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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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eingeheirateten Vetter Sertorius zu besuchen, wählte Caesar einen Seitenweg, sobald er die milvische Brücke hinter sich hatte, und zog durch die Porta Collina in die Stadt ein. Von den jüngsten Ereignissen in Rom wußte er immerhin soviel, daß sich das Heerlager des Pompeius Strabo nicht mehr hier befand und daß Pompeius Strabo tot war. In Veii hatte er erfahren, daß Marius und Cinna Konsuln geworden waren, und das war auch ein Grund dafür gewesen, daß er den Gerüchten über ein Massaker in Rom wenig Glauben geschenkt hatte. Aber als er die Porta Collina erreichte, fand er dort eine Zenturie Soldaten als Wache vor.
    »Gaius Julius Caesar?« fragte der Zenturio. Er kannte die Legaten des Gaius Marius gut.
    »Ja«, sagte Caesar, der immer nervöser wurde.
    »Ich habe eine Nachricht vom Konsul Lucius Cinna für dich. Du sollst dich sofort zu ihm begeben. Sein Quartier ist im Tempel des Castor.«
    Caesar runzelte die Stirn. »Ich werde das gerne tun, Zenturio, aber zuerst möchte ich nach Hause.«
    »Die Nachricht lautet, daß du ihn sofort aufsuchen sollst, Lucius Julius.« Der Zenturio brachte es fertig, Höflichkeit und Befehlston zu mischen.
    Caesar unterdrückte seine Angst und ritt den Vicus Longus zum Forum hinunter.
    Schon von der milvischen Brücke aus hatte er eine Rauchfahne erblickt, die schwarz am wolkenlosen Himmel hing. Jetzt verdunkelte der Rauch den Himmel über ihm, und Asche schwebte durch die Luft. Mit wachsendem Entsetzen sah er Leichen auf beiden Seiten der breiten Straße liegen — Männer, Frauen, Kinder. Als er die Fauces Suburae erreichte, klopfte sein Herz wie rasend. Alles in ihm drängte ihn bergauf, drängte ihn, im Galopp nach Hause zu reiten, um zu sehen, ob seine Familie wohlauf war. Aber sein Instinkt sagte ihm, daß er seiner Familie am besten dadurch half, daß er dem Befehl gehorchte. Offenbar hatte auf den Straßen von Rom ein Krieg stattgefunden. Aus weiter Entfernung, aus der Richtung, in der die Insulae des Esquilin lagen, konnte er Gebrüll hören, Geheul und Schreie. Vom Argiletum sah er keinen einzigen lebenden Menschen. Er bog in den Vicus Sandalarius ein und kam auf das mittlere Forum, von wo er in den Tempel des Castor und Pollux gelangen konnte, ohne das untere Forum betreten zu müssen.
    Caesar fand Cinna am Fuß der Tempeltreppe und erfuhr von ihm, was sich ereignet hatte.
    »Was willst du von mir, Lucius Cinna?« fragte Caesar. Er hatte das große Zelt neben dem Lacus Curtius bereits gesehen.
    »Ich will nichts von dir, Gaius Julius«, antwortete Cinna.
    »Dann laß mich nach Hause! Es brennt überall, ich muß wissen, ob meine Familie in Gefahr ist!«
    »Ich habe dir nicht befohlen herzukommen, Gaius Julius. Das war Gaius Marius persönlich. Ich habe nur den Wachposten gesagt, daß sie dich sofort zu mir schicken sollen, denn ich glaubte, du wüßtest nicht, was hier los ist.«
    »Was will Gaius Marius von mir?« fragte Caesar zitternd.
    »Fragen wir ihn doch«, sagte Cinna und setzte sich in Bewegung.
    Die auf dem Forum herumliegenden Leichen waren enthauptet worden. Caesar verlor beinahe das Bewußtsein, als er die Rostra und ihre Dekoration erblickte.
    »Das sind ja meine Freunde!« rief er aus, und Tränen traten in seine Augen. »Meine Vettern! Meine Kollegen!«
    »Bleib ganz ruhig, Gaius Julius«, sagte Cinna mit tonloser Stimme. »Du darfst weder weinen noch ohnmächtig werden, wenn dir dein Leben lieb ist. Du magst sein Schwager sein, aber seit dem Neujahrstag halte ich ihn sogar für fähig, seine Frau und seinen Sohn hinrichten zu lassen.«
    Gaius Marius stand zwischen dem Zelt und der Rostra und sprach mit seinem germanischen Riesen Burgundus und mit Caesars dreizehnjährigem Sohn.
    »Gaius Julius, ich freue mich, dich wiederzusehen!« polterte Marius, umarmte Caesar und küßte ihn betont herzlich auf die Wange. Cinna bemerkte, wie der Junge zusammenzuckte.
    »Gaius Marius«, sagte Caesar mit rauher Stimme.
    »Du warst schon immer zuverlässig, Gaius Julius. In deinem Brief stand, daß du heute hier ankommen würdest, und hier bist du nun. Daheim in Rom. Willkommen!« Marius nickte Burgundus zu, der sich schnell entfernte.
    Aber Caesar hatte nur Augen für seinen Sohn, der inmitten der blutigen Unordnung stand, als bemerke er sie nicht. Seine Gesichtsfarbe schien normal, er wirkte gelassen, hielt aber den Blick niedergeschlagen.
    »Weiß deine Mutter, daß du hier bist?« stieß Caesar hervor. Er sah sich um und sah, daß Lucius Decumius hinter dem

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