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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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für alles. Mein Pferd gehört zu Gratidianus’ Legion. Ich habe keinen Stall, in dem ich es unterbringen könnte.«
    »Ich werde dafür sorgen, daß sich einer meiner Männer darum kümmert, Gaius Julius«, sagte Cinna. Er wandte sich um und ging zum Tempel des Castor und Pollux. Seine Stimmung war jetzt viel besser als zuvor.
    »Ich glaube«, sagte Marius, »wir sollten die beiden Kinder morgen schon verheiraten. Das Fest kann am Abend in Lucius Cinnas Haus stattfinden. Danach werden sich der Pontifex Maximus, das Priesterkollegium, das Augurenkollegium und die übrigen Kollegien zur Amtseinführung unseres neuen Jupiterpriesters und seiner Frau im Jupitertempel einfinden. Die Weihe wird warten müssen, bis du die Männertoga anlegen darfst, junger Caesar. Aber die Amtseinführung reicht aus, um die gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen.«
    »Ich danke dir noch einmal, Onkel«, sagte der Junge.
    Sie gingen an der Rostra vorbei. Marius blieb stehen und wies mit einer großartigen Handbewegung auf die vielen grausigen Trophäen, die rings um die Plattform aufgestellt waren. »Schaut euch das an!« rief er glücklich. »Ist das nicht ein prächtiger Anblick?«
    »Ja«, sagte Caesar, »wahrhaftig.«
    Sein Sohn eilte mit großen Schritten voraus. Er scheint kaum zu bemerken, dachte der Vater, daß jemand neben ihm geht. Als Caesar sich umdrehte, sah er, daß ihnen Lucius Decumius in diskreter Entfernung folgte. Sein Sohn hatte also nicht allein zu diesem furchtbaren Ort kommen müssen, und obwohl Caesar Lucius Decumius nicht mochte, wirkte seine Anwesenheit doch beruhigend.
    »Wie lange ist er nun schon Konsul?« wollte der Junge wissen, als sie allein waren. »Ganze vier Tage? Es scheint wie eine Ewigkeit! Ich habe Mutter nie zuvor weinen sehen. Tote Männer überall — weinende Kinder — der halbe Esquilin brennt — ein Zaun von Köpfen um die Rostra — überall Blut — seine Ardiaier, wie er diese Bande nennt, wissen gar nicht mehr, ob sie lieber in Frauenbrüste beißen oder Wein saufen sollen! Wie ruhmreich ist sein siebtes Konsulat! Homer wartet wahrscheinlich schon am Rand von Elysium und sehnt sich nach einem großen Schluck Blut, damit er die Taten des Gaius Marius während seines siebten Konsulats besingen kann! Rom hat genug Blut, um Homer zu versorgen!«
    Was sollte er darauf sagen? Caesar wußte es nicht und schwieg; er war selten zu Hause und kannte seinen Sohn kaum.
    Der Junge stürzte in das Haus, während der Vater sich bemühte, mit ihm Schritt zu halten. Im Empfangsraum blieb er stehen und brüllte: »Mutter!«
    Caesar hörte, wie ein Weberkamm zu Boden fiel. Kurz darauf eilte mit entsetzter Miene seine Frau herein. Fast nichts war von ihrer früheren Schönheit geblieben. Sie war mager, unter ihren Augen lagen schwarze Schatten, ihr Gesicht war aufgedunsen, ihre Lippen zerbissen.
    All ihre Aufmerksamkeit galt dem jungen Caesar. Erst als sie ihn unverletzt vor sich sah, wich die Anspannung aus ihrem Körper. Dann sah sie, wer neben ihrem Sohn stand, und ihre Knie gaben nach. »Gaius Julius!«
    Er fing sie auf, bevor sie zu Boden fallen konnte, und preßte sie an sich.
    »Ich bin so froh, daß du wieder da bist!« murmelte sie in die Falten seines Reitmantels hinein, der nach Pferd roch. »Wir leben in einem Alptraum!«
    »Seid ihr endlich fertig?« sagte der junge Caesar in scharfem Ton.
    Seine Eltern sahen ihn an.
    »Ich muß dir etwas mitteilen, Mutter«, sagte er. Nur seine eigenen großen Schwierigkeiten kümmerten ihn.
    »Was denn?« fragte sie abwesend. Sie hatte sich noch nicht davon erholt, ihren Sohn unverletzt zu sehen und ihren Ehemann wieder zu Hause zu wissen.
    »Weißt du, was er mir angetan hat?«
    »Wer? Dein Vater?«
    Der Junge wischte die Bemerkung mit einer verächtlichen Handbewegung beiseite. »Nein, nicht er! Nein! Er hat einfach zugestimmt, ich hatte auch gar nichts anderes von ihm erwartet. Ich meine den lieben, freundlichen, aufmerksamen Onkel Gaius Marius!«
    »Was hat Gaius Marius getan?« fragte sie ruhig, obwohl sie innerlich zitterte.
    »Er hat mich zum Jupiterpriester ernannt!« sagte der junge Caesar mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich soll morgen die siebenjährige Tochter des Lucius Cinna heiraten, und dann findet gleich die Amtseinführung statt!«
    Aurelia erschrak. Sie fand keine Worte. Ihre erste Reaktion war unendliche Erleichterung, so groß war ihre Furcht gewesen, als Gaius Marius den jungen Caesar zum Forum befohlen hatte. Die ganze Zeit über hatte

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