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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Unvorstellbar, daß sie auch seinen alten Onkel, den Augur, getötet hatten! Sie konnten die Ereignisse ein furchtbares Mißverständnis nennen, bis sie schwarz wurden. Aber nichts von dem, das sich seit Neujahr in Rom ereignet hatte, war ein Mißverständnis. Scaevola wärmte sich die Hände und wischte sich die Tränen aus den Augen, dann starrte er in die glühenden Kohlen in der Pfanne auf dem Bronze-Dreifuß. Er wußte nicht, daß auch Catulus Caesar in seinen letzten Augenblik- ken in glühende Kohlen gestarrt hatte.
    Die Köpfe des Catulus Caesar und des Jupiterpriesters Merula wurden vor der Morgendämmerung am dritten Tag von Gaius Marius’ Konsulat vor der Rostra aufgestellt. Marius selbst betrachtete lange und nachdenklich Catulus Caesars Kopf — sein Gesicht war immer noch gutaussehend und hochmütig. Dann erlaubte er Popillius Laenas, erneut eine Volksversammlung einzuberufen.
    Diesmal wurde Sulla verurteilt und zum Volksfeind erklärt. Sein gesamter Besitz wurde konfisziert, aber nicht zum Wohl des Staates. Vielmehr erlaubte Marius seinen Ardiaiern, Sullas prächtiges Haus über dem Circus Maximus zu plündern und es dann bis auf die Grundmauern niederzubrennen. Dem Besitz des Antonius Orator erging es ähnlich. Jedoch hatte keiner der beiden Männer einen Hinweis hinterlassen, wo sich ihr Geld befand. Auch in den römischen Banken konnte man es nicht finden. Deshalb konnte sich nur die Sklavenlegion an den Besitztümern des Sulla und des Antonius Orator bereichern, Rom jedoch ging leer aus. Popillius Laenas ärgerte sich so sehr darüber, daß er eine Abteilung von Staatssklaven zu Sullas Haus schickte, um die abgekühlte Asche noch einmal nach einem versteckten Schatz durchsuchen zu lassen. Doch weder die Schreine mit den Masken der Vorfahren Sullas noch der kostbare Tisch aus Zitronenholz hatten sich in dem Haus befunden, als es von den Ardiaiern geplündert wurde. Mamercus und Sullas neuer Verwalter Chrysogonus hatten gründlich gearbeitet. Die beiden Männer hatten mit Hilfe einer kleinen Armee von Sklaven in weniger als einem Tag ein halbes Dutzend der schönsten Häuser Roms ausgeräumt und die Gegenstände an Orten versteckt, an denen niemand suchen würde.

    Marius kehrte während der ersten Tage seines siebten Konsulats nicht nach Hause zurück und suchte auch Julia nicht auf. Den jungen Marius hatte er noch vor dem Neujahrstag aus der Stadt geschickt. Er hatte die Aufgabe erhalten, die Männer zu entlassen, für die Marius keine Verwendung mehr hatte. Marius schien anfänglich zu befürchten, daß Julia ihn aufsuchen könnte; er versteckte sich zwischen seinen Ardiaiern und erteilte ihnen den strengen Befehl, Julia sofort wieder nach Hause zu geleiten, falls sie sich auf dem Forum blicken ließe. Als Julia auch nach drei Tagen noch nicht aufgetaucht war, konnte Marius sich etwas entspannen. Sein Gemütszustand zeigte sich nur in den endlosen Briefen, die er seinem Sohn schrieb und in denen er ihn beschwor, nicht nach Rom zurückzukehren.
    »Er ist wirklich verrückt, aber gleichzeitig auch sehr vernünftig«, sagte Cinna zu seinem Freund Gaius Julius Caesar, der gerade aus Ariminum zurückgekehrt war, wo er Marius Gratidianus geholfen hatte, Servilius Vatia im italischen Gallien festzuhalten. »Er weiß, daß er Julia nach diesem Blutbad nicht mehr in die Augen sehen kann.«
    »Und wo lebt er jetzt?« fragte Marius’ Schwager kreidebleich. Er versuchte verzweifelt, seine Stimme ruhig klingen zu lassen.
    »In einem Zelt, ob du es glaubst oder nicht. Dort drüben steht es, siehst du? Marius hat es direkt neben dem Lacus Curtius aufschlagen lassen, und im Lacus badet er auch. Aber er scheint nie zu schlafen. Wenn er sich nicht mit seinen schlimmen Sklaven und diesem Ungeheuer Fimbria besäuft, läuft er immerzu herum. Er läuft und läuft und läuft und steckt seine Nase in alles mögliche, wie eine alte Großmutter, die ihren Stock in alles hineinbohrt, was sie auf dem Weg findet. Nichts ist ihm heilig!« Cinna zitterte. »Ich habe keine Macht über ihn. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht oder was er als nächstes vorhat. Ich bezweifle sogar, daß er es selbst weiß.«
    Caesar hatte schon unterwegs, in Veii, Gerüchte von Marius’ wahnsinnigem Wüten in Rom gehört, aber die Geschichten waren so eigenartig und unzusammenhängend gewesen, daß er sie nicht geglaubt hatte. Immerhin hatten sie ihn veranlaßt, seine Reiseroute zu ändern. Statt über das Marsfeld zu reiten und seinen

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