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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Sie waren deshalb noch genauso kriegerisch wie zuvor, aber die griechischen Bräuche und die griechische Kultur hatten sie offenbar als exotisch und attraktiv beeindruckt.
    Wo das Delta des Vardanes die Küstenlinie durchschnitt, fuhr König Mithridates mit seinem Schiff in einen großen, dreieckigen See namens Maeotis ein, der vom Schwarzen Meer fast vollständig abgetrennt war, und segelte an dessen Küste entlang, bis er an der Nordspitze des Dreiecks den sagenhaften Tanais entdeckte, den mächtigsten Strom der Erde. Die Reisenden hörten die Namen anderer Flüsse — Rha, Udon, Borysthenes, Hypanis — und von einem riesigen Meer im Osten, das Hyrcanius oder Kaspisches Meer genannt wurde.
    Überall, wo die Griechen Handelsplätze errichtet hatten, wurde Weizen angebaut.
    »Wenn es einen Markt dafür gäbe, würden wir noch mehr anbauen«, sagte der Ethnarch von Sinde. »Die Skythen haben schnell Geschmack am Brot gefunden und gelernt, den Boden zu pflügen und Weizen anzupflanzen.«
    »Ihr habt schon vor hundert Jahren dem König Masinissa von Numidien Getreide verkauft«, sagte Mithridates. »Es gibt immer noch neue Märkte. Die Römer waren vor kurzem noch bereit, für Getreide fast jeden Preis zu zahlen. Warum versucht ihr nicht, euch neue Märkte zu erschließen?«
    »Vielleicht haben wir uns von der Welt des Mittelmeers zu sehr isoliert. Und Bithynien erhebt für die Durchfahrt durch den Hellespont sehr hohe Steuern.«
    »Ich glaube, wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, diesen vortrefflichen Leuten zu helfen«, sagte Mithridates zu seinen Onkeln.
    Den Ausschlag gab die Besichtigung der überaus fruchtbaren Halbinsel, die von den Griechen Taurischer Chersonesos und von den Skythen Kimmeria genannt wurde: Diese Länder waren reif für die Eroberung und mußten zu Pontos gehören.
    Mithridates war allerdings kein guter Feldherr und klug genug, sich darüber im klaren zu sein. Kriegsführung war etwas, das ihn kurzfristig faszinieren konnte, und ein Feigling war er gewiß nicht. Aber irgendwie wußte er, daß er mit Tausenden von Soldaten nichts anfangen konnte, und er wußte das, bevor er es jemals praktisch versucht hatte. Einen Feldzug zu organisieren und Heere aufzustellen, machte ihm dagegen Spaß. In die Schlacht sollten die Soldaten dann andere führen, Männer, die sich besser darauf verstanden.
    Pontos brachte natürlich ein großes Aufgebot an Soldaten zustande, aber der König wußte, daß ihre Ausbildung viel zu wünschen übrig ließ. Die Griechen, die die Küstenstädte bevölkerten, verabscheuten Kriege, und die einheimischen Völker, die von den Persern abstammten, die einst südlich und westlich des Kaspischen Meeres gelebt hatten, waren im Grunde zu rückständig, als daß man sie hätte ausbilden können. Wie die meisten östlichen Herrscher mußte sich Mithridates also auf Söldner verlassen. Diese waren zumeist Syrer, Kilikier, Zyprioten oder die heißblütigen Männer der kriegerischen semitischen Staaten um das Tote Meer in Palästina. Sie waren gute und treu ergebene Soldaten, solange sie bezahlt wurden. Blieb der Sold einen Tag aus, packten sie ihre Sachen und machten sich auf den Heimweg.
    Aber als Mithridates die Skythen und Sarmaten sah, entschied er, daß er seine Soldaten in Zukunft aus diesen Völkern rekrutieren würde. Er würde sie zu Fußsoldaten ausbilden und sie wie Römer bewaffnen. Und mit ihnen würde er sich an die Eroberung Anatoliens machen. Zuerst mußte er sie sich allerdings unterwerfen. Für diese Aufgabe wählte er seinen Onkel Diophantos aus und einen Adligen namens Asklepiodoros.
    Als Vorwand diente ihm, daß sich die Griechen aus Sinde und dem Chersonesos über Überfälle der Söhne des Königs Skiluros beklagten. Skiluros lebte nicht mehr, galt aber als Begründer des skythischen Staates Kimmeria, der auch nach seinem Tod noch teilweise weiterbestand. Beeinflußt von dem griechischen Vorposten Olbia im Westen der Halbinsel, trieben die Skythen zwar inzwischen Ackerbau, sie waren aber trotzdem kriegerisch geblieben.
    »Bittet König Mithridates um Hilfe«, sagte der falsche Händler vor seiner Abreise aus dem Taurischen Chersonesos. »Ich kann ihm einen Brief von euch überbringen, wenn ihr wollt.«
    Als bewährter Feldherr aus der Zeit König Mithridates’ V. machte sich Diophantos mit Begeisterung an seine Aufgabe und führte im Frühjahr nach Mithridates’ Expedition eine große und gutausgebildete Armee in den Taurischen Chersonesos. Das

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