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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Unternehmen endete mit einem Triumph für Pontos: Die Söhne des Skiluros wurden rasch besiegt und der binnenländische Teil des Königreiches Kimmeria erobert. Innerhalb eines Jahres hatte sich Pontos dann die ganze Halbinsel Kimmeria, große Gebiete der Roxolanen im Westen und die griechische Stadt Olbia einverleibt, die durch ständige Überfälle der Sarmaten und Roxolanen stark geschwächt war. Im nächsten Jahr rafften sich die Skythen zu einem Gegenschlag auf, der jedoch damit endete, daß Diophantos auch die Sinder unterwarf, die an den östlichen Ufern des Maeotis unter ihrem König Saumakos lebten. Diophantos errichtete auf beiden Seiten des Kimmerischen Bosporus zwei einander gegenüberliegende Festungen.
    Dann segelte er heimwärts. Seinen Sohn Neoptolemos ließ er zurück, um in Olbia und den westlichen Gebieten nach dem Rechten zu sehen, seinen Sohn Archelaos betraute er mit der Ordnung des neuen pontischen Reiches im Norden des Schwarzen Meeres. Diophantos hatte seinen Auftrag glänzend ausgeführt. Die Beute war beträchtlich, das Potential an Männern, die der pontischen Armee jetzt zur Verfügung standen, war unerschöpflich, und die Handelsmöglichkeiten waren vielversprechend. All dies berichtete Diophantos seinem jungen König voller Stolz. Daraufhin wurde dieser eifersüchtig und bekam es mit der Angst zu tun und ermordete seinen Onkel.
    Die Tat erschütterte den ganzen pontischen Hof, und die Kunde des Mordes erreichte schließlich auch das Nordufer des Schwarzen Meeres. Diophantos’ Söhne waren entsetzt und bekümmert und weinten, aber dann gingen sie umso energischer daran, das von ihrem Vater begonnene Werk zu vollenden. Neoptolemos und Archelaos segelten die Ostküste des Schwarzen Meeres entlang, und eins nach dem anderen ergaben sich die kleinen Königreiche des Kaukasus dem mächtigen Pontos, darunter das goldreiche Kolchis und das Land zwischen dem Phasis und der Stadt Rhizus.
    Klein-Armenien — von den Römern Armenia Minor genannt — gehörte nicht zum eigentlichen Armenien; es lag westlich davon und auf der pontischen Seite des großen Gebirges zwischen den Flüssen Araxes und Euphrat. Mithridates betrachtete es als sein rechtmäßiges Eigentum, wenn auch nur deshalb, weil der dortige König den König von Pontos und nicht den von Armenien als seinen Oberherrn betrachtete. Sobald das östliche und nördliche Schwarze Meer ihm nominell und faktisch gehörten, marschierte Mithridates in Klein-Armenien ein. Diesmal führte er sein Heer persönlich an, da er glaubte, daß sein bloßes Erscheinen genügen würde. Er hatte sich nicht getäuscht. Als er in die kleine Stadt Zimara einritt, die sich Hauptstadt nannte, jubelte ihm die ganze Bevölkerung zu. König Antipatros von Klein-Armenien kam ihm im Gewand eines Bittstellers entgegen. Endlich konnte sich Mithridates wie ein Feldherr fühlen; kein Wunder, daß er Klein-Armenien in sein Herz schloß. Er ließ den Blick über die schneebedeckten Berggipfel und die gischtsprühenden Sturzbäche schweifen — und er beschloß, die Abgelegenheit und Unzugänglichkeit des Landes auszunutzen und hier den Großteil seines immer schneller wachsenden Königsschatzes unterzubringen. Sofort gingen seine Befehle aus. Auf jedem unzugänglichen Gipfel, über senkrecht in die Tiefe stürzenden Felswänden und mörderisch reißenden Flüssen wurden Burgen gebaut. Einen ganzen Sommer war Mithridates damit beschäftigt, im Sattel durch die Gegend zu streifen und Abgründe und Schluchten ausfindig zu machen. Am Ende waren über siebzig Bollwerke entstanden, und die Mär seines sagenhaften Reichtums gelangte sogar bis Rom.
    So kam es, daß König Mithridates VI. von Pontos noch keine dreißig Jahre alt, aber bereits Herrscher über ein weitgespanntes Reich, Hüter unermeßlicher Schätze, Vater zahlreicher Söhne, Oberbefehlshaber eines Dutzend Heere aus Skythen, Sarmaten, Kelten und Maeotiern — daß dieser Mithridates eine Gesandtschaft nach Rom schickte und darum bat, den Titel »Freund und Verbündeter des Römischen Volkes« verliehen zu bekommen. Das war in jenem Jahr, als Gaius Marius und Quintus Lutatius Catulus Caesar die letzte Division der Germanen bei Vercellae aufrieben, so daß Marius selbst nur aus zweiter Hand von den Ereignissen hörte — hauptsächlich aus Briefen, die ihm Publius Rutilius Rufus schrieb. König Nikomedes von Bithynien hatte umgehend beim Senat protestiert, es gehe nicht an, wenn Rom zwei Könige zu Freunden und

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