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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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mitschleppen mußte. Mühsam marschierte er weiter, bis endlich die Mauern von Minturnae in der Ferne auftauchten. Als er sich der Stadt näherte, sah er einen Trupp von etwa fünfzig bewaffneten Reitern die Via Appia entlangtraben. Hinter ein paar Kiefern versteckt wartete er ab, bis die Reiter durch das Tor in die Stadt geritten waren. Der Hafen von Minturnae lag zum Glück außerhalb der Befestigungen, und so konnte Marius an den Mauern vorbei unentdeckt die Docks erreichen.
    Es war Zeit, das Pferd loszuwerden. Er nahm den Geldsack an sich, gab dem Tier einen kräftigen Klaps und sah zu, wie es davonsprang. Dann betrat er eine kleine, aber wohlhabend aussehende Taverne.
    »Ich bin Gaius Marius«, sagte er mit lauter Stimme. »Ich bin wegen Hochverrats zum Tod verurteilt. Ich bin so müde wie noch nie in meinem Leben. Und ich brauche Wein.«
    Die sechs oder sieben Männer, die in der Taverne saßen, wandten ihm ihre Gesichter zu und starrten ihn mit offenen Mündern an. Dann wurden Stühle und Hocker zurückgeschoben, und er war von Männern umringt, die ihn anfassen wollten — nicht um ihn festzunehmen, sondern weil das Glück brachte.
    »Setz dich, setz dich!« strahlte der Wirt. »Bist du wirklich Gaius Marius?«
    »Paßt die allgemeine Beschreibung nicht auf mich? Zwar habe ich nur ein halbes Gesicht und sehe älter aus als Saturn, das weiß ich, aber ihr werdet doch nicht behaupten, daß ihr Gaius Marius nicht erkennt, wenn er vor euch steht!«
    »Ich erkenne dich«, sagte einer der Zecher, »du bist Gaius Marius. Ich war auf dem Forum Romanum, als du für Titus Titinius gesprochen hast.«
    »Wein. Ich brauche Wein«, sagte Gaius Marius.
    Er bekam Wein und trank den ersten Becher in einem Zug aus, worauf der Wirt seinen Becher sofort erneut füllte. Dann bekam er zu essen. Während er aß, berichtete er den Männern von Sullas Einmarsch in Rom und seiner eigenen Flucht. Was es bedeutete, wegen Hochverrats verurteilt zu sein, brauchte er nicht zu erklären, denn das wußte jeder Römer, Latiner und Italiker der Halbinsel. Eigentlich hätten seine Zuhörer ihn nun zum Magistrat der Stadt schleppen müssen, und dann hätte er sogleich hingerichtet werden müssen. Oder sie hätten ihn selbst töten können. Statt dessen hörten sie ihn an, bis er fertig war, und halfen ihm dann eine wackelige Leiter zu einem Bett hinauf. Der Flüchtling ließ sich auf das Bett fallen und schlief zehn Stunden lang.
    Als Marius erwachte, stellte er fest, daß jemand seine Tunika und seinen Umhang gewaschen und seine Stiefel von innen und außen geputzt hatte. Er fühlte sich besser als jemals, seit er Murcius’ Schiff verlassen hatte. Gestärkt kletterte er die Leiter hinunter und stellte fest, daß die Taverne gerammelt voll war.
    »Sie sind alle gekommen, um dich zu sehen, Gaius Marius«, sagte der Wirt und schüttelte ihm die Hand. »Es ist eine Ehre für uns, daß du bei uns bist!«
    »Ich bin ein zum Tode Verurteilter, lieber Wirt, und es gibt wahrscheinlich an die fünfzig berittene Trupps, die nach mir suchen. Erst gestern habe ich einen solchen Trupp durch die Tore eurer Stadt reiten sehen.«
    »Ja, die Reiter sind in diesem Augenblick auf dem Forum bei den Duumvirn, Gaius Marius. Wie du haben sie erst einmal geschlafen, und jetzt haben sie es furchtbar wichtig. Die halbe Stadt weiß, daß du hier bist, aber du brauchst dich nicht zu sorgen, wir werden dich nicht ausliefern. Und auch den Duumvirn werden wir nichts sagen. Es sind nämlich beides sehr gesetzestreue Männer. Wenn sie von dir wüßten, würden sie wahrscheinlich entscheiden, daß du hingerichtet werden mußt, auch wenn sie von dieser Aufgabe nicht gerade begeistert wären.«
    »Ich danke euch«, sagte Marius. Sein Dank kam von Herzen.
    Ein kleiner, dicklicher Mann, der zehn Stunden zuvor nicht dagewesen war, trat jetzt mit ausgestreckter Hand vor. »Ich heiße Aulus Belaeus und bin ein Kaufmann aus Minturnae. Ich besitze ein paar Schiffe. Sage mir, was du brauchst, Gaius Marius, und du bekommst es.«
    »Ich brauche ein Schiff, das mich in ein Land bringt, wo ich Asyl finde.«
    »Kein Problem«, sagte Belaeus sofort. »In der Bucht liegt genau das richtige Schiff für dich bereit. Sobald du gegessen hast, bringe ich dich hin.«
    »Bist du ganz sicher, Aulus Belaeus? Man trachtet mir nach dem Leben. Wenn du mir hilfst, könntest du damit dein eigenes Leben verwirken.«
    »Dieses Risiko gehe ich ein«, sagte Belaeus ruhig.
    Eine Stunde später wurde Marius zu

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