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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Griechenland und Epirus schlau und geizig sind, Lucius Licinius. Vielleicht konnten sie in Dodona einiges vor den Barbaren verstecken.«
    »Vor mir werden sie nichts verstecken können«, lachte Lucul- lus.
    »Gut! Marschiere mit deinen Männern über Land nach Delphi, und tu, was du tun mußt. Bis ich dich einhole, gehört der Krieg dir.«
    »Und du, Lucius Cornelius?« fragte Lucullus.
    »Ich warte in Brundisium, bis deine Transportschiffe zurück sind. Außerdem muß ich noch so lange in Capua bleiben, bis ich sicher sein kann, daß in Rom alles ruhig bleibt. Ich traue Cinna nicht, und ich traue Sertorius nicht.«
    Da die dreitausend Pferde und tausend Maultiere der Reiterei Sullas in der Gegend um Capua Unmut erregten, marschierte Lucullus Mitte Januar nach Brundisium ab, obwohl der Winter vor der Tür stand und Lucullus und Sulla bezweifelten, daß Lucullus vor März oder April würde absegeln können. Auch Sulla drängte es, Capua sofort zu verlassen, aber er zögerte noch; die Nachrichten aus Rom verhießen nichts Gutes. Zuerst wurde gemeldet, der Volkstribun Marcus Vergilius habe auf dem Forum eine großartige Rede gehalten. Er habe Sullas Gesetze insofern umgangen, als er die Zusammenkunft nicht als Versammlung bezeichnete. Vergilius hatte gefordert, man solle Sulla, der nicht mehr Konsul war, das Imperium entziehen und ihn schnellstens und notfalls gewaltsam nach Rom zurückbeordern, wo er wegen des Mordes an Sulpicius und der rechtswidrigen Ächtung des Gaius Marius und achtzehn weiterer Männer, die noch flüchtig waren, angeklagt werden solle.
    Die Rede hatte weiter keine Folgen, aber dann erfuhr Sulla, daß Cinna unter den Hinterbänklern des Senats um Unterstützung für eine Eingabe warb, die Vergilius und Publius Magius, ein anderer Volkstribun, im Senat machen wollten; der Senat sollte dieser Eingabe zufolge den Zenturiatkomitien empfehlen, Sulla das Imperium zu entziehen und ihn des Mordes und des Verrats anzuklagen. Der Senat weigerte sich standhaft, solche Tricks zu unterstützen, aber Sulla befürchtete trotzdem Schlimmes. Alle in Rom wußten, daß er immer noch mit drei Legionen in Capua war, aber sie schienen überzeugt, daß er es kein zweites Mal wagen würde, nach Rom zu marschieren. Sie glaubten offensichtlich, seine Anordnungen ungestraft unterlaufen zu können.

Ende Januar erhielt Sulla einen Brief von seiner Tochter Cornelia.
    Vater, meine Lage ist verzweifelt. Seit mein Mann und mein Schwiegervater tot sind, benimmt sich der neue pater familias — mein Schwager, der sich jetzt Quintus nennt — mir gegenüber abscheulich. Seine Frau kann mich überhaupt nicht leiden. Als mein Mann und mein Schwiegervater noch lebten, gab es nie Streit. Inzwischen wohnen aber der neue Quintus und seine schreckliche Frau bei meiner Schwiegermutter und mir. Von Rechts wegen gehört das Haus meinem Sohn, aber daran denkt anscheinend niemand mehr, und meine Schwiegermutter steht, was wohl natürlich ist, mittlerweile aufder Seite ihres Sohnes. Und inzwischen geben sie ständig Dir die Schuld an der Misere Roms und auch an ihren persönlichen Problemen. Sie behaupten sogar, Du hättest meinen Schwiegervater absichtlich nach Umbria in den Tod geschickt. So haben meine Kinder und ich nun keine Diener mehr, wir müssen dasselbe essen wie die Sklaven und bewohnen die schlechtesten Zimmer. Wenn ich mich beklage, bekomme ich zu hören, daß ohnehin Du für mich aufkommen müßtest! Als ob ich meinem verstorbenen Mann nicht einen Sohn geboren hätte, der den größten Teil des großväterlichen Vermögens erben wird! Auch deshalb gibt es immer wieder Arger. Delmatica drängt mich, ich solle doch zu ihr in Dein Haus ziehen, aber ich möchte das nicht ohne Deine Erlaubnis tun.
    Eine Bitte, Vater, liegt mir mehr als alles andere am Herzen — vielleicht hast Du bei all Deinen eigenen Problemen gar keine Zeit, an mich zu denken, aber diese Sache wäre mir wichtiger, als in Deinem Haus unterkommen zu können — kannst Du mir einen neuen Ehemann suchen? Ich bin noch weitere sieben Monate in Trauer. Wenn Du einverstanden bist, würde ich diese Zeit gerne in Deinem Haus unter der Obhut Deiner Frau zubringen. Aber länger will ich Delmatica nicht zur Last fallen. Ich brauche mein eigenes Haus.
    Ich bin nicht wie Aurelia, ich möchte nicht allein leben. Ich könnte auch nicht so leben wie Aelia, die ihr Leben trotz Marcias Herrschsucht wirklich zu genießen scheint. Bitte, Vater, wenn Du mir einen Mann finden könntest,

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