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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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entwickelt zu haben. Und was für Pläne! Summend und pfeifend lief der König im Palast umher und überwachte geschäftig einige hundert speziell für diesen Zweck eingestellte Schreiber, die seine Befehle kopieren und versiegeln mußten — eine immense Arbeit, die innerhalb eines Tages vollbracht wurde. Als der letzte Umschlag für den letzten Kurier versiegelt war, versammelte er die Schreiber im Hof seines Palasts und ließ sie von seiner Leibwache niedermachen. Tote waren die sichersten Geheimnisträger!
    Der erste Befehl ging an Archelaos, auf den der König zur Zeit nicht gut zu sprechen war: Archelaos hatte versucht, die Stadt Magnesia bei Sipylos in einem Frontalangriff einzunehmen, hatte eine klägliche Abfuhr erhalten und war selbst verwundet worden. Trotzdem war Archelaos immer noch sein bester General, und so ging der erste Befehl an ihn. Archelaos wurde angewiesen, den Oberbefehl über sämtliche pontischen Flotten zu übernehmen und in einem Monat, am Ende des Gamelion, des römischen Quintilis, vom Schwarzen Meer in die Ägäis zu segeln.
    Der zweite Befehl war an den jungen Ariarathes, einen Sohn des Königs, gerichtet — nicht identisch mit dem gleichnamigen König von Kappadokien, der gleichfalls ein Sohn Mithridates’ war — und enthielt die Anweisung, am Ende des Monats Gamelion eine hunderttausend Mann starke pontische Armee über den Hellespont nach Macedonia zu führen.
    Der dritte Befehl bestand aus Hunderten von Briefen und wurde an sämtliche Städte, Gemeinden und Bezirke geschickt, angefangen bei Nikomedeia in Bithynien bis zu Knidos in Karien und Apameia in Phrygien. Er war an die jeweiligen Magistratsvorsitzenden gerichtet und verfügte, daß in einem Monat, am Ende des Monats Gamelion, sämtliche römischen, latinischen und italischen Bürger Kleinasiens, Männer, Frauen und Kinder, einschließlich ihrer Sklaven, getötet werden sollten.
    Auf diesen Befehl war Mithridates besonders stolz. Er beglückwünschte sich dazu, und wenn er durch Ephesos ging, konnte es vorkommen, daß er plötzlich loskicherte und einen Freudensprung machte. Wenn der Gamelion vorbei war, würde es in Kleinasien keinen einzigen Römer mehr geben. Und wenn er Rom erst den Garaus gemacht hätte, würde es von den Säulen des Herkules bis zum ersten Nilkatarakt keine Römer mehr geben. Rom würde aufhören zu existieren.

    Zu Beginn des Monats Gamelion reiste der König von Pontos von Ephesos nach Pergamon, wo ihn ein besonderer Leckerbissen erwartete.
    Zwei der römischen Gesandten und die Offiziere des Manius Aquillius hatte beschlossen, in Pergamon Schutz zu suchen. Manius Aquillius selbst war nach Mytilene auf Lesbos geflohen, von wo er mit einem Schiff nach Rhodos weiterreisen wollte, denn dort hielt sich Gaius Cassius versteckt, wie er erfahren hatte. Doch kaum war er auf Lesbos gelandet, überfiel ihn ein so heftiges Darmfieber, daß er nicht Weiterreisen konnte. Als die Lesbier von der Eroberung der Provinz Asia erfuhren, der sie offiziell ebenfalls angehörten, entsandten sie vorbeugend ein Schiff an König Mithridates mit dem römischen Prokonsul als besonderem Zeichen ihres Respekts.
    Als das Schiff in der kleinen, gegenüber von Mytilene gelegenen Hafenstadt Atarneos angekommen war, wurde Aquillius am Sattelknauf eines bastarnischen Reiters angekettet und den ganzen Weg nach Pergamon geschleift, wo der König ihn begierig erwartete. Obwohl Aquillius ununterbrochen stolperte und fiel, mit Dreck beworfen, verhöhnt und geschmäht wurde, sollte er, krank und geschunden wie er war, die Reise überleben. Als Mithridates in Pergamon sein Opfer inspizierte, sah er allerdings sofort, daß Aquillius nicht mehr lange leben würde, wenn er weiter von dem Pferd durch den Dreck gezogen wurde. Und das würde die wunderbaren Foltern durchkreuzen, die er sich für Manius Aquillius erdacht hatte!
    Der römische Prokonsul wurde also rückwärts auf einen Esel gebunden, und der Esel wurde durch ganz Pergamon getrieben. Die Bürger dieser einst römischen Hauptstadt sollten sehen, was der König von Pontos von römischen Prokonsuln hielt und daß er keine Angst vor Rache hatte.
    Endlich wurde Manius Aquillius vor seinen Peiniger geführt. Er war über und über verdreckt und kaum noch ein Schatten seiner selbst. Der König saß auf einem goldenen Thron, der auf dem Marktplatz von Pergamon auf einem Podest aufgestellt war. Jetzt sah er auf den Mann hinab, der sich geweigert hatte, die bithynische Armee zu entlassen,

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