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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Wort und verzog keine Miene, sondern erbrach das Siegel von Sullas Brief.
    Es bereitet mir großen Kummer, Gnaeus Pompeius, daß ich Deinen Vetter Rufus auf Anweisung des .Senats unter diesen Umständen zu Dir schicken muß. Niemand weiß die vielen Dienste, die Du Rom erwiesen hast, besser zu schätzen als ich. Und niemand wird es besser zu schätzen wissen, wenn Du Rom noch einen weiteren Dienst erweisen könntest — einen Dienst, der beträchtlichen Einfluß auf unser aller Zukunft haben wird.
    Mein Kollege Quintus Pompeius ist leider ein gebrochener Mann. Seit dem Tod seines Sohnes — der mein Schwiegersohn und Vater meiner beiden Enkel war — ist es mit unserem lieben Freund erschreckend schnell bergab gegangen. Da seine Anwesenheit in Rom immer peinsamer wurde, mußte ich ihn entfernen. Er konnte sich nicht dazu durchringen, die Maßnahmen gutzuheißen, zu denen ich gezwungen — ich wiederhole, gezwungen — war, um unsere guten alten Bräuche zu bewahren.
    Nun weiß ich, daß Du, Gnaeus Pompeius, diese Maßnahmen aus vollem Herzen billigst, da ich Dich immer auf dem laufenden gehalten habe und auch Du mir regelmäßig geschrieben hast. Ich bin nach langem Überlegen zu der Überzeugung gelangt, daß unser guter Quintus Pompeius dringend eine sehr lange Ruhepause braucht. Ich hoffe, daß er diese Ruhe bei Dir in Umbria findet.
    Du verzeihst mir hoffentlich, wenn ich Quintus Pompeius gesagt habe, Du wünschtest Dir sehr, von Deinem Kommando entbunden zu werden, bevor Deine Truppen aus dem Dienst entlassen werden müssen. Er war sehr erleichtert, als er hörte, daß Du ihn mit Freuden empfangen wirst.
    Pompeius Strabo legte Sullas Brief nieder und erbrach das offizielle Siegel des Senats. Was er beim Lesen dachte, war ihm nicht anzumerken. Als er alles entziffert hatte — er murmelte beim Lesen so leise und undeutlich vor sich hin, daß Pompeius Rufus kein Wort verstehen konnte —, legte er auch dieses Papier auf den Schreibtisch und lächelte Pompeius Rufus freundlich an. »Nun, Quintus Pompeius, ich freue mich wirklich sehr über dein Kommen! Ich gebe meine Pflichten mit Vergnügen ab.«
    Pompeius Rufus, der trotz Sullas Beteuerungen damit gerechnet hatte, daß sein Gegenüber vor Wut, Ärger und Empörung toben würde, blieb der Mund offenstehen. »Lucius Cornelius hat also recht gehabt? Es macht dir nichts aus? Ehrlich nicht?«
    »Warum sollte es mir etwas ausmachen? Im Gegenteil! Ich bin hocherfreut«, sagte Pompeius Strabo. »Mein Geldbeutel wird bereits spürbar leichter.«
    »Dem Geldbeutel?«
    »Zehn Legionen stehen unter meinem Befehl, Quintus Pompeius, und mehr als die Hälfte davon bezahle ich selbst.«
    »Wirklich?«
    »Nun, Rom kann nicht zahlen.« Pompeius Strabo erhob sich vom Schreibtisch. »Die Männer, die nicht mir gehören, müssen endlich entlassen werden, und so etwas liegt mir gar nicht. Meine Sache ist der Kampf, nicht die Arbeit am Schreibtisch. Außerdem werden meine Augen allmählich schwach. Ich hatte zum Glück einmal einen Kadetten in meinen Diensten, der hervorragend schreiben konnte. Er schrieb sogar gern! Es gibt eben solche und solche.« Pompeius Strabo legte Pompeius Rufus den Arm um die Schultern. »Jetzt komm, ich stelle dich meinen Legaten und Tribunen vor. Diese Männer haben alle lange unter mir gedient, mach dir also keine Sorgen, wenn sie traurig sind. Sie wissen nichts von meinen Absichten.«
    Überraschung und Kummer standen Brutus Damasippus und Gellius Poplicola deutlich ins Gesicht geschrieben, als Pompeius Strabo ihnen die Neuigkeit mitteilte.
    »Nein, Männer, das ist doch ausgezeichnet!« rief Pompeius Strabo. »Es wird auch meinem Sohn guttun, einmal nicht unter seinem Vater dienen zu müssen. Wir alle werden viel zu nachlässig, wenn kein frischer Wind weht. Der Wechsel wird allen guttun.«
    Am Nachmittag ließ Pompeius Strabo das Heer antreten, so daß der neue Feldherr die Truppen inspizieren konnte.
    »Hier sind nur vier Legionen — alles meine Männer«, sagte Pompeius Strabo, als er mit Pompeius Rufus die Mannschaften abschritt. »Die anderen sechs sind überall verstreut, sie räumen auf oder faulenzen herum. Zwei in Camerinum, eine in Fanum Fortunae, eine in Ancona, eine in Iguvium, eine in Arretium und eine in Cingulum. Du wirst ganz schön herumreisen müssen, bis du sie entlassen hast, denn es ist kaum sinnvoll, die Legionen zusammenzurufen, nur um ihnen ihre Entlassung bekanntzugeben.«
    »Das Reisen macht mir nichts aus.« Pompeius Rufus

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