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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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der letzten fünfzehn Jahre fehlt.«
    »So schlau und raffiniert wie du bist, könntest du dich als Oberster Schatzmeister beim König Ptolomaios von Ägypten bewerben«, sagte Mamercus lachend.
    »Wohl wahr!« Scaurus atmete tief durch. »Servilia Gnaea ist jetzt siebzehn, ich sagte es bereits. Das heißt, sie kommt in einem Jahr ins heiratsfähige Alter. Dummerweise ist sie nicht gerade schön, um nicht zu sagen häßlich, das arme Ding. Ohne Mitgift — und die hat sie nicht — kriegt sie nie einen Mann, der nur entfernt ihrem Rang entspricht. Und ihre Mutter, eine echte Cato Licinianus, dürfte der Gedanke, daß ein reicher, ungehobelter Ritter oder ein wohlhabender, hinterwäldlerischer Bauer ihre Tochter heiratet, nicht gerade begeistern. Aber es geht nicht anders, wenn sie keine Mitgift hat!«
    Wie weit er ausholt! dachte Mamercus und sah Scaurus erwartungsvoll an.
    »Ich schlage nun folgendes vor, Mamercus. Da die Damen von mir bereits einen beunruhigenden Besuch bekommen haben, werden sie dich gerne anhören. Ich schlage vor, daß du Servilia Gnaea — und ihrer Mutter, aber nur als Gast! — anbietest, sich um die sechs Kinder von Marcus Livius Drusus zu kümmern. Mit Wohnrecht in Drusus’ Haus und einer großzügigen Entschädigung für Erziehung, Betreuung und Lebensunterhalt. Voraussetzung ist, daß Servilia Gnaea so lange ledig bleibt, bis das letzte Kind herangewachsen ist. Das letzte, der kleine Cato, ist jetzt drei Jahre alt, drei bis sechzehn macht dreizehn Jahre. Servilia Gnaea muß folglich die nächsten dreizehn bis vierzehn Jahre ledig bleiben.
    Bis der Vertrag mit dir ausläuft, ist sie also etwa dreißig, noch nicht zu spät für eine Heirat! Schon gar nicht, wenn du ihr eine Mitgift anbietest, die sie nach Abschluß der Aufgabe erhält, in der Größenordnung der Mitgift ihrer Cousinen — der beiden Mädchen, um die sie sich kümmern soll. Von Caepios Vermögen lassen sich zweihundert Talente für eine Mitgift ohne weiters abzweigen, ganz bestimmt, Mamercus. Und um es ganz sicher zu machen — ich bin schließlich kein junger Mann mehr —, lege ich die Summe schon jetzt auf den Namen von Servilia Gnaea an, auszubezahlen an ihrem dreißigsten Geburtstag, vorausgesetzt sie hat ihre Aufgabe zu deiner und meiner Zufriedenheit erfüllt.«
    Ein boshaftes Lächeln breitete sich über Scaurus’ Gesicht. »Schön ist sie nicht, Mamercus! Aber ich garantiere dir: Wenn Servilia Gnaea einunddreißig ist, kann sie unter einem Dutzend hoffnungsvoller Bewerber ihres Standes auswählen. Zweihundert Talente machen sie unwiderstehlich!« Scaurus fuchtelte einen Augenblick mit seiner Feder in der Luft herum und blickte Mamercus dann mit strenger Miene direkt in die Augen. »Ich bin kein junger Mann mehr. Und ich bin der einzige noch verbliebene Scaurus unter den Aemiliern. Ich habe eine junge Frau, eine Tochter, die gerade elf geworden ist, und einen fünfjährigen Sohn. Ich bin jetzt der einzige Verwalter des größten Privatvermögens in Rom. Für den Fall, daß mir etwas zustößt, bevor mein Sohn groß ist: Wem vertraue ich das Vermögen meiner Familie und die Vermögen der drei servilianischen Kinder an? Du und ich sind beide Vollstrecker von Drusus’ letztem Willen, das heißt wir teilen uns die Obhut der drei porcianischen Kinder. Wärst du bereit, nach meinem Tod für mich und die meinen als Verwalter meines Vermögens und Vollstrecker meines Testamentes tätig zu werden? Durch deine Geburt bist du zwar ein Livius, aber durch Adoption ein Aemilius. Mir wäre wohler, wenn du ja sagtest, Mamercus. Ich brauche Sicherheit und einen ehrlichen Mann hinter mir.«
    Mamercus zögerte nicht. »Ich sage ja, Marcus Aemilius.«
    Damit war die Diskussion beendet. Mamercus ging von Scaurus’ Haus sofort zu Servilia Gnaea und ihrer Mutter. Sie wohnten in ausgezeichneter Lage an jener Seite des Palatin, die dem Circus Maximus zugewandt war. Dagegen mußte Mamercus rasch feststellen daß Caepio, der den beiden Damen zwar das Wohnrecht überlassen hatte, beim Unterhalt des Hauses alles andere als großzügig gewesen war. Von den Stuckwänden blätterte die Farbe, und die Decke im Atrium war übersät mit großen Flecken von Feuchtigkeit und Schimmel, in einer Ecke war ein so großes Stück Putz herausgebröckelt, daß Bast und Latten zum Vorschein kamen. Und die einst herrlichen Wandmalereien waren mit der Zeit mangels Pflege verblichen und undeutlich geworden. Während Mamercus darauf wartete, daß man ihn

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