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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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herausragende Fähigkeiten.« Er schnitt noch eine Grimasse und nahm noch einen Schluck aus seinem Glas. »Wäre ich in Rom gewesen, als meine Nichte sich in dich verknallte, ich hätte meinen Freund Marcus Aemilius natürlich bei allem unterstützt, was er zur Bereinigung der Situation unternommen hätte. Er hat dich wahrscheinlich aufgefordert, Rom zu verlassen, und du hast dich geweigert. Das war nicht klug von dir.«
    Sulla lachte kalt. »Ich habe nicht damit gerechnet, daß Marcus Aemilius weniger ehrenhaft handeln würde als ich.«
    »Ein paar Jahre auf dem Forum Romanum hätten dir in deiner Jugend gutgetan!« rief Metellus Numidicus. »Was dir fehlt, ist Takt, Lucius Cornelius.«
    »Da magst du recht haben«, sagte Sulla, der dies für die schwierigste Rolle hielt, die er bisher im Leben hatte spielen müssen. »Aber man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Ich muß vorankommen.«
    »Hispania Citerior mit Titus Didius ist aufjeden Fall ein Schritt vorwärts.«
    Sulla stand noch einmal auf und schenkte wieder beide Gläser voll. »Ich muß mir in Rom die Freundschaft wenigstens eines Mannes sichern, bevor ich gehe«, sagte er, »und ich wäre glücklich — das sage ich aus ganzem Herzen —, wenn du dieser Freund wärest. Trotz deiner Nichte. Trotz deiner engen Bande mit Marcus Aemilius Scaurus Princeps Senatus. Ich bin ein Cornelier, was heißt, daß ich nicht dein Klient sein kann. Aber dein Freund. Was sagst du dazu?«
    »Ich sage — bleib zum Abendessen, Lucius Cornelius.«
    Also blieb Lucius Cornelius zum Abendessen. Es war eine angenehme, gemütliche Mahlzeit zu zweit. Metellus Numidicus erwartete keine anderen Gäste, da er es ein wenig leid war, ständig den Erwartungen entsprechen zu müssen, die sich mit seinem neuen Status als Legende des Forums verbanden. Die beiden unterhielten sich über den hartnäckigen Kampf von Metellus Numidicus’ Sohn, den Vater aus dem Exil auf Rhodos heimzuholen.
    »Kein Vater war je mit einem besseren Sohn gesegnet«, sagte der zurückgekehrte Vater. Er spürte den Wein, da er schon lange vor dem Essen damit angefaogen und einiges getrunken hatte.
    Sullas Lächeln war der personifizierte Charme. »Dem kann ich nicht widersprechen, Quintus Caecilius. Dein Sohn ist ein guter Freund von mir. Mein eigener Junge ist noch ein Kind. Aber der blinde Stolz der Vaterschaft sagt mir, daß er schwer zu schlagen sein wird.«
    »Heißt er Lucius wie du?«
    Sulla riß erstaunt die Augen auf. »Natürlich.«
    »Seltsam«, sagte Metellus Numidicus langsam und betont. »Heißen die ältesten Söhne in deiner Familie nicht Publius?«
    »Da mein Vater tot ist, Quintus Caecilius, kann ich ihn nicht fragen. Auf jeden Fall kann ich mich nicht daran erinnern, daß er je nüchtern genug gewesen wäre, um über Familienbräuche zu reden.«
    »Nun ja, macht ja nichts.« Metellus Numidicus dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: »Da wir gerade von Namen sprechen — du weißt ja wahrscheinlich, daß dieser Italiker mich immer >Schweinebacke< nannte?«
    »Ich habe Gaius Marius den Ausdruck schon benutzen hören, Quintus Caecilius«, sagte Sulla bedächtig und beugte sich vor, um wieder Wein aus dem schönen Glaskrug in die beiden nicht weniger schönen Glaskelche zu gießen. Was für eine glückliche Fügung, daß Schweinebacke eine Vorliebe für Glas hatte!
    »Abscheulich!« sagte Metellus Numidicus. Diesmal verwischte er die Silben ein wenig.
    »Wirklich abscheulich!« stimmte Sulla zu. Wohlbefinden durchströmte ihn. Schweinebacke, Schweinebacke.
    »Es hat lange gedauert, bis ich diesen Namen losgeworden bin.«
    »Das glaube ich gerne, Quintus Caecilius«, sagte Sulla unschuldig.
    »Kindersprache! Wenn er mich wenigstens einen ausgewachsenen Schweinearsch genannt hätte, dieser — dieser Italiker.«
    Plötzlich setzte sich Metellus Numidicus mühsam auf, hielt sich mit einer Hand die Stirn und atmete hörbar ein. »Oh, mir ist schwindlig! Ich bekomme — keine — Luft!«
    »Atme tief und langsam durch, Quintus Caecilius.«
    Metellus Numidicus versuchte es gehorsam und keuchte dann:
    »Mir — ist — gar nicht — gut!«
    Sulla glitt hinter seine Liege, wo seine Schuhe lagen. »Ich hole dir eine Schüssel.«
    »Sklaven! Ruf meine — Sklaven!« Metellus faßte sich mit den Händen an die Brust, dann fiel er nach hinten. »Meine — Lungen!«
    Inzwischen war Sulla wieder vor die Liege getreten und beugte sich über den Tisch zu Metellus Numidicus. »Bist du sicher, daß es die Lungen

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