MoR 02 - Eine Krone aus Gras
und er war Konsul«, sagte Pompeius Strabo. »Ich finde, der Senat sollte den Leichnam sehen. Gnaeus, mein Sohn, kümmere du dich darum. Damasippus kann den Leichnam begleiten.«
Alles wurde wirkungsvoll arrangiert. Pompeius Strabo schickte einen Kurier voraus, der eine Senatsversammlung einberief, dann wurde Quintus Pompeius Rufus zum Eingang der Curia Hostilia gebracht. Außer dem, was Damasippus persönlich zu sagen hatte, wurden keine weiteren Erklärungen gegeben — und Damasippus sagte nur, daß die Armee des Pompeius Strabo keinen anderen Feldherrn hatte haben wollen. Der Senat verstand die Botschaft. Gnaeus Pompeius Strabo wurde höflich gebeten, das Kommando im Norden weiterhin zu führen, da der zu seinem Nachfolger bestimmte Mann tot sei.
Sulla war allein, als er den Brief las, den Pompeius Strabo ihm geschrieben hatte.
Ist das nicht traurig, Cornelius Lucius? Meine Soldaten verraten leider nicht, wer es war, und ich kann schließlich nicht vier gute Legionen für etwas bestrafen, das dreißig oder vierzig Männer im Alleingang beschlossen haben. Meine Zenturionen stehen vor einem Rätsel. Ebenso mein Sohn, der sich mit den Mannschaften sehr gut versteht und sonst immer weiß, was vor sich geht. Eigentlich ist es meine Schuld. Ich habe nicht gewußt, wie sehr meine Männer mich lieben. Immerhin war Quintus Pompeius auch ein Picenter, und ich hätte nicht gedacht, daß ihnen der Wechsel etwas ausmachen würde.
Dennoch hoffe ich, der Senat sorgt jetzt dafür, daß ich im Norden Feldherr bleibe. Wenn die Legionen keinen Picenter dulden, hat ein Fremder sicherlich noch weniger Chancen, oder? Wir sind rauhe Burschen, wir aus dem Norden.
Ich wünsche Dir alles Gute für Deine Pläne, Lucius Cornelius. Du bist ein Mann vom alten Schlag, aber Du hast auch interessante, neue Ideen. Man kann viel von Dir lernen. Sei versichert, daß ich Dich von ganzem Herzen unterstütze, und laß mich bitte wissen, wenn ich Dir sonst noch irgendwie helfen kann.
Sulla lachte und verbrannte dann den Brief, der zu den wenigen aufmunternden Nachrichten gehörte, die er erhalten hatte. Daß Rom mit den Verfassungsänderungen, die er vorgenommen hatte, nicht glücklich war, wußte er jetzt sicher, denn die Volksversammlung war zusammengekommen und hatte zehn neue Volkstribunen gewählt. Alle zehn waren Gegner Sullas und Anhänger des Sulpicius, darunter Gaius Milonius, Gaius Papirius Carbo Arvina, Publius Magius, Marcus Vergilius, Marcus Marius Gratidianus (der Neffe, den Gaius Marius adoptiert hatte) und außerdem noch Quintus Sertorius. Als Sulla von Quintus Sertorius’ Kandidatur erfuhr, warnte er ihn schriftlich, daß es besser für ihn sei, sich nicht aufstellen zu lassen. Sertorius jedoch ignorierte diese Warnung und sagte, daß es für Rom jetzt gleichgültig sei, wer zum Volkstribunen gewählt würde.
Diese deutliche Niederlage machte Sulla klar, daß er unbedingt dafür sorgen mußte, daß streng konservative Männer in die kurulischen Ämter gewählt wurden. Beide Konsuln und alle sechs Prätoren mußten zuverlässige Befürworter der leges Corneliae sein. Bei den Quästoren war dies einfach. Alle waren Senatoren, die wieder ins Amt gekommen waren, oder junge Männer aus Senatsfamilien, die zuverlässige Stützen der Macht des Senats sein würden. Unter ihnen war auch Lucius Licinius Lucullus, der zu Sullas Diensten abgestellt war.
Sullas Neffe Lucius Nonius mußte natürlich auch ein Amt bekommen. Er war zwei Jahre zuvor Prätor gewesen und würde seinem Onkel als Konsul nicht im Wege stehen. Er war nur leider ein ziemlich geistloser Mann, der sich bislang nirgends hervorgetan hatte und daher bei den Wählern nicht besonders beliebt war. Aber seine Kandidatur würde Sullas Schwester gefallen. Sulla hatte seine Schwester fast vergessen, so wenig Gefühle hatte er für seine Familie übrig. Wenn sie nach Rom zu Besuch kam — was sie regelmäßig tat —, machte er sich nie die Mühe, sie zu besuchen. Das mußte anders werden! Zum Glück half Delmatica gern, wo sie konnte, denn sie war eine gastfreundliche und geduldige Frau. Sie würde sich um Sullas Schwester und den langweiligen Lucius Nonius kümmern, der hoffentlich bald Konsul sein würde.
Zwei weitere Kandidaten gefielen Sulla. Der ehemalige Legat Pompeius Strabos, Gnaeus Octavius Ruso, war ein Anhänger Sullas und der alten Traditionen und war außerdem wahrscheinlich auch von Pompeius Strabo entsprechend instruiert worden. Der zweite vielversprechende
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