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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Marius geführte Partei.«
    »Bleib auf jeden Fall auf dem Marsfeld. Und ich bitte dich, komm zu den Verhandlungen, die vielleicht stattfinden!«
    »Keine Sorge, dieses Fiasko werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.« Sertorius ging, nachdem er sich noch einmal über die linke Wange gewischt hatte.
    Aber am nächsten Tag marschierte Marius ab. Er führte seine Legionen von Rom weg in die latinischen Ebenen, denn er hatte aus dem Tod des Pompeius gelernt: Wenn viele Menschen unter provisorischen Verhältnissen in der Umgebung einer großen Stadt lagerten, mußten schlimme Seuchen ausbrechen. Also war es besser, mit den Soldaten dorthin zu ziehen, wo die Luft frisch und das Wasser unverseucht war und wo man sich das notwendige Getreide und andere Nahrungsmittel durch Plündern von Getreidespeichern und Scheunen besorgen konnte. Davon gab es auf den latinischen Ebenen mehr als genug. Aricia, Bovillae, Lanuvium, Antium, Ficana und Laurentum ergaben sich Gaius Marius ohne Widerstand.
    Als Quintus Sertorius von Marius’ Abzug hörte, überlegte er, ob ein weiterer Grund des Marius nicht der war, sich und seine Leute vor Cinna in Sicherheit zu bringen. Denn Marius mochte verrückt sein, dumm war er nicht.
    Es war nun Ende November. Beide Seiten — genauer alle drei Seiten — wußten, daß die Tage von Gnaeus Octavius Rusos Herrschaft gezählt waren. Das Heer des toten Pompeius Strabo hatte Metellus Pius als neuen Feldherrn abgelehnt und war dann über die milvische Brücke marschiert, um Gaius Marius, nicht Lucius Cinna, seine Dienste anzubieten.
    Inzwischen waren über achtzehntausend Menschen an den Seuchen gestorben, vor allem Soldaten der Legionen Pompeius Strabos. Und die Getreidespeicher Roms waren nun vollständig leer. Marius spürte den Anfang des Endes und führte seine aus fünftausend Sklaven und Freigelassenen bestehende Leibwache wieder zur Südflanke des Janiculum zurück. Bezeichnenderweise brachte er den Rest seiner Armee nicht mit, weder die Samniten noch die Italiker, noch den Rest des Heeres von Pompeius Strabo. Wollte er sie als Reserve im Hintergrund halten? Es sah ganz danach aus, dachte Quintus Sertorius.

    Am dritten Tag des Dezember kam eine Verhandlungsdelegation über die beiden Brücken, die die Tiberinsel mit den Ufern des Flusses verbanden. Sie bestand aus Metellus Pius dem Ferkel, dem offiziellen Delegationsleiter, dem Zensor Publius Crassus und den Brüdern Caesar. Am Ende der zweiten Brücke wurden sie von Lucius Cinna erwartet. Neben Cinna stand Gaius Marius.
    »Ich grüße dich, Lucius Cinna«, sagte Metellus Pius. Er war wütend darüber, daß auch Marius anwesend war, zumal dieser den Schurken Fimbria und einen riesenhaften Germanen in einer goldenen Prunkrüstung bei sich hatte.
    »Sprichst du zu mir als Konsul oder als Privatmann, Quintus Caecilius?« fragte Cinna kalt.
    Sobald er das gesagt hatte, fuhr Marius ihn wütend an und knurrte: »Schwächling! Feiger Idiot!«
    Metellus Pius schluckte. »Als Konsul, Lucius Cinna«, sagte er.
    Worauf Catulus Caesar wütend zu Metellus sagte: »Verräter!«
    »Der Mann ist nicht Konsul! Er hat ein Sakrileg begangen!« rief der Zensor Crassus.
    »Er braucht gar kein Konsul zu sein! Er ist der Sieger!« brüllte Marius.
    Metellus Pius hielt sich die Ohren zu, um die wüsten Beschimpfungen nicht hören zu müssen, die nun alle außer ihm selbst und Cinna ausstießen. Zornig drehte er sich um und stolzierte über die Brücken zurück nach Rom.
    Als er Octavius berichtete, was vorgefallen war, fuhr auch dieser den glücklosen Metellus an. »Wie kannst du sagen, daß er Konsul ist? Das ist er nicht! Cinna hat gegen die Götter gefrevelt!«
    »Der Mann ist Konsul, Gnaeus Octavius, und er wird noch bis Ende dieses Monats Konsul sein«, sagte Metellus Pius ungerührt.
    »Du bist mir ein feiner Unterhändler! Verstehst du denn nicht, daß wir Cinna auf keinen Fall als Konsul anerkennen dürfen?« Octavius hatte den Zeigefinger erhoben wie ein Schulmeister, der einen Schüler zurechtweist.
    Metellus verlor die Fassung. »Dann geh doch du und mach es besser! Und zeige nicht mit dem Finger auf mich! Du bist doch nur ein kleiner Aufsteiger! Ich bin ein Caecilius Metellus, und nicht einmal Romulus darf mit dem Finger auf mich zeigen! Ob es dir nun paßt oder nicht, Lucius Cinna ist Konsul! Wenn er mir noch einmal diese Frage stellt, werde ich ihm dieselbe Antwort geben!«
    Der Jupiterpriester und consul suffectus Merula, der sich sehr unwohl

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