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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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der Jupiterpriester Merula standen. Catulus Caesar deutete einen Gruß an. »Hört gut zu!« rief Sulla zu ihnen hinüber.
    Dann wandte er sich dem versammelten Volk vor ihm zu, so daß er mit dem Rücken zum Senat stand, und begann zu sprechen. Er war weder mit Jubelrufen noch mit Pfiffen oder Buhrufen begrüßt worden. Die Menge war also bereit, ihm zuzuhören, und das nicht nur, weil in jeder Seitenstraße und auf jedem kleinen Platz seine Soldaten standen.
    »Bürger von Rom, niemand weiß besser als ich, welche Tragweite mein Tun hat«, sagte er mit klarer, weithin verständlicher Stimme. »Niemand außer mir, das müßt ihr mir glauben, wollte die Anwesenheit eines Heeres inmitten von Rom. Ich bin Konsul, rechtmäßig gewählt und rechtmäßig zum Feldherrn meines Heeres bestimmt. Ich habe dieses Heer nach Rom geführt, ich ganz allein. Meine Kollegen handelten auf meinen Befehl, wozu sie verpflichtet sind, auch mein Mitkonsul Quintus Pompeius Rufus — ich möchte freilich daran erinnern, daß sein Sohn hier auf unserem heiligen Forum Romanum von den Schlägern des Sulpicius ermordet wurde.«
    Sulla sprach langsam, damit die Herolde seine Worte wiederholen konnten, und machte eine Pause, bis die letzten Rufe in der Ferne verklungen waren.
    »Viel zu lange, Bürger von Rom, hat man das Recht des Senats und der Konsuln, über die Politik und die Gesetze Roms zu bestimmen, mißachtet — und seit ein paar Jahren wird dieses Recht von einigen machtgierigen, selbstsüchtigen Demagogen, die sich Volkstribunen nennen, sogar mit Füßen getreten. Erst buhlen diese Männer gewissenlos um die Gunst der Menge und lassen sich als Hüter der Rechte des Volkes wählen, dann mißbrauchen sie das in sie gesetzte heilige Vertrauen in verantwortungsloser Weise. Sie halten immer dieselbe Entschuldigung bereit — daß sie im Auftrag der >Herren von Rom< handeln! Aber in Wahrheit, Bürger Roms, handeln sie nur im eigenen Interesse. Sie locken euch mit Versprechungen großzügiger Geschenke und Privilegien — Dinge, die unser Staat beim besten Willen nicht verteilen kann, zumal diese Männer gewöhnlich dann auftauchen, wenn der Staat am wenigsten dazu in der Lage ist. Das ist das Geheimnis ihres Erfolges! Sie spielen mit euren Sehnsüchten und Ängsten. Aber sie wollen gar nicht das beste für euch. Was sie versprechen, können sie nicht halten. Hat Saturninus beispielsweise jemals Getreide gratis verteilt? Natürlich nicht! Weil kein Korn zu bekommen war. Hätte es Getreide gegeben, hätten eure Konsuln und der Senat es bereitgestellt. Als das Getreide endlich kam, hat euer Konsul, Gaius Marius, es verteilt — nicht gratis, aber zu einem anständigen Preis.«
    Sulla wartete wieder, bis die Herolde fertig waren.
    »Glaubt ihr wirklich, Sulpicius hätte durch ein Gesetz eure Schulden gestrichen? Niemals hätte er das getan! Selbst wenn ich und mein Heer nicht eingegriffen hätten, wäre er nicht dazu imstande gewesen. Niemand kann eine ganze Klasse ihrer Schulden wegen von ihrem rechtmäßigen Platz vertreiben — wie Sulpicius es mit den Senatoren getan hat! — und dann die Schulden aller anderen streichen. Denkt einmal darüber nach, dann seht ihr es selbst — Sulpicius wollte den Senat beseitigen, fand einen Weg zu diesem Ziel und ließ euch in dem Glauben, ihr würdet ganz anders behandelt als jene Männer, die, wie er euch einredete, eure Feinde waren. Er hat euch mit dem Versprechen geködert, er werde für einen allgemeinen Schuldenerlaß sorgen. Aber er hat euch betrogen, Bürger von Rom. Auf einer öffentlichen Versammlung hat er nie von einem allgemeinen Schuldenerlaß gesprochen! Statt dessen hat er seine Handlanger zu euch geschickt und Gerüchte verbreiten lassen. Beweist das nicht, daß er es nicht ehrlich meint? Hätte er ernsthaft vorgehabt, die Schulden zu streichen, hätte er es von der Rostra verkündet. Das hat er nie getan, und er hat keinen Gedanken an eure Nöte verschwendet. Ich dagegen als euer Konsul habe eure Schuldenlast so weit vermindert, wie es möglich war, ohne das ganze Geldsystem zu untergraben — und ich habe es für jeden Römer getan, den vornehmsten wie den geringsten. Ich habe es sogar für jene getan, die nicht Römer sind. Ich habe ein allgemeines Gesetz eingebracht, nach dem Zinsen nur auf das entliehene Kapital und nur zum ursprünglich vereinbarten Satz gezahlt werden müssen. So habe ich dazu beigetragen, eure Schuldenlast zu verringern. Nicht Sulpicius!«
    Sulla lief die gesamte

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