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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Danach sollten alle italischen Neubürger und die vielen tausend Freigelassenen mit Bürgerrechten in Rom gleichmäßig auf die fünfunddreißig Tribus verteilt werden. Die beiden neuen Tribus von Piso Frugi sollten aufgelöst werden.
    »Fünfunddreißig Tribus sind genug, mehr darf es nicht geben!« schrie Sulpicius. »Auch ist es nicht richtig, daß zu manchen Tribus nur drei- bis viertausend Bürger gehören, obwohl sie in den Wahlversammlungen dasselbe Stimmrecht haben wie die Tribus Esquilina und Suburana mit jeweils über hunderttausend Bürgern! Der römische Staat ist nur darauf ausgelegt, den allmächtigen Senat und den Ritterstand zu schützen! Gehören Senatoren und Ritter zur Tribus Esquilina oder Suburana? Natürlich nicht! Sie gehören zur Tribus Fabia, Cornelia, Romilia! Nun, sollen sie weiterhin zur Tribus Fabia, Cornelia oder Romilia gehören, sage ich! Aber sie sollen diese Tribus mit Männern aus den Tribus Prifernium, Buca und Vibinium teilen — und mit Freigelassenen der Tribus Esquilina und Suburana!«
    Sulpicius’ Rede wurde heftig beklatscht, und er fand ungeteilte Zustimmung bei allen gesellschaftlichen Schichten, außer der höchsten und der niedrigsten. Die ganz oben fürchteten den Machtverlust, für die ganz unten würde sich ohnehin nichts ändern.
    »Das verstehe ich nicht!« keuchte Antonius Orator. Er stand mit Titus Pomponius in der Mitte des Comitiums, umgeben von kreischenden und brüllenden Anhängern des Sulpicius. »Er ist ein Adliger! Wann hatte er denn Zeit, so viele Anhänger um sich zu scharen? Er ist doch kein Saturninus! Ich — ich verstehe das einfach nicht!«
    »Ich verstehe es schon«, sagte Titus Pomponius säuerlich. »Er greift die Senatoren wegen ihrer Schulden an. Was die Menge hier und heute erhofft, ist ganz einfach. Die Leute glauben, wenn sie jedem Gesetz, das Sulpicius vorschlägt, zustimmen, streicht er ihnen zur Belohnung per Gesetz die Schulden.«
    »Aber das kann er doch nicht machen, wenn er gleichzeitig Männer aus dem Senat werfen will, weil sie mit achttausend Sesterzen verschuldet sind! Achttausend Sesterzen! Das ist lächerlich wenig! Es gibt in der ganzen Stadt wohl kaum einen Mann, der nicht wenigstens soviel Schulden hat!«
    »Bist du in Schwierigkeiten, Marcus Antonius?« fragte Titus Pomponius.
    »Nein, natürlich nicht! Aber die Männer, die keine Schwierigkeiten haben, lassen sich an einer Hand abzählen — nicht einmal Quintus Ancharius, Publius Cornelius Lentulus, Gaius Baebius, Gaius Atilius Serranus gehören dazu — bei den Göttern, die besten Männer der Welt, Titus Pomponius! Aber wer hat in den letzten zwei Jahren denn problemlos Bargeld auftreiben können? Sieh dir die Familie der Porcii Catones an, mit all ihrem Land in Lucania — kein Sesterz Einkommen wegen des Krieges. Genauso die Lucilier — auch sie Landbesitzer im Süden.« Marcus Antonius holte Atem und fragte dann: »Warum sollte er Schulden erlassen, wenn er andere wegen ihrer Schulden aus dem Senat schmeißt?«
    »Er hat gar nicht vor, die Schulden zu erlassen«, sagte Pomponius. »Die zweite und dritte Klasse hoffen das, aber das ist alles.«
    »Hat er ihnen Versprechungen gemacht?«
    »Das braucht er gar nicht. Hoffnung ist die einzige Sonne an ihrem Firmament, Marcus Antonius. Sie sehen einen Mann, der den Senat und die erste Klasse ebenso haßt wie einst Saturninus. Also hoffen sie auf einen zweiten Saturninus. Aber Sulpicius ist ganz anders.«
    »Was hat er dann vor?« jammerte Antonius Orator.
    »Ich habe keinen blassen Schimmer, welche Made ihm durchs Hirn kriecht«, sagte Titus Pomponius. »Wir sollten sehen, daß wir von hier wegkommen, bevor die Menge sich auf uns stürzt und uns in Stücke reißt.«
    Auf den Stufen zur Curia trafen sie den Konsul Pompeius Rufus mit seinem Sohn, der gerade vom Kriegsdienst in Lucania zurückgekehrt und immer noch in Kampflaune war.
    »Ein neuer Saturninus!« schrie der Sohn des Konsuls. »Nun, diesmal sind wir vorbereitet — wir werden nicht zulassen, daß er sich die Massen wie Saturninus hörig macht! Jetzt, wo fast alle aus dem Feld zurück sind, lassen sich leicht ein paar tüchtige Leute finden, die ihn bremsen können — ich werde sie finden! Die nächste Volksversammlung, die er einberuft, geht anders aus! Das garantiere ich euch!«
    Titus Pomponius beachtete den Sohn nicht, sondern konzentrierte sich auf dessen Vater und die anderen Senatoren in Hörweite. »Sulpicius ist beileibe kein neuer Saturninus«,

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