassen.«
    Scaurus rollte das Papier auseinander. »Hauslehrer... vierhunderttausend?«
    »Verhandle du doch mit Duronius!« zischte Mamercus. »Ich habe die Arbeit gemacht, du hast die Anweisungen gegeben! In dem Haus wohnen bald zwei römische Aristokratinnen, für deren Tugend gesorgt werden muß. Ein gutaussehender Hauslehrer ist da fehl am Platz. Der neue Erzieher ist häßlich wie eine Kröte.«
    Scaurus kicherte. »Schon gut, schon gut. Ich habe dein Wort. Allmächtige Götter! Was das Leben heute kostet!« Er las weiter. »Mitgift für Servilia Gnaea, zweihundert Talente — nun, hier darf ich nicht klagen, schließlich habe ich das vorgeschlagen. Jährliche Ausgaben für das Haus, ohne Reparaturen

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