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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Straßen und Gassen drängten sie auf das Forum Esquilinum, die Vorhut von Sulpicius’ Leibwache und die Sklaven und Freigelassenen, die Gaius Marius und sein Sohn unter Mithilfe von Lucius Decumius und anderen Anführern der über ganz Rom verstreuten Kreuzwegevereine zusammengetrommelt hatten. Verdutzt blieben sie stehen, als sie die Reihen der römischen Legionäre erblickten. Die Feldzeichen funkelten silbern, die Trommler und Trompeter scharten sich um ihren Feldherrn und warteten gelassen, wie es schien, auf seine Befehle.
    »Spiel das Signal Schwerter heraus und Schilde vor, Trompeter«, sagte Sulla ruhig und deutlich.
    Eine einzelne Trompete ertönte. Gleich darauf war zu hören, wie mit leisem Klirren tausend Schwerter aus der Scheide gezogen wurden und mit dumpfem Knirschen tausend Schilde umgedreht und in Stellung gebracht wurden.
    »Spielt das Signal Stellung halten und Angriff abwarten, Trommler.« Sullas Stimme war auch in den ungeordneten Reihen der Verteidiger leicht zu hören.
    Dumpfe Trommelschläge setzten ein und hörten nicht mehr auf. Für den Haufen, der den Soldaten gegenüberstand, waren die Schläge unheimlicher als jedes Kriegsgeschrei.
    Dann teilte sich die Menge, und Gaius Marius trat hervor. Er trug einen Helm und den roten Feldherrnmantel, das Schwert hatte er gezückt. Neben ihm stand Sulpicius, dahinter Marius’ Sohn.
    »Attacke!« brüllte Marius und stieß einen schrillen Schrei aus.
    Seine Männer wollten gehorchen, konnten auf dem beengten Raum jedoch nicht soviel Schwung bekommen, wie nötig gewesen wäre, um Sullas Frontlinie zu überrennen. Sullas Soldaten wehrten den Angriff verächtlich mit den Schilden ab, die Schwerter setzten sie gar nicht ein.
    »Trompeter, blas zum Angriff auf den Feind.« Sulla beugte sich herab und ergriff den silbernen Adler der zweiten Legion.
    Unter Aufbietung all ihrer Disziplin und nur ihrem Feldherrn zum Gefallen — denn jetzt, wo die Zeit gekommen war, wollte keiner, daß Blut floß — erhoben Sullas Soldaten ihre Schwerter und schlugen zurück.
    Taktische Manöver waren unmöglich. Auf dem Forum Esquilinum drängte sich eine ununterscheidbare Masse kämpfender Männer, die ohne Ziel oder Befehl aufeinander eindroschen. In wenigen Minuten hatte sich die erste Kohorte zum Clivus Suburanus und Vicus Sabuci durchgeschlagen, kurz darauf auch die zweite Kohorte, und weitere Kohorten strömten in geordneten Reihen durch die Porta Esquilina. Zahl und Ausbildung der Soldaten allein drängten die Zivilisten zurück, die für Marius und Sulpicius kämpften. Sulla rückte auf seinem Maultier vor, um zu sehen, ob seine Hilfe irgendwo benötigt würde. Nur er überragte die wogende Masse von Köpfen. Er sah, daß die Bewohner der Straßen und Gassen aus ihren hohen Häusern lehnten und seine Soldaten mit Wurfgeschossen bombardierten — mit Tontöpfen, Holzklötzen, Ziegeln und Stühlen. Manche, dachte Sulla, der einst selbst in einem Mietshaus gewohnt hatte, waren wohl ehrlich empört über den Angriff auf ihre Stadt, aber andere konnten wohl einfach der Versuchung nicht widerstehen, irgendeinen Gegenstand auf das herrliche Durcheinander unter ihnen zu schmeißen.
    »Bring mir ein paar angezündete Fackeln«, sagte er zu dem Soldaten, der eigentlich den silbernen Adler der Legion hätte tragen sollen.
    Die Fackeln fanden sich schnell in einem Marktstand.
    »Alle Trompeten und Trommeln volle Lautstärke«, sagte Sulla.
    Der Lärm der Instrumente auf dem engen, von Wohnhäusern umgebenen Platz war ohrenbetäubend. Die Kämpfe stoppten für den kurzen Augenblick, den Sulla brauchte.
    »Wenn noch ein Wurfgeschloß fällt, brenne ich diese Stadt nieder«, schrie er, so laut er konnte. Er nahm eine Fackel und schleuderte sie in die Luft. Die Fackel fiel in ein Fenster, und weitere Fackeln folgten. Daraufhin verschwanden die Köpfe aus den Fenstern, und das Bombardement von oben hörte auf.
    Zufrieden wandte Sulla sich wieder dem Kampfgeschehen zu. Die Bewohner der Häuser hatten jetzt verstanden, daß dies kein Zirkus war, sondern bitterer Ernst. Ein Kampf war eine Sache — ein Feuer eine ganz andere. Feuer fürchteten die Römer mehr als den Krieg.
    Sulla rief eine bislang untätige Kohorte herbei und schickte sie in den Vicus Sabuci, von dem sie rechts in den Vicus Sobrius einbiegen sollte und dann wieder rechts in den Clivus Suburanus. Dort sollte sie die kämpfenden Bürger von hinten angreifen.
    Das brachte die Entscheidung. Der undisziplinierte Haufen

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