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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Schlamassel nicht verantwortlich machen, da bist du schon selbst schuld!« sagte Aurelia bissig.
    »Unsinn!« sagte Sulla geradeheraus. »Ich habe diesen Mist doch nicht verursacht! Ich habe mich in Capua um meine Legionen gekümmert und wollte nach Griechenland abreisen. Narren wie Lucius Decumius sind schuld daran, daß ich nach Rom zurückkehren mußte — Narren, die sich in Dinge einmischen, von denen sie nichts verstehen, und die sich vormachen, ihre Helden seien aus anderem Stoff gemacht als der Rest der Menschheit! Dein Freund hier hat Leute aus Sulpicius’ Schlägerbande angeworben, die dann das Forum verstopften und meine Tochter zur Witwe machten — und er hat noch mehr solcher Leute zusammengetrommelt, als ich das Forum Esquilinum betrat und keinen sehnlicheren Wunsch hatte, als für Frieden zu sorgen! Nicht ich habe die Unruhen angezettelt! Aber ich mußte dann dafür bezahlen!«
    Wütend richtete sich Lucius Decumius auf, die Nackenhaare gesträubt. »Ich glaube an das Volk!« sagte er im Brustton der Überzeugung. Sonst war nie er der Schwächere, deshalb war er diese Rolle nicht gewohnt.
    »Na, also! Da haben wir es, du redest so dumm daher, wie ein Mann aus der vierten Klasse eben daherredet!« knurrte Sulla. »>Ich glaube an das Volk<, in der Tat! Du solltest an die glauben, die über dir stehen!«
    »Lucius Cornelius, bitte!« sagte Aurelia mit klopfendem Herzen und zitternden Knien. »Wenn du Lucius Decumius überlegen sein willst, dann benimm dich auch so!«
    »Ja!« rief Lucius Decumius unter Aufbietung seines ganzen Mutes. Seine geliebte Aurelia kämpfte für ihn — und er wollte ihr zeigen, wie mutig er war. Sulla war nicht Marius. Beim Anblick Sullas überlief Lucius Decumius ein Frösteln, wie wenn er Fingernägel über eine glatte, steinige Fläche kratzen hörte. Dann sagte er: »Paß lieber auf dich selbst auf, du großer, bedeutender Konsular Sulla, sonst steckt eines Tages noch ein Messer in deinem Rük- ken!«
    Sullas fahler Blick trübte sich, und er stand mit zusammengebissenen Zähnen auf. Die Drohung, die von ihm ausging, als er auf Lucius Decumius zutrat, war fast mit Händen zu greifen.
    Lucius Decumius wich zurück — nicht aus Feigheit, eher aus abergläubischer Scheu davor, mit etwas in Berührung zu geraten, das ebenso geheimnisvoll wie schrecklich war.
    »Ich könnte dich zertrampeln wie ein Elefant einen Hund zertrampelt«, sagte Sulla in liebenswürdigem Ton. »Der einzige Grund, warum ich es nicht tue, ist diese Dame hier. Sie schätzt dich, und du bist ihr ein guter Diener. Du magst viele Männer erstochen haben, Lucius Decumius, aber glaube bloß nicht, das könnte dir bei mir gelingen! Nicht einmal im Traum. Geh mir aus dem Weg, sei zufrieden, wenn du in deinem Reich befehlen kannst. Und jetzt verschwinde!«
    »Geh, Lucius Decumius«, sagte Aurelia. »Bitte!«
    »Nicht solange er in dieser Stimmung ist!«
    »Ich komme gut allein mit ihm zurecht. Bitte geh.«
    Lucius Decumius verschwand.
    »Du hättest nicht so grob zu sein brauchen«, sagte sie verschnupft. »Er weiß nicht, wie er mit dir umgehen soll, und er ist mir treu, ganz gleich, was er sonst für ein Mann ist. Zu Gaius Marius hält er um meines Sohnes willen.«
    Sulla setzte sich auf den Rand des Sofas, unsicher, ob er gehen oder bleiben sollte. »Sei mir nicht böse, Aurelia. Sonst werde ich noch böse auf dich. Du hast recht, er ist es nicht wert. Aber das gleiche gilt für Gaius Marius, und Lucius Decumius hat Gaius Marius geholfen, mich in eine Lage zu bringen, die ich nicht herbeigewünscht und nicht verdient habe!«
    Aurelia holte tief Luft und atmete langsam aus. »Ja, ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Insofern hast du recht.« Sie nickte im Takt ihrer Worte. »Ich weiß, ich weiß. Du hast alles mögliche versucht, um die Lage legal und friedlich unter Kontrolle zu bringen. Aber gib nicht Gaius Marius die Schuld. Publius Sulpicius war es.«
    »Das ist eine fadenscheinige Ausrede.« Sulla entspannte sich allmählich. »Du bist Tochter eines Konsuls und Frau eines Prätors, Aurelia. Du weißt besser als die meisten, daß Sulpicius sein Werk niemals hätte beginnen können, wenn ihn nicht jemand unterstützt hätte, der sehr viel mehr Einfluß besitzt, als er je gehabt hat. Gaius Marius.«
    »Je gehabt hat?« fragte sie. Ihre Augen weiteten sich.
    »Sulpicius ist tot. Er wurde vor zwei Tagen gefaßt.«
    Sie schlug die Hände vor den Mund. »Und Gaius Marius?«
    »Ach, Gaius Marius, Gaius Marius,

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