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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Unterstützung und seine Dienste als Volkstribun im kommenden Jahr angeboten. Aber dann machte Sulla die Versammlung der Plebs zu einer inhaltsleeren Angelegenheit, und dadurch zerschlugen sich vorübergehend die Hoffnungen des Sextus Lucilius. Die Flüchtlinge wurden allerdings verurteilt, was ihm wieder etwas Auftrieb gab, bis er entdeckte, daß — von Sulpicius abgesehen — keinerlei Versuch unternommen wurde, sie zu ergreifen. Nicht einmal Gaius Marius wurde verfolgt, der doch ein viel größerer Schurke war als Sulpicius! Als Lucilius sich darüber beim Pontifex Maximus Scaevola beklagte, erntete er nur einen kalten Blick.
    »Versuch einmal, deinen Grips zusammenzunehmen, Sextus Lucilius!« sagte Scaevola. »Es war notwendig, Gaius Marius aus Rom zu vertreiben, aber glaubst du, Lucius Cornelius will sich mit Marius’ Tod belasten? Wir haben alle mißbilligt, daß er ein Heer gegen Rom führte, aber was würde deiner Meinung nach das Volk von Rom erst sagen, wenn er Gaius Marius tötete, Todesstrafe hin oder her? Marius wurde nur deshalb zum Tode verurteilt, weil Lucius Cornelius die Flüchtlinge bei den Zenturien des Hochverrats anklagen mußte, und eine Verurteilung wegen Hochverrats zieht automatisch die Todesstrafe nach sich. Aber Lucius Cornelius ist vollkommen zufrieden, wenn Gaius Marius nicht mehr in Rom ist! Gaius Marius ist eine Institution, und niemand, der bei Verstand ist, tötet eine Institution. Nun geh, Sextus Lucilius, und ärgere den Konsul nicht mit so dummen Gedanken!«
    Sextus Lucilius ging. Sulla suchte er nicht noch einmal auf. Was Scaevola gesagt hatte, leuchtete ihm ein: Niemand in Sullas Stellung wollte für den Tod von Gaius Marius verantwortlich sein. Aber doch blieb die Tatsache bestehen, daß Gaius Marius wegen Hochverrats von den Zenturien verurteilt worden war und sich auf freiem Fuß befand, obwohl er eigentlich aufgespürt und getötet werden mußte. Offenbar sollte er straflos davonkommen und ein freier Mann bleiben, vorausgesetzt, er hielte sich von Rom oder einer anderen größeren römischen Stadt fern! Solange konnte er tun, was er wollte, denn niemand tötete eine Institution!
    Aber du hast ohne mich gerechnet, Gaius Marius! dachte Sextus Lucilius. Er war bereit, als der Mann in die Geschichte einzugehen, der der schändlichen Laufbahn des Marius ein Ende bereitete.
    Also wurde Sextus Lucilius aktiv. Er mietete fünfzig ehemalige Reiter, die Geld brauchten — und das brauchte in diesen Zeiten jeder. Dann beauftragte er sie, Gaius Marius aufzuspüren. Wenn sie ihn fanden, sollten sie ihn auf der Stelle töten. Wegen Hochverrats.
    Zur selben Zeit wählte die Versammlung der Plebs die Volkstribunen. Sextus Lucilius kandidierte und wurde auch gewählt. Die Plebs wählte immer gern einen oder zwei sehr konservative Tribunen, damit die Funken flogen und es etwas zu sehen gab.
    Das Amt gab Sextus Lucilius weiter Auftrieb, obwohl es mit keiner Macht mehr verbunden war. Er rief den Anführer seiner Reiter zu einer kurzen Unterredung zu sich.
    »Ich gehöre zu den wenigen Männern in dieser Stadt, die noch über etwas Geld verfügen. Ich bin bereit, dir zusätzlich tausend Denare zu zahlen, wenn du mir den Kopf von Gaius Marius bringst. Nur den Kopf!«
    Der Anführer, der für tausend Denare ohne mit der Wimper zu zucken seine eigene Familie enthauptet hätte, nickte eifrig. »Ich werde auf jeden Fall mein Bestes tun, Sextus Lucilius. Ich weiß, daß der alte Mann sich nicht nördlich des Tibers aufhält, also werde ich im Süden anfangen zu suchen.«

    Sechzehn Tage nach seiner Abfahrt aus Ostia mußte Kapitän Publius Murcius’ Schiff den ungleichen Kampf gegen die Elemente aufgeben und in den Hafen von Circei einlaufen, kümmerliche fünfzig Meilen südlich von Ostia. Die Matrosen waren erschöpft, und das Wasser war knapp geworden.
    »Tut mir leid, Gaius Marius, es muß sein«, sagte Publius Murcius. »Wir können nicht länger gegen den Wind ankämpfen.«
    Protest schien sinnlos, deshalb nickte Gaius Marius. »Was sein muß, muß sein. Ich bleibe an Bord.«
    Publius Murcius war darüber sehr erstaunt, und er mußte sich heftig am Kopf kratzen. Sobald er an Land war, verstand er es allerdings. Ganz Circei sprach über die Ereignisse in Rom und die Verurteilung des Gaius Marius wegen Hochverrats. Männer wie Sulpicius waren außerhalb von Rom kaum bekannt, aber Gaius Marius war überall berühmt. Der Kapitän kehrte eilig auf sein Schiff zurück.
    Mit unglücklicher, aber

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