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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sind, Quintus Caecilius?«
    Metellus Numidicus krümmte sich auf seiner Liege. Eine Hand war noch immer in seine Brust verkrallt, die andere streckte er mit gekrümmten Fingern Sulla entgegen. »So — schwindlig! Kann — nicht — atmen! Lungen!«
    Sulla brüllte: »Hilfe! Schnell, Hilfe!«
    Sofort wimmelte das Zimmer von Sklaven. Ruhig und besonnen ließ Sulla mehrere Ärzte holen und wies einige Sklaven an, Metellus Numidicus mit Polstern abzustützen, da er sich nicht hinlegen wollte.
    »Es dauert nicht lange, Quintus Caecilius«, sagte Sulla sanft. Er setzte sich auf die Vorderkante der Liege und stieß dabei mit seinem beschuhten Fuß den Tisch beiseite. Beide Kelche fielen samt den Wein- und Wasserkrügen zu Boden und zerbrachen in kleine Stücke. »Hier«, sagte er zu dem gequälten und verängstigten Metellus Numidicus, aus dessen Gesicht alle Farbe gewichen war, »nimm meine Hand.« Und einen der Sklaven, die stumm im Zimmer standen, fuhr er an: »Putz das weg, ja? Sonst schneidet sich noch jemand.«
    Der Sklave räumte die Scherben und Splitter weg und wischte die fast nur aus Wasser bestehende Flüssigkeit auf. Sulla hielt immer noch Metellus Numidicus’ Hand; er hielt sie auch noch, als die Ärzte und ihre Gehilfen kamen. Als Metellus Pius das Ferkel kam, wollte Metellus Numidicus Sullas Hand nicht einmal loslassen, um sie seinem unermüdlichen und geliebten Sohn entgegenzustrecken.
    Während also Sulla Metellus Numidicus’ Hand hielt und das Ferkel untröstlich weinte, machten sich die Ärzte an die Arbeit.
    »Wir geben ihm einen Trank aus Honigwasser mit Ysop und zerdrückten Kapernwurzeln«, sagte Apollodorus aus Sizilien, der nach wie vor unangefochten renommierteste Arzt auf dem Palatin. »Ich denke, wir lassen ihn auch zur Ader. Praxis, meine Lanzette bitte.«
    Aber Metellus Numidicus war viel zu sehr mit Atmen beschäftigt, als daß er den Honigtrank hätte schlucken können. Als ihm die Vene geöffnet wurde, schoß hellrot leuchtend ein Blutstrahl heraus.
    »Es ist eine Vene, ich bin sicher, daß es eine Vene ist!« sagte Apollodorus Siculus zu sich selbst. Und zu den anderen Ärzten: »Wie hell sein Blut ist!«
    »Er sträubt sich gegen uns, Apollodorus, kein Wunder, daß sein Blut hell ist«, sagte Publius Sulpicius Solon, ein Grieche aus Athen. »Was meinst du — ein Pflaster auf die Brust?«
    »Ja, ein Pflaster auf die Brust ist absolut erforderlich«, sagte Apollodorus mit ernstem Gesicht, dann schnippte er gebieterisch mit den Fingern nach seinem obersten Assistenten. »Praxis, das Pflaster!«
    Metellus Numidicus rang immer noch um Atem, schlug sich mit der freien Hand an die Brust, sah mit trüben Augen seinen Sohn an, weigerte sich, sich hinzulegen, und umklammerte Sullas Hand.
    »Dunkelblau im Gesicht ist er nicht«, sagte Apollodorus in seinem gestelzten Griechisch zu Metellus Pius und Sulla, »und das verstehe ich nicht! Davon abgesehen weist er alle Symptome eines krankhaften Lungenstechens auf.« Er nickte zu seinem Assistenten hinüber, der eine schwarze, klebrige Masse dick auf ein viereckiges Stück Stoff auftrug. »Dies ist ein hervorragendes Mittel, es wird ihm die schädlichen Elemente entziehen. Abgekratzter Grünspan, ordentlich geschiedene Bleiglätte, Alaun, getrocknetes Pech, getrocknetes Kiefernharz — alles mit Essig und Öl zur richtigen Konsistenz vermischt. Aha, fertig!«
    Der Breiumschlag war tatsächlich fertig. Apollodorus glättete ihn eigenhändig auf dem nackten Brustkorb des Patienten und stellte sich dann mit lobenswerter Ruhe neben die Liege, um zuzusehen, wie das Pflaster seine Wirkung tat.
    Das Pflaster konnte dem Patienten freilich genausowenig wie der Aderlaß oder der Trank helfen. Langsam wich das Leben aus Metellus Numidicus, und die Hand, mit der er Sullas Hand festhielt, sank kraftlos herunter. Sein Gesicht war dunkelrot angelaufen, seine Augen starrten blicklos ins Leere. Dann fiel er ins Koma und starb.
    Als Sulla den Raum verließ, hörte er den kleinen sizilianischen Arzt zaghaft zu Metellus Pius sagen: »Herr, es sollte eine Autopsie vorgenommen werden.«
    »Was?« erwiderte der am Boden zerstörte Metellus Pius. »Damit ihr unfähigen Griechen ihn nicht bloß umbringen, sondern auch noch schlachten könnt? Nein! Mein Vater soll unversehrt auf den Scheiterhaufen kommen!«
    Die Augen auf Sullas Rücken geheftet, drängte sich das Ferkel zwischen den herumstehenden Ärzten durch und folgte Sulla ins Atrium hinaus.
    »Lucius

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