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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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kamen ihm jetzt zustatten. Zwar begegnete er niemandem, der eine dieser Sprachen sprach, aber seine Ohren waren so viele fremde Wörter und Klänge gewohnt, daß er selbst ausgefallene griechische Dialekte verstand und Fremdwörter erkannte. So war er um Mittel zur Verständigung niemals verlegen.
    Natürlich wäre es wunderbar gewesen, wenn er Bucephalus hätte reiten können, aber Schlappohr, sein junges und zuverlässiges Maultier, stand dem Streitroß nur im Aussehen nach. So leicht und sicher bewegte es sich über den unebenen Boden, daß Caesar manchmal den Eindruck hatte, es habe Klauen statt Hufe. Burgundus saß auf seinem riesigen Sizilianer, und auch die beiden Diener ritten prachtvolle Pferde. Zwar hatte Caesar sein Ehrenwort gegeben, nur auf einem Maultier zu reiten, aber er wollte, daß andere Reisende darin eine exzentrische Eigenart sahen; an den edlen Pferden seiner Diener sollten sie merken, daß er sich ein herrliches Pferd durchaus hätte leisten können. Wie gerissen Sulla war! Denn er hatte Caesars wunden Punkt getroffen: Caesar war die äußere Erscheinung wichtig. Er wollte andere damit beeindrucken, und das war auf einem Maultier schwer!
    Auf dem ersten Abschnitt der Via Egnatia war das Land besonders wild und unwirtlich. Die Straße, die nicht gepflastert, aber sonst in gutem Zustand war, wand sich ins Hochland hinauf, in jenes Gebirge, in dem sich seit Alexander dem Großen wohl kaum etwas verändert hatte. Ein paar Schafherden und einmal in der Ferne einige berittene Krieger, Skordisker vielleicht, waren die einzigen Anzeichen der Zivilisation. Erst ab dem mazedonischen Edessa, wo fruchtbare Flußtäler und Ebenen ein besseres Auskommen versprachen, wurden die Menschen zahlreicher und die Siedlungen größer und dichter. In Thessalonike stieg Caesar im Palast des Statthalters ab. Er nutzte die Gelegenheit zu einem heißen Bad, denn seit Apollonia hatte er sich nur in Flüssen und Seen waschen können, deren Wasser selbst im Sommer kalt war. Die Einladung zum Bleiben schlug er allerdings aus; schon am nächsten Tag reiste er weiter.
    Philippi, der Schauplatz mehrerer berühmter Schlachten und vor nicht allzu langer Zeit von einem Sohn König Mithridates’ besetzt, war interessant wegen seiner Geschichte und seiner strategischen Bedeutung am Berg Pangaion. Noch mehr interessierte sich Caesar freilich für die Straße weiter ostwärts; dort konnte er sich ein Bild von den militärischen Möglichkeiten in den engen Pässen machen, bevor das Land wieder flacher und das Gelände zugänglicher wurde. Dann lagen der Melas-Golf und ein von Bergen umringter, fruchtbarer Küstenstrich vor ihm, und als er einen weiteren Gebirgskamm passiert hatte, kam der Hellespont in Sicht. Diese Meerenge war mehr als nur eine schmale Meeresstraße: Hier war die Griechin Helle vom Rücken des goldenen Widders ins Meer gestürzt, was der Meerenge den Namen gegeben hatte, hier hatten die Symplegaden gelegen, jene zusammenschlagenden Felsen, denen das Schiff Argo nur knapp entronnen war, und hier hatten die Heere der asiatischen Könige von Xerxes bis Mithridates mit ihren Tausenden von Soldaten nach Thrakien übergesetzt. Am Hellespont stießen Ost und West zusammen.
    In Kallipolis schließlich bestieg Caesar für die letzte Etappe der Reise ein Schiff, auf dem auch die Pferde, das Maultier und die Lasttiere untergebracht wurden, und fuhr geradewegs nach Pergamon. Er hoffte, im Kriegsgebiet stationiert zu werden.
    Doch der Statthalter Marcus Minucius Thermus hatte mit Caesar anderes vor. »Es ist von entscheidender Bedeutung, daß wir den Aufstand unter Kontrolle bekommen«, erklärte er seinem neuen Kriegstribunen. »Ausgelöst wurde der Aufstand durch das neue Steuersystem, das der Diktator in der Provinz Asia eingeführt hat. Inselstaaten wie Lesbos und Chios ging es unter Mithridates sehr gut, deshalb wünschen sie das Ende Roms herbei. In einigen Städten auf dem Festland herrscht die gleiche Stimmung. Wenn Mytilene uns ein ganzes Jahr standhält, wird das andere Städte zum Aufstand ermutigen. Die Stadt einzuschließen ist wegen ihres doppelten Hafens schwierig. Für eine Blockade haben wir keine geeignete Flotte. Also wirst du, Gaius Julius, zu König Nikomedes nach Bithynien gehen und dort eine Flotte auftreiben. Dann fährst du nach Lesbos und übergibst die Flotte meinem Legaten Lucullus. Er ist mit der Belagerung betraut.«
    »Entschuldige meine Unwissenheit, Marcus Minucius«, sagte Caesar. »Aber wie

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