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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Octavius.«
    Cinna nickte. »Ich stimme dir aus vollem Herzen zu, Quintus Caecilius. Es darf keine Rache geben.«
    »Kannst du das durch einen Eid garantieren?« fragte Metellus listig.
    Cinna schüttelte errötend den Kopf. »Das kann ich nicht, Quintus Caecilius. Ich kann dir nur zusichern, daß ich mich nach Kräften dafür einsetzen werde, Hochverratsprozesse, Blutvergießen und Beschlagnahmungen von Eigentum zu verhindern.«
    Metellus Pius sah nachdenklich den schweigenden Gaius Marius an. »Willst du damit sagen, Lucius Cinna, daß du deine Anhänger nicht im Griff hast?«
    Cinna zuckte unmerklich zusammen, sagte aber mit fester Stimme: »Ich habe sie im Griff.«
    »Wirst du also schwören?«
    »Nein, das werde ich nicht«, sagte Cinna würdevoll, und sein rotes Gesicht verriet sein Unbehagen. Er stand auf, zum Zeichen, daß die Zusammenkunft beendet sei, und begleitete Metellus Pius zur Tiberbrücke hinunter. Als er einige Augenblicke mit Metellus allein war, sagte er mit Nachdruck: »Quintus Caecilius, ich habe meine Anhänger im Griff! Trotzdem wäre es mir lieber, wenn Gnaeus Octavius sich vom Forum fernhalten würde — wenn er außer Sichtweite bliebe! Nur für den Fall. Eine entfernte Möglichkeit. Sag ihm das!«
    »Das werde ich«, sagte Metellus Pius.
    Marius war ihnen humpelnd nachgelaufen, denn er hatte es eilig, dieses Privatgespräch zu unterbrechen. Er sah grotesk aus, dachte Metellus. Er hatte etwas geradezu Affenartiges an sich.
    Fast verschwunden war dagegen die furchteinflößende Aura der Macht, die ihn immer umgeben hatte, selbst damals, als Metellus’ Vater in Numidien Marius’ Vorgesetzter gewesen war und Metellus selbst ein Kadett.
    »Wann willst du mit Marius in die Stadt einziehen?« fragte Catulus Caesar Cinna noch, als sich die beiden Abordnungen trennten, um ihrer Wege zu gehen.
    Bevor Cinna antworten konnte, fuhr Gaius Marius mit einem verächtlichen Schnauben dazwischen. »Lucius Cinna kann als rechtmäßiger Konsul jederzeit in die Stadt einziehen«, sagte er. »Ich allerdings werde mit dem Heer hier warten, bis die Urteile gegen mich und meine Freunde rechtmäßig aufgehoben werden.«
    Cinna wartete ungeduldig, bis Metellus Pius mit seiner Abordnung über die Brücke gegangen war, die auf die Tiberinsel führte. Dann sagte er in scharfem Ton zu Marius: »Was meinst du damit, daß du mit dem Heer warten wirst, bis deine Verurteilung aufgehoben ist?«
    Der alte Mann sah nicht mehr aus wie ein Mensch, sondern wie ein Meeresungeheuer oder ein Vampir, ein mit teuflischer Intelligenz begabtes Scheusal aus der Unterwelt. Marius lächelte, und seine Augen glitzerten bösartig durch das dichte Durcheinander seiner Brauen, die noch buschiger waren als früher, weil er sich angewöhnt hatte, an ihnen zu zupfen.
    »Mein lieber Lucius Cinna, das Heer folgt Gaius Marius, nicht dir! Ohne mich wären die Soldaten zur anderen Seite übergelaufen, und Octavius hätte gewonnen. Merk dir das! Wenn ich die Stadt betrete, solange mein Name noch als der eines Geächteten und zum Tod Verurteilten auf den Tafeln steht, was kann dann dich und Octavius davon abhalten, eure Differenzen zu begraben und die Strafe an mir zu vollstrecken? Dann säße ich ja in einer schönen Patsche! Ich könnte nichts tun, als in aller Bescheidenheit als privatus darauf zu hoffen, daß die Konsuln und der Senat — dem ich ja nicht mehr angehöre! — beschließen, mich von meinen erfundenen Verbrechen freizusprechen. Und ich frage dich: Wäre das einem Gaius Marius angemessen?« Er klopfte Cinna gönnerhaft auf die Schultern. »Nein, Lucius Cinna, du sollst deinen kurzen Augenblick des Ruhmes ganz für dich allein haben! Geh du nur allein nach Rom. Ich bleibe, wo ich bin. Mit dem Heer, das mir gehört. Nicht dir.«
    Cinna konnte seine Erschütterung nicht verbergen. »Willst du damit sagen, du würdest das Heer — mein Heer — gegen mich einsetzen? Den rechtmäßigen Konsul?«
    »Kopf hoch, so weit wird es nicht kommen!« sagte Marius fröhlich. »Sagen wir lieber, das Heer wird sich darum kümmern, daß Gaius Marius bekommt, was ihm zusteht.«
    »Und was genau steht Gaius Marius zu?«
    »An den Kalenden des Januar werde ich der neue Konsul sein. Du wirst natürlich mein Kollege sein.«
    »Aber ich kann doch nicht noch einmal Konsul werden!« sagte Cinna entsetzt.
    »Quatsch! Natürlich kannst du das! Jetzt geh, los, geh!« Marius sprach wieder wie zu einem unfolgsamen Kind.
    Cinna ging zu Sertorius und Carbo, die bei

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