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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Kieseln und Zweigen übersät war, da der Tempel kein Dach hatte, und tat so, als würde er den Stein eben erst auflesen. »Und wenn ich meinen Eid breche«, sagte er mit klarer, weithin vernehmbarer Stimme, »möge man mich vom Tarpejischen Felsen werfen, so wie ich diesen Stein von mir werfe!«
    Der Stein flog durch die Luft, prallte gegen die schmutzige Mauer, von der der Putz abblätterte, und fiel zurück in den Schoß der Mutter Erde. Anscheinend hatte niemand begriffen, was der Stein bedeutete. Cinna atmete erleichtert aus. Offensichtlich kannten die römischen Senatoren das Geheimnis nicht, von dem der Sohn des Sextus Perquitienus gewußt hatte. Sollte man ihn, Cinna, je anklagen, er habe seinen Eid gebrochen, konnte er erklären, daß der Eid ihn nicht band. Der ganze Senat hatte gesehen, wie er den Stein weggeworfen hatte, und damit hatte er sich hundert untadelige Zeugen verschafft. Ein solcher Trick funktionierte freilich nur einmal — wie nützlich wäre er doch für Metellus Schweinebacke gewesen, wenn dieser davon gewußt hätte!

    Sulla nahm an der Amtseinführung der neuen Konsuln zwar teil, er blieb aber nicht mehr zum Fest. Er müsse sich für die Abreise nach Capua am folgenden Tag vorbereiten, sagte er zu seiner Entschuldigung. Bei der ersten offiziellen Senatsversammlung am Neujahrstag im Tempel des Jupiter Optimus Maximus war er jedoch anwesend, und so hörte er Cinnas kurze, beunruhigende Rede.
    »Ich werde meinem Amt Ehre und keine Schande machen«, sagte Cinna. »Wenn ich irgendwelche Bedenken habe, dann nur die, daß der scheidende Konsul eine Armee nach Osten führt, die Gaius Marius hätte führen sollen. Von der rechtswidrigen Verfolgung und Verurteilung Gaius Marius’ einmal ganz abgesehen, meine ich trotzdem, der scheidende Konsul sollte in Rom bleiben und sich der Anklage stellen.«
    Welcher Anklage? Niemand wußte Genaueres, auch wenn die meisten Senatoren folgerten, daß die Anklage auf Verrat lauten und in einen Prozeß gegen Sulla wegen seines Einmarsches in Rom münden würde. Sulla seufzte und fügte sich in das Unvermeidliche. Er war ein skrupelloser Mann, der notfalls jeden Eid gebrochen hätte. Von Cinna allerdings hätte er das nicht erwartet. Wie ärgerlich!
    Vom Kapitol aus machte er sich auf den Weg zu Aurelias Insula in der Subura. Beim Gehen dachte er darüber nach, wie er am besten mit Cinna umgehen sollte. Vor Aurelias Mietshaus angelangt, hatte er die Antwort gefunden; als Eutychus ihm die Tür öffnete, strahlte er deshalb übers ganze Gesicht. Das Lachen verging ihm allerdings, als er Aurelias Gesicht sah. Sie sah ihn grimmig und unfreundlich an.
    »Du etwa auch?« fragte er und ließ sich auf eine Liege fallen.
    »Ja, ich auch.« Aurelia setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl. »Du solltest nicht hier sein, Lucius Cornelius.«
    »Ach was, es droht keine Gefahr«, sagte er leichthin. »Gaius Julius hat es sich gerade gemütlich gemacht, als ich das Fest verließ.«
    »Außerdem würde es dir gar nichts ausmachen, wenn er genau in diesem Moment hereinkäme«, sagte sie. »Nun, es ist wohl besser, wenn wir nicht allein bleiben — um meinetwillen, wenn es dir schon gleichgültig ist.« Sie erhob die Stimme. »Bitte komm herein und setz dich zu uns, Lucius Decumius!«
    Der kleine Mann trat mit hochrotem Kopf aus Aurelias Arbeitszimmer.
    »Nein, nicht der!« sagte Sulla voller Abscheu. »Ohne dich und deinesgleichen, Lucius Decumius, hätte ich keine Armee nach Rom führen müssen! Wie konntest du auf solch dummes Gerede hereinfallen und glauben, Gaius Marius sei gesund? Bei seinem Gesundheitszustand könnte er eine Armee nicht einmal bis Veii führen, geschweige denn in die Provinz Asia.«
    »Gaius Marius ist wieder gesund«, verteidigte Lucius Decumius sich trotzig. Sulla war nicht nur der einzige von Aurelias Freunden, den er nicht leiden konnte, er war auch der einzige Mann in seiner Bekanntschaft, den er fürchtete. Lucius Decumius wußte allerhand über Sulla, von dem Aurelia nichts wußte, aber je mehr er erfuhr, desto weniger drängte es ihn, anderen darüber zu berichten. Man mußte schon aus dem gleichen Holz geschnitzt sein, um Sulla zu durchschauen, hatte er sich schon tausend Male gesagt, und, beim Jupiter, Lucius Cornelius Sulla war ein ebenso großer Schurke wie er selbst. Nur daß Sulla bessere Möglichkeiten für seine Schurkereien hatte. Und Lucius Decumius wußte, daß Sulla diese Möglichkeiten nutzte.
    »Lucius Decumius darfst du für diesen

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