MoR 02 - Eine Krone aus Gras
rief Aristion laut und verließ rückwärts den Raum.
»Pharnakes, Machares, der junge Mithridates, der junge Ariarathes, Archelaos, Pelopidas, Neoptolemos und Leonippos bleiben hier«, befahl der König. »Die anderen können gehen.«
Im April des Jahres, in dem Lucius Cornelius Sulla und Quintus Pompeius Rufus Konsuln waren, marschierten die Römer in Galatien und Pontos ein. Während Nikomedes III. weinend und verzweifelt darum bat, nach Bithynien zurückkehren zu dürfen, führte Prinz Pylaimenes aus Paphlagonien die Armee des Königs nach Sinope. Manius Aquillius nahm an der Spitze der römischen Hilfslegion der Provinz Asia den Landweg von Pergamon nach Phrygien, um nördlich des großen Salzsees Tatta die pontische Grenze zu überschreiten. Sein Weg führte entlang einer großen Handelsstraße, die ihm ein schnelles Marschtempo erlaubte. Gaius Cassius stieß bei Smyrna zu seinen beiden Milizlegionen und führte sie das Tal des Mäander aufwärts nach Phrygien, in Richtung des kleinen Handelsfleckens Prymnessos. In der Zwischenzeit war Quintus Oppius von Tarsos nach Attaleia gesegelt. Von dort marschierte er mit seinen zwei Legionen nach Pisidien bis zum Westufer des Sees Limnaia.
Anfang Mai überschritt die bithynische Armee die Grenze von Pontos und erreichte den Amnias, einen Nebenfluß des Halys, der parallel zur Küste um Sinope floß. Pylaimenes wollte am Zusammenfluß von Amnias und Halys nach Norden in Richtung Meer ziehen, um von dort mit je einer halben Armee gleichzeitig Sinope und Amisos anzugreifen. Noch bevor die bithynische Armee freilich das weite Tal des Halys erreicht hatte, stieß sie am Ufer des Amnias auf ein riesiges pontisches Heer unter dem Befehl der Brüder Archelaos und Neoptolemos und wurde vernichtend geschlagen. Zelte, Vorräte, Truppen und Waffen, alles ging verloren. Nur der alte König Nikomedes konnte sich retten. Er hatte seine Armee ihrem unvermeidlichem Schicksal überlassen und war mit einer Gruppe vertrauenswürdiger Adliger und Sklaven auf dem schnellsten Weg nach Rom aufgebrochen.
Fast zur gleichen Zeit, als die bithynische Armee auf die Brüder Archelaos und Neoptolemos stieß, überschritten Manius Aquillius und seine Legion einen Bergkamm, der ihnen den Blick auf den weiter südlich gelegenen Tattasee freigab. Die Aussicht, die sich Aquillius bot, war jedoch nicht besonders reizvoll. Auf der Ebene vor ihm war eine Armee in Stellung gegangen, die größer war als der See. Waffen glitzerten in der Sonne, und die Aufstellung der Armee verriet dem Auge des Fachmanns, daß es sich um eine hervorragend disziplinierte, siegesgewisse Truppe handelte. Dies war keine Horde barbarischer Germanen! Hunderttausend pontische Fußsoldaten und Reiter warteten nur darauf, ihn zu verschlingen. Blitzschnell erfaßte der römische Feldherr die Situation und trat mit seiner dürftigen kleinen Truppe den Rückzug an. Kurz vor dem Sangarios, in der Nähe der Stadt Pessinus, deren Goldschätze er nun nicht mehr erbeuten konnte, holte die pontische Armee ihn ein und vernichtete seine Truppe vollständig. Wie König Nikomedes überließ auch Aquillius seine Soldaten ihrem unvermeidlichen Schicksal und floh mit seinen Offizieren und den beiden anderen Gesandten über die mysischen Berge.
König Mithridates selbst hatte sich an die Fersen des Gaius Cassius geheftet, zögerte im entscheidenen Moment aber wieder, so daß Cassius schon vor einem Zusammenstoß mit ihm von den Niederlagen der Bithynier und des Aquillius erfuhr. Der Statthalter der Provinz Asia zog sich daraufhin in südöstlicher Richtung bis zum großen Handelsknotenpunkt Apameia zurück, wo er sich im Schutz der starken Festungsmauern mit seiner neuen Lage vertraut machte. Weiter im Süden beziehungsweise Westen stand Quintus Oppius mit seinen Legionen. Als er von den Niederlagen hörte, beschloß er, in Laodikeia zu bleiben, einer Stadt, die allerdings genau auf Mithridates’ Weg durch das Mäandertal lag.
Die vom König persönlich angeführte pontische Armee stieß daher mit Quintus Oppius zusammen, noch bevor sie Cassius ausfindig gemacht hatte. Oppius wollte sich auf eine Belagerung einrichten, mußte jedoch bald entdecken, daß die Bewohner von Laodikeia keineswegs den gleichen Wunsch hatten. Sie öffneten dem König die Stadttore, streuten Blumen auf seinem Weg und lieferten ihm zur Begrüßung Quintus Oppius aus. Die kilikischen Truppen wurden auf dem Weg, auf dem sie gekommen waren, wieder nach Hause geschickt, ihr
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