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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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griechischen Tempel es tun?«
    Scaevola runzelte die Stirn. »Frevel ist Frevel, Lucius Sulla. Götter sind Götter, in Griechenland wie in Rom.«
    »Schon, aber die Götter Griechenlands sind nicht die Götter Roms, oder?«
    »Tempel sind heilig.« Merula blieb stur.
    Da kam auf einmal der andere Sulla zum Vorschein, und die Anwesenden, die diesen Sulla zum ersten Mal erlebten, erschraken.
    »Jetzt hört mir mal gut zu«, sagte er und zeigte dabei die Zähne. »Ihr könnt nicht alles auf einmal haben, und das gilt auch für die Götter! Ich lasse euch die Götter Roms, aber ihr wißt schließlich alle, was es kostet, Legionen in einem Feldzug zu bezahlen! Wenn wir zweihundert Talente Gold zusammenkratzen können, kriege ich sechs Legionen bis nach Griechenland. Das ist ein ziemlich mickriger Haufen angesichts der Viertelmillion pontischer Soldaten auf der Gegenseite — wobei ich euch darauf aufmerksam machen möchte, daß ein pontischer Soldat kein nackter Germane ist! Ich habe die Truppen des Mithridates gesehen: Sie sind fast wie römische Legionäre geschult und bewaffnet. Nicht ganz so gut, meine ich, aber doch viel besser als die germanischen Barbaren, schon weil sie Rüstungen haben und an Disziplin gewöhnt sind. Ich bin wie Gaius Marius der Meinung, daß unsere Soldaten auf dem Schlachtfeld die besten Voraussetzungen haben müssen. Und das bedeutet, daß ich Geld für ihre Verpflegung und Geld für ihre Ausrüstung brauche. Geld, das wir nicht haben — Geld, das die Götter Roms mir eurer Meinung nach nicht geben dürfen. Ich warne euch: Wenn ich in Griechenland bin, hole ich mir das Geld aus Olympia, Dodona, Delphi und wo immer ich etwas finde, und ich meine das genau so, wie ich es sage. Du, Priester des Jupiter, und du, Pontifex Maximus, stellt euch mit den Göttern Roms gut und betet darum, daß sie stärker sind als die griechischen Götter!«
    Niemand sagte etwas.
    Sulla verwandelte sich wieder in den zurück, den alle kannten. »Gut!« sagte er fröhlich. »Jetzt habe ich noch einige bessere Nachrichten für euch, ich bin nämlich noch nicht am Ende.«
    Catulus Caesar seufzte. »Ich bin sehr gespannt, Lucius Cornelius. Bitte fahre fort.«
    »Ich werde meine vier Legionen mitnehmen, dazu zwei Legionen, die Marius ausgebildet hat und die momentan unter Lucius Cinna im Feld stehen. Die Marser sind vernichtend geschlagen, Cinna braucht keine Truppen mehr. Gnaeus Pompeius Strabo macht ohnehin, was er will, und solange er keine Soldrechnungen schickt, werde ich für meinen Teil meine Zeit nicht damit verschwenden, mit ihm zu streiten. Das heißt, daß immer noch an die zehn Legionen entlassen — und ausbezahlt! — werden müssen. Mit Geld, das wir natürlich nicht haben. Deshalb werde ich ein Gesetz einbringen, nach dem diese Soldaten mit Land in italischen Gebieten zu entlohnen sind, in denen wir die Bevölkerung praktisch ausgerottet haben. Land um Pompeji, Faesulae, Hadria, Telesia, Grumentum und Bovianum. Alle sechs Städte sind entvölkert und liegen inmitten fruchtbaren Ackerlands, das den zehn Legionen gehören wird, die ich entlassen muß.«
    »Aber das ist ager publicus!« rief Lucius Caesar entsetzt.
    »Nein, noch nicht. Und es wird niemals öffentliches Eigentum werden. Dieses Land bekommen die Soldaten. Es sei denn«, fügte Sulla zuckersüß hinzu, »ihr ändert eure fromme und gottgefällige Meinung, was die Tempel Roms betrifft.«
    »Das können wir nicht«, sagte der Pontifex Maximus Scaevola.
    »Dann seht zu, daß ihr den Senat und das Volk auf meine Seite bringt, sobald das Gesetz vorliegt«, sagte Sulla.
    »Wir werden dich unterstützen«, sagte Antonius Orator.
    »Übrigens, da wir gerade beim Thema sind«, fuhr Sulla fort, »wenn ich weg bin, dürft ihr kein neues Land zum ager publicus erklären. Sobald ich mit meinen Legionen zurückkomme, werde ich weitere verlassene italische Gebiete brauchen, wo die Soldaten sich ansiedeln können.«
    Die Geldmittel Roms reichten letzten Endes nicht für sechs Legionen. Sullas Armee bestand aus fünf Legionen und zweitausend Pferden und keinem Mann und keinem Pferd mehr. Das verfügbare Gold wog insgesamt neuntausend Pfund — das waren nicht einmal zweihundert Talente. Lächerlich wenig und doch das Äußerste, was die bankrotte Stadt aufbringen konnte. Aus Sullas Kriegskasse konnte keine einzige Kampfgaleere finanziert werden; das Geld würde gerade reichen, um den Transport der Truppen nach Griechenland zu bezahlen. Sulla wäre am liebsten

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